Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum
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6. DISKUSSION<br />
Dies wiederum setzt voraus, dass Kommunikationswege festgelegt sind, da „Abstimmung sich also<br />
prinzipiell auch als ein Kommunikationsprozess verstehen [lässt], bei dem es um die<br />
Anschliessbarkeit von Kommunikationen und deren Überführung in Strukturen geht.“ (Teubert<br />
2006, S. 153). Beide Faktoren sind in der Sportmittelschule als erfüllt anzusehen, wobei sie<br />
zusätzlich durch Synergieeffekte ökonomisiert werden. Dies geschieht dadurch, dass viele<br />
Mitarbeiter in zwei Bereichen der Institution (Schule, Sport, Internat, Administration) ausgebildet<br />
und tätig sind. Diese Konstellationen werden vom deutschen Sportbund wörtlich als<br />
Qualitätsmerkmal (“Flexibilität der Schule/Beitrag zur Koordination“) postuliert (Deutscher<br />
Sportbund, 1999, S. 20ff). Als Unterkategorie wird die “Freistellung [seitens der Schule]<br />
entsprechend der Planung von Trainings- und Wettkampfmassnahmen“ aufgeführt. Diese wird<br />
gleichfalls in den Befragungen erwähnt. Umgekehrt wird aber auch die Flexibilität des Trainers in<br />
den Vordergrund gestellt. Zur Wiederholung sei Marion zitiert: „Der Trainer weiss auch von der<br />
Schule, wann wir etwa was haben. Dann kann er auch ein bisschen schauen, was wir noch<br />
nachholen müssen. Dann gibt er auch manchmal ein bisschen früher frei vom Training.“<br />
Der Befund, dass die Befragten der doppelten und andauernde Beanspruchung auch durch<br />
(teilweise unbewusste) Anpassungs- und Verzichtleistungen und Hinnahme der Situation begegnen,<br />
wird von Brettschneider&Richartz (1996, S. 280/281) als Adaptionsprozess beschrieben, der von<br />
den Akteuren kaum bemerkt und zur alltäglichen Routine geworden ist. Als solche Prozesse nennt<br />
er Verzicht- und Planungsleistungen. Erstere vollziehen sich in der Weise, als dass beim<br />
Aufkommen von Wünschen, die nicht verwirklicht werden können ein Befriedigungsaufschub<br />
stattfindet. Des weiteren erwähnen die Autoren eine Bereitschaft seitens der Athleten, die erhöhte<br />
Belastung zu akzeptieren und hinzunehmen.<br />
6.2.2. Bilanz zum Belastungserleben und Ausblick<br />
Fasst man die Diskussionspunkte dieses und des vorangegangenen Kapitels zusammen, werden<br />
zunächst folgende Merkmale identifiziert, welche die Alltagsstruktur der jugendlichen Athletinnen<br />
bezüglich ihres schulisch-leistungssportlichen Engagements kennzeichnen: örtliche Nähe zwischen<br />
Schule, Trainingsstätte und Internat, Abstimmung von schulischen und sportlichen<br />
Belastungshöhepunkten, flankierende schulische Unterstützungsmassnahmen, Rhythmisierung der<br />
Tätigkeiten in Blöcken, Freistellungen aufgrund der Zusammenarbeit von Schule und Sport.<br />
Gleichzeitig ist ersichtlich, dass die Doppelbelastung von Schule und Sport anhand spezifischer<br />
Situationen zwar wahrgenommen wird, dies aber nicht den Hauptbelastungskomplex bildet. Daraus<br />
lässt sich schliessen, dass die genannten strukturellen Merkmale höchst relevant für das (Doppel-<br />
)belastungserleben sind und dies in mindernder Weise beeinflussen.<br />
Durch die Tatsache, dass eine gewisse Anzahl Belastungskomplexe aufgezählt werden, wird klar,<br />
dass aus deren Gesamtheit doch eine dauerhafte Beanspruchung erwächst. Die Schule als solche<br />
und soziale Belastungen werden nicht genannt. Dabei wird auch bestätigt, dass zuweilen das Gefühl<br />
der Überforderung empfunden wird. Bewältigungsstrategien, die dabei zum Tragen kommen, sind<br />
Adaptionsleistungen, Verzichtleistungen und Akzeptanz der Situation aufgrund von eigenen<br />
Zielsetzungen, die diese bedingen. Diese Bewältigunghandlungen sind nebst den genannten<br />
strukturellen Ressourcen beeinflusst durch soziale und personale Unterstützungsstrukturen. Diese<br />
bilden den Diskussionsgegenstand der folgenden zwei Kapitel.<br />
6.3. Diskussion der Befunde zu den sozialen Ressourcen<br />
Die Diskussion der Befunde zu den sozialen Ressourcen bildet den Inhalt dieses Kapitels. In einem<br />
ersten Schritt werden die Ergebnisse der Hypothesen H3a, H3b, H3c besprochen. In einem zweiten<br />
Schritt werden diese unter Einbezugnahme der Diskurse der vorangegangenen Kapitel 6.1<br />
Diskussion der Befunde zur Lebenswelt und 6.2 Diskussion der Befunde zum Belastungserleben<br />
zusammengefasst.<br />
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