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Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

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2. THEORETISCHE RAHMENKONZEPTION<br />

In den folgenden Abschnitten werden die Beziehungsstrukturen zu den einzelnen Bezugspersonen,<br />

die als soziale Unterstützungsquellen fungieren können, detailliert erläutert. Trainer und Lehrer als<br />

mögliche soziale Ressourcen jugendlicher Leistungssportler werden in dieser theoretische<br />

Diskussion ausgeklammert, da sie, wie obenstehend erwähnt, Träger des leistungssportlichen<br />

beziehungsweise schulischen Systems sind und deshalb den strukturellen Ressourcen zugeordnet<br />

werden. Dessen ungeachtet finden sie in der anschliessenden Erhebung Eingang, falls sie in<br />

betonter Weise zur Sprache kommen und aus diesem Grund in den Diskurs aufgenommen werden<br />

müssen.<br />

2.3.1. Elternunterstützung<br />

Als erste soziale Ressource wird hier die die elterliche Unterstützung sowie deren<br />

Beziehungsstrukur zu den heranwachsenden LeistungssportlerInnen thematisiert. In der Adoleszenz<br />

ist das Eltern-Kind-Verhältnis tiefgreifenden Wandlungsprozessen unterworfen. Elterliche<br />

Einstellungen werden kritisch, möglicherweise ablehnend hinterfragt, die Beziehungshierarchie<br />

wird verändert, Rollen werden umverteilt und Peers sowie Gleichaltrige gewinnen an Relevanz.<br />

Stecher (2001, S. 48) spricht zusammenfassend von der „Reorganisation der sozialen Beziehungen,<br />

von autoritativen und emotional intensiven Bindungen an Eltern zu selbstständig eingegangene<br />

Verpflichtungen und Bindungen an selbst gewählte Partner“. Neben diesen Veränderungen ist das<br />

Eltern-Kind-Verhältnis aber durch relativ stabile Verhaltensstrukturen geprägt, die die<br />

Beziehungsqualität in geringem Masse beeinflussen.<br />

Fokussiert man sich auf die Beziehungsstrukturen jugendlicher LeistungssportlerInnen, erfordert<br />

der Aspekt des oft frühen Einstiegsalters besondere Aufmerksamkeit. Bereits der (Leistungs-<br />

)sporteinstieg wird in gewissen Fällen durch die Eltern initiiert. Auch für eine Sportkarriere, die<br />

durch ein späteres Einstiegsalter gekennzeichnet ist, wird klar, dass diese ohne elterliche<br />

Partizipation, wenn auch diese bloss in der Akzeptanz der Aktivität besteht, nur schwer möglich ist.<br />

Diese Partizipation kann indes vielfältig motiviert sein, so beispielsweise durch das Interesse am<br />

Sporterfolg, durch Skepsis oder eine erhoffte Kontrolle über das Kind. Jegliche dieser<br />

Konstellationen sind wesentlich für die Funktion der Eltern als soziale Ressource. In der<br />

akademischen Literatur wird mehrfach die Position der Eltern als bedeutungsvollste aller sozialen<br />

Ressourcen jugendlicher LeistungssportlerInnen genannt.<br />

Aus diesen Ausführungen heraus werden im Folgenden zwei Merkmale genauer besehen, durch die<br />

eine Eltern-Kind-Beziehung charakterisiert werden kann. Die Ergründung vollzieht sich hierbei auf<br />

beschreibender und wertfreier Ebene.<br />

2.3.1.1. Das Konzept der Delegation<br />

Die erste Schilderung eines Elementes, welches eine Beschreibung der Elternbeziehung erlaubt,<br />

bezieht sich auf das Delegationskonzept. Demnach sind alle elterlichen Überlegungen geprägt durch<br />

Hypothesen über Stärken und Fähigkeiten, die das eigene Kind auszeichnen. Es werden Vergleiche<br />

mit anderen Kindern desselben Entwicklungsstandes herbeigezogen und besondere Talente<br />

konstatiert. Im Einbezug von sozialen und gesellschaftlichen Normen entwickeln die Eltern Ideale<br />

über die Persönlichkeit und das Verhalten ihres Kindes. Diese Gedanken werden in Form von<br />

Zuneigung, Hoffnungen und Erwartungen auf das Kind projiziert, indem es zur Erbringung<br />

gewisser Leistungen motiviert wird. Das Kind integriert diese Vorstellungen in sein Selbstkonzept<br />

und versucht die gestellten Aufgaben zu erfüllen. Ist das Resultat positiv, werden die Erwartungen<br />

der Eltern bestätigt, was von neuem Zuwendung und Hoffnungen hervorruft. Diese kreisläufigen<br />

Prozesse hat Stierlin (1980) als „Delegationen“ formuliert. So spricht er von einer Palette von<br />

Aufträgen (Delegationen), die dem Kind erteilt werden. Die Eltern investieren Zeit, Energie,<br />

Gefühle, Ausdauer und finanzielle Mittel, die Kinder honorieren dies in Form von positiven<br />

Ergebnissen im entsprechenden (kognitiven, intellektuellen, beruflichen, sozialen oder emotionalen)<br />

Bereich. Delegationen vollziehen sich nicht auf explizite, sondern implizite Weise und werden<br />

durch alltägliche familiäre Interaktionsprozesse reproduziert.<br />

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