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Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

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6. DISKUSSION<br />

bestimmte psycho-soziale Aufgaben zu lösen haben“. Es ist jedoch denkbar, dass einige Aspekte<br />

einer solchen Freundschaft verstärkt in den Vorder- oder Hintergrund treten.<br />

6.3.2. Bilanz zu den sozialen Ressourcen und Ausblick<br />

Nebst den in den vorangegangenen Kapitel beschriebenen strukturellen Unterstützungsstrukturen<br />

werden zusammengefasst die Familie und insbesondere die Eltern, die Peers aus der<br />

Trainingsgruppe und dem Internat, FreundInnen im und teilweise auch ausserhalb des sportlichen<br />

Kontextes als soziale Unterstützungsquellen bestimmt. Die Beziehungsqualitäten zu den<br />

angegebenen Personen decken sich weitgehend mit solchen nicht-leistungssportlicher Jugendlicher.<br />

Die Aussage, dass „Gleichaltrige nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zum Elternhaus<br />

[stehen] [...], weil es sich um unterschiedliche Beziehungsqualitäten handelt“ (Brettschneider, 2001,<br />

S. 235) muss in gewissen Fällen jedoch für heranwachsende Spitzensportlerinnen umformuliert<br />

werden. So berichten Jessica und Joelle im Interview, dass sie die spärliche Freizeit lieber mit der<br />

Familie als mit FreundInnen verbringen würden. Aufgrund ihres geringen Zeitbudgets entsteht<br />

folglich ein solches Konkurrenzverhältnis zwischen den Eltern und den Gleichaltrigen.<br />

Die genannten Personen können deshalb als soziale Ressourcen beschrieben werden, weil sie nicht<br />

nur faktische Hilfeleistungen zur Verfügung stellen, sondern diese von den Befragten auch als<br />

unterstützend und bedeutungsvoll wahrgenommen werden. Diese Einschätzungsprozesse wiederum<br />

sind von personalen Ressourcen abhängig, da sie von inneren Arbeitsmodellen im Bezug auf das<br />

Bindungsverhalten abhängen (Richartz 2000, S. 42-46). Auch an dieser Stelle zeigt sich folglich die<br />

Schwierigkeit einer klaren Trennung zwischen sozialen und personalen Ressourcen. Die Ergebnisse<br />

zum letzten Aspekt werden im Folgekapitel besprochen.<br />

6.4. Diskussion der Befunde zu den personalen Ressourcen<br />

Angegliedert an die im vorangegangenen Kapitel diskutierten Befunde zu den sozialen Ressourcen<br />

der befragten Sportlerinnen findet im Folgenden die Auseinandersetzung mit den personalen<br />

Ressourcen statt. Dies geschieht zunächst in der Diskussion der Fragestellungen H4a (schulisches<br />

und sportliches Selbstkonzept), H4b (Motivationsstrukturen) und E4 (weitere explorierte personale<br />

Ressourcen) und abschliessend in einer resümierenden Darstellung der drei Diskussionsthemen, in<br />

welcher auch die Verbindungen dieser Themenbereiche aufgezeigt werden.<br />

6.4.1. Diskussion der hypothesengeleiteten und explorativen Fragestellungen H4a, H4b und<br />

E4<br />

Das schulische und das sportliche Selbstkonzept<br />

Das Resultat, dass die schulischen und sportlichen Komponenten des Gesamtselbstkonzeptes auf<br />

unterschiedliche Weise konstituiert werden, wird von Brettschneider (1996, S. 243) wie folgt<br />

artikuliert: „Junge Athleten lassen auf recht verschiedene Weise die sport- und schulbezogenen<br />

Selbstanteile miteinander verknüpfen oder interagieren.“<br />

Der Feststellung, dass der sportliche Bereich für den Gesamtselbstwert vulnerabler ist, könnten<br />

verschiedene Ursachen zugrunde liegen. Zum einen wird der Selbstwert eines Individuums im<br />

Allgemeinen durch unbewusste oder bewusste leistungsbezogene Erfahrungen gebildet. Diese sind<br />

im Sport allgegenwärtig. „Im Hinblick auf den Selbstwert einer Person spielen leistungsthematische<br />

Situationen und Erfahrungen in ihnen eine bedeutsame Rolle. Diese Verknüpfung beruht offenbar<br />

auf dem anthropologisch verankerten [...] Bedürfnis des Menschen nach Kompetenzerfahrung. Da<br />

der Sport solche leistungsthematischen Angebote in Fülle bietet, [...] liegt eine Verbindung zur<br />

Selbstwertschätzung nahe.“ (Heim 2002, S. 168). Das in diesen zitierten Zeilen von Heim<br />

angesprochene menschliche Bedürfnis nach Kompetenzerfahrung wird in der zusammenfassenden<br />

Schilderung der personalen Ressourcen aufgegriffen. Ein zweiter möglicher Grund für die erhöhte<br />

Vulnerabilität des sportlichen Fähigkeitsselbst für den Selbstwert besteht in der entsprechenden<br />

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