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Saison entwickelt. Vor einigen Jahren<br />
sagte Marco Melandri einmal treffend:<br />
„Rossi ist dein Freund – bis du anfängst,<br />
ihn zu besiegen.“ Damals mag<br />
das wahr gewesen sein. Aber Rossi ist<br />
kein Mensch, der sich unvernünftig in<br />
etwas stürzt. Während der letzten Jahre<br />
musste er sich sehr daran gewöhnen,<br />
besiegt zu werden. Sollte Viñales ihn<br />
schlagen, wäre er dafür rein psychologisch<br />
besser aufgestellt als zu Zeiten<br />
mit Lorenzo als Teamkollege.<br />
Lorenzo: Schritt für Schritt<br />
Jorge Lorenzo hat dieses Jahr einen<br />
ganz anderen Job, für den er auch einen<br />
fetten Marlboro-Gehaltsscheck einsacken<br />
darf: Er soll auf einer Ducati gewinnen.<br />
Nachdem die bockige Desmosedici<br />
durch den kontinuierlichen Input<br />
von Gigi Dall`Igna in ein siegfähiges<br />
Motorrad transformiert wurde, stößt<br />
Lorenzo zu einem deutlich günstigeren<br />
Zeitpunkt zu Ducati als Rossi damals.<br />
Damit nicht genug. Mit Casey Stoner<br />
steht ein weiterer, einst bitterer Rossi-<br />
Rivale auf Lorenzos Seite. Stoner bedeutet<br />
einen riesigen Vorteil für Ducati.<br />
Die Bologneser verfügen mit ihm nämlich<br />
über den einzigen Testfahrer, der<br />
die volle MotoGP-Pace gehen kann. Das<br />
zeigte der Malaysia-Test eindrücklich!<br />
Eigentlich haben sie sogar zwei Testfahrer<br />
dieser Sorte, Michele Pirro legt<br />
ein ähnliches Tempo vor. Um die Sache<br />
zu verdeutlichen: Stoner und Lorenzo<br />
treten nun als Waffenbrüder auf. Entschlossen,<br />
das zu erreichen, was Rossi<br />
nicht erreichen konnte.<br />
Die Zeichen dafür stehen nicht<br />
schlecht, obwohl Lorenzo sich jetzt<br />
erst an eine Maschine gewöhnen muss,<br />
die sich völlig anders benimmt als eine<br />
Yamaha und sich zunächst etwas gegen<br />
seinen Fahrstil mit hohem Kurvenspeed<br />
wehrte. Auf den ersten Runden<br />
in Sepang tat sich Lorenzo auch<br />
schwer mit der Bremse. Die Geometrie<br />
der Ducati erlaubt es ihm nicht,<br />
Geschwindigkeit genauso problemlos<br />
abzubauen wie mit der Yamaha.<br />
Aber Schritt für Schritt schafft er<br />
es, sich anzupassen. Viele Leute im<br />
Fahrerlager glauben, dass Lorenzo das<br />
Auftaktrennen in Katar gewinnen könnte.<br />
Sowohl er als Fahrer als auch die<br />
Ducati waren dort schon immer stark.<br />
Zu einem todsicheren Titelkandidaten<br />
würde ihn ein solcher Gewinn trotzdem<br />
nicht machen. „Zuerst war es für mich<br />
ein Schock, auf so viele Schwierigkeiten<br />
zu treffen. Aber wir bekommen das<br />
in den Griff, es ist nur eine Frage der<br />
Zeit. Das Bike fühlt sich schrittweise<br />
immer besser an, und ich kann mehr<br />
Schrittweise gewöhnt<br />
sich Jorge Lorenzo an<br />
sein neues Arbeitsgerät.<br />
Manche trauen ihm<br />
sogar zu, auf der Ducati<br />
das erste Rennen der<br />
Saison Ende März in<br />
Katar zu gewinnen<br />
DUCATI: JORGE LORENZO<br />
pushen und werde schneller. Soweit<br />
sind wir zufrieden, aber ich muss daran<br />
arbeiten, die neuen Reifen besser<br />
einzusetzen und die Maschine genauer<br />
zu verstehen, damit ich härter attackieren<br />
kann. In langsamen Kurven muss<br />
ich jetzt ganz anders fahren als früher,<br />
dafür kann ich in schnellen Kurven<br />
schon wieder richtig Speed machen.“<br />
Obwohl ein Sieg in Katar zur Diskussion<br />
steht, schätzt Stoner, dass es<br />
noch eine Weile dauern wird, bis Lorenzo<br />
und die Desmosedici vollständig<br />
harmonieren. „Lorenzo war so lange<br />
bei einem Hersteller, dass er auf jeden<br />
Fall eine gewisse Zeit der Umgewöhnung<br />
braucht. Die Yamaha und die Ducati<br />
unterscheiden sich in vielen<br />
Dingen grundlegend, von der Motorcharakteristik<br />
und so weiter.“<br />
Im letzten Jahr hatte Ducati durch<br />
deren Winglet-Technologie den besten<br />
Anpressdruck beim Beschleunigen<br />
und einen Vorteil beim Bremsen.<br />
Jetzt sind die Teile verboten und man<br />
könnte meinen, Ducati käme dadurch<br />
in Schwierigkeiten. So ist es aber nicht.<br />
„Wir benötigen immer noch Zeit, die<br />
richtige Balance für das Bike ohne die<br />
Winglets hinzubekommen, denn vorher<br />
hatten wir deutlich mehr Anpressdruck“,<br />
meint Stoner. „Jetzt kämpfen<br />
wir mit mehr Wheelieneigung, leichter<br />
Instabilität bei Höchstgeschwindigkeit<br />
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