11.12.2012 Aufrufe

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2. THEORETISCHE RAHMENKONZEPTION<br />

2.4.1.1. Das schulische und das sportliche Selbstkonzept<br />

In der (Zwangs-)institution Schule werden Kinder und Jugendliche mit verschiedenen<br />

Leistungsansprüchen, Erfolgs- und Misserfolgserlebnissen konfrontiert. Die Wahrnehmung und die<br />

Verarbeitung dieser Erlebnisse bilden die Grundlage für die Konstruktion eines schulischen<br />

Fähigkeitsselbst. Da die Schulklasse auch einen sozialen Erfahrungsraum darstellt, wird in<br />

demselben Masse das soziale Selbstkonzept in prägender Weise von schulischen Erfahrungen<br />

beeinflusst. Brettschneider (1998) betont in einer Studie, in der er die Entwicklung des schulischen<br />

Fähigkeitskonzeptes jugendlicher LeistungssportlerInnen zu drei Zeitpunkten in ihrer Karriere<br />

untersucht hat, dass dieses schon sehr früh ausgebildet wird. Als personale Ressource, die daraus<br />

resultiert kann, formuliert er eine „fortdauernde, positive, motivierende Lernattitüde“<br />

(Brettschneider, Heim&Klimek 1998, S. 35). Im Vergleich zum sportlichen Lebensbereich<br />

beinhaltet der schulische ein viel höheres Mass an Bewertungsmöglichkeiten. Anders formuliert: Im<br />

schulischen Kontext kann ein/e jugendliche/r Athlet/in auch ein positives Selbstkonzept ausbilden,<br />

wenn er/sie nur eine mittlere oder gar ungenügende Leistung erbringt. Diese Einschätzung ist also<br />

von eigenen Massstäben abhängig, die sich der/die betreffende SportlerIn gesetzt hat.<br />

Das sportliche Selbstkonzept hingegen ist nur dann positiv, wenn Siege erzielt werden. Das<br />

bedeutet, dass für eine leistungssportliche Karriere ein positives Fähigkeitsselbst in diesem Bereich<br />

zwingend ist, da dieses Engagement sonst gar keinen Sinn macht. Es bedeutet aber auch, dass die<br />

Beibehaltung dieses positiven sportlichen Selbstkonzepts das ständige Erzielen von Erfolgen<br />

bedingt. Wenn ein/e junge/r AthletIn zudem dem sportlichen Bereich eine sehr hohe Wichtigkeit<br />

zumisst, was bei jugendlichen LeistungssportlerInnen wahrscheinlich immer der Fall ist, hat das<br />

Ausbleiben von Erfolgen höchstwahrscheinlich negative Auswirkungen auf das generelle<br />

Selbstkonzept (Brettschneider&Richartz 1996, S. 275). Die betreffende Person kann sich nutz- und<br />

damit wertlos fühlen. Dies kann auch dann auftreten, wenn das sportliche Engagement über einen<br />

gewissen Zeitraum aufgegeben oder eingeschränkt werden muss, beispielsweise bei einer<br />

Verletzung oder Trainingspause.<br />

Das Vorhandensein eines positiven sportlichen Selbstkonzeptes bildet demzufolge zweifellos eine<br />

personale Ressource. Des weiteren kann die unterschiedliche Bewertung von Erlebnissen im Bezug<br />

auf die eigenen Fähigkeiten gemäss den beiden (schulischer und sportlicher) Lebensweltbereichen<br />

als eine personale Ressource aufgeführt werden. Dies heisst exemplarisch, dass beispielsweise<br />

schulische Misserfolgserlebnisse in geringerem Masse in das generelle Selbstkonzept integriert<br />

werden, da diesem Bereich weniger Relevanz zugemessen wird. Nicht lediglich der Aspekt des<br />

Selbstkonzeptes differiert entsprechend der sportlichen und schulischen Dimension, sondern auch<br />

derjenige der motivationalen Selbstbestimmung. Letztere Thematik bildet den<br />

Diskussionsgegenstand des folgenden Subkapitels.<br />

2.4.2. Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation<br />

Die psychologische Materie der Motivation wird in dieser Thesis und den folgenden Zeilen<br />

ausschliesslich im Hinblick auf die Selbstbestimmung bearbeitet. Der gesamte Gegenstandsbereich<br />

der Motivation und seine Tragweite für die Beschreibung personaler Ressourcen bildete eine<br />

Untersuchung alleine für sich.<br />

Gemäss Deci&Ryan (1993) ist ein Verhalten dann als motiviert zu bezeichnen, wenn es<br />

zweckbestimmt, also intentional ist. Die psychische Energie, um motivationale Handlungen zu<br />

vollziehen, liefern physiologische Bedürfnisse (Triebe), Emotionen und psychologische<br />

Bedürfnisse. Letztere sind gegliedert in das Bedürfnis nach Kompetenz/Wirksamkeit, das Bedürfnis<br />

nach sozialer Eingebundenheit und das Bedürfnis nach Autonomie/Selbstbestimmung. Wird die<br />

Befriedigung dieser Bedürfnisse in der Erziehung gefördert, werden die Chancen grösser, dass beim<br />

Heranwachsenden intrinsische Motivation und integrierte extrinsische Motivation auftreten kann.<br />

Dies ist insofern von Bedeutung, als dass sowohl intrinsische als auch integrierte extrinsische<br />

18

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!