Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum
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5. BEFUNDE<br />
zunächst gebeten, in ihren Wochenplänen Phasen zu markieren, die sie als besonderes stressig und<br />
ebenso solche, die sie als besonders locker empfinden.<br />
Marion erlebt jeweils den Mittwoch und den Donnerstag in der Aufbau- und Wettkampfphase als<br />
stressig. Am Mittwoch folgt der Trainingseinheit am Morgen die Schuleinheit am Nachmittag, am<br />
Donnerstag finden die Tätigkeiten in umgekehrter Reihenfolge statt. Die Tage befinden sich ferner<br />
in der Mitte der Woche. Im Jahresverlauf empfindet Marion den April und den August als besonders<br />
locker. Im April erfolgt der Abschluss des Wettkampfzyklus und der Wechsel in die<br />
Regenerationsphase. Im August sind Ferien und das neue Schuljahr beginnt. Den Abschluss einer<br />
Saison beschreibt sie im mündlichen Interview in einem anderen Kontext wie folgt: „Als es fertig<br />
war, also das letzte Rennen vorbei war, hatte ich wirklich noch ein gutes letztes Rennen. Und das<br />
hat schon gut getan. Da hast du auch gewusst 'ja, ich hatte eine gute Saison'. Dann konntest du<br />
einfach sagen 'du hast das Beste gegeben'.“ Zieht man die vorliegenden Aussagen in Betracht, kann<br />
daraus interpretiert werden, dass Marion die Mitte eines Wochen-, Saison- oder Trainingszyklus als<br />
belastend erlebt, das Ende hingegen als entlastend.<br />
Jessica nimmt ebenfalls den Mittwoch in allen Phasen als stressig und die Wochenenden in der<br />
Regenerationsphase als besonders locker wahr. Sowohl Marion als auch Jessica besuchen das erste<br />
Gymnasium. Die Gemeinsamkeit der Empfindungen besteht folglich im belastenden Mittwoch.<br />
Lea beurteilt den Montag allgemein als stressig und unterstreicht dies im Gespräch mit folgender<br />
Bemerkung: „In der Schule fand ich es eigentlich am Anfang cool, weniger Lektionen und so. Aber<br />
es ist trotzdem ziemlich streng, vor allem wenn du es nicht mehr so gewohnt bist. Heute haben wir<br />
acht Lektionen, das ist schon ziemlich streng. Nach diesem Tag sind meistens alle ein wenig k.o.“<br />
Die von ihr als stressig bezeichneten Wochenenden in der Rennsaison kommentiert sie<br />
folgendermassen: „Das ist manchmal schon ziemlich streng. Am Wochenende kurz nach Hause, die<br />
anderen Kleider holen und gleich wieder mit dem Kader an die Rennen. Dann direkt wieder in die<br />
Schule.“ Im Gegensatz dazu sind die Wochenenden während der Aufbau- und Regenerationsphase<br />
aus ihrer Sicht besonders locker gestaltet.<br />
Joelle markiert stressige und lockere Phasen nur in der Aufbau- und Wettkampfphase. Dabei<br />
empfindet sie den ganzen Montag, Dienstag und Mittwoch (Tage, an denen entweder ganztags<br />
Schule oder diese nach dem Training stattfindet) als stressig. Demgegenüber fasst sie das Training<br />
am Donnerstag und Freitag (Tage, an denen das Training nach der Schule stattfindet) und die<br />
Wochenenden als locker auf. Joelle scheint demzufolge die Schule als belastenden Faktor<br />
wahrzunehmen, sofern diese nach der Trainingseinheit erfolgt. Das Zitat der mündlichen Befragung<br />
„Wenn man am Morgen Schule hat, ist es irgendwie noch gut. Dann muss man nachher nicht mehr<br />
so viel überlegen, hat man es eigentlich schon durch. Das Training mach ich jetzt eigentlich lieber<br />
als die Schule“, akzentuiert diese Einschätzung.<br />
Karin indessen bezeichnet weder stressige noch lockere Phasen und kommentiert dies schriftlich<br />
mit der Aussage: „Es gibt in jeder Phase Stress! Manchmal mehr, manchmal weniger.“.<br />
Belastungskomplexe<br />
Als belastende Situationen, die zuweilen das Gefühl evozieren, mit einer Angelegenheit nicht mehr<br />
fertig zu werden, wurden aus den Gesprächen gesamthaft folgende identifiziert:<br />
lange Schulabsenzen beispielsweise durch intensivere Trainingsvorbereitungen oder Rennen<br />
und sich daraus ergebende Probleme, sich wieder dem schulischen Rhythmus anzupassen<br />
schlechte Sport- und Schulresultate gleichzeitig<br />
Schulunterricht nach den Trainingseinheiten<br />
lange und “fahrplanmässige“ Tage<br />
wenig Privatsphäre im Internat<br />
die Mitte eines Wochen-, Trainings- oder Saisonzyklus<br />
wenig Kontakt mit den Eltern<br />
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