11.12.2012 Aufrufe

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Probleme und Belastungen ansprechen<br />

5. BEFUNDE<br />

Eine andere vorgebrachte personale Ressource ist die Mitteilung von erlebten Problemen oder<br />

Belastungen. Angesprochen wurde dieser Aspekt bereits bei der Behandlung der sozialen<br />

Ressourcen. Er muss aber insofern als personale Ressource gedeutet werden, als dass es eine<br />

emotionale und kommunikative Kompetenz darstellt, Belastungen wahrzunehmen und sich über das<br />

persönliche Befinden mitzuteilen. Von den Jugendlichen wurde diese Handlung wie folgt<br />

formuliert.<br />

„Ich rede eigentlich immer über alles, das mir nicht passt [und] das mich beschäftigt. (Karin)<br />

„Telefonieren, das tut manchmal auch gut. Ein wenig mit jemandem, der nicht da oben ist.“<br />

(Marion)<br />

„Einfach ein bisschen mit der Kollegin [sprechen] [...]. Sag ich es denen<br />

[Trainingspartnerinnen] halt, dass es mich angurkt. Dann pushen sie mich immer ein<br />

wenig.“ (Lea)<br />

„Oder [ich pflege] auch mit dem Trainer darüber [zu] sprechen (Joelle)<br />

Das Denken vorübergehend ausschalten<br />

Eine weitere personale Ressource, die aus einer kognitiven Fähigkeit erwächst, wird hier anhand<br />

der aufgenommenen Äusserungen hergeleitet. In diesem Sinne äussern sich Marion und Jessica<br />

zunächst in der Diskussion über erlebte Belastungssituationen identisch: „Es [mein Leben] ist schon<br />

streng und du musst dich schon daran gewöhnen.“ (Marion) „Es [mein Leben] ist schon noch<br />

streng, aber man gewöhnt sich daran.“ (Jessica). Aus beiden Aussagen wird die Dimension der<br />

Gewohnheit deutlich. Wie bereits in der Präsentation der Befunde zum Belastungserleben E2 (siehe<br />

5.2 Befunde zur explorativen Fragestellung E2) werden als Reaktion auf Belastungen teilweise<br />

Adaptionsleistungen getätigt, was zu automatisierten Handlungsabläufen führt. Diese werden nicht<br />

bewusst wahrgenommen oder hinterfragt.<br />

Dass das Denken in beanspruchenden Situationen ausgeschaltet und die Fokussierung auf die<br />

entsprechenden Tätigkeit in den Vordergrund gerückt wird, bildet eine personale Ressource. Diese<br />

wird von Jessica wie folgt in Worte gefasst: „Man macht einfach das, was man machen muss.“ Eine<br />

Denkleistung wird in diesem Zusammenhang von ihr gar nicht erst erwähnt. Joelle bringt die<br />

Komponente des Nachdenkens hervor und wertet diese indes negativ: „Sonst klappt es nicht, wenn<br />

man nur immer denkt, 'ja ich mag jetzt halt nicht'.“ Dass eine kognitive Beteiligung in den<br />

beschriebenen Situationen nicht wirksam ist, bestätigt auch Karin: „Ich denke 'man muss ja<br />

trotzdem gehen', man kann ja nicht einfach sagen 'es gurkt mich an'.“ Der von Karin angesprochene<br />

Aspekt des Pflichtbewusstseins wird in diesem Zusammenhang auch von Marion genannt: „Wenn<br />

du einfach gar keine Lust hast dann [...] weisst du, du musst.“ In überaus vereinfachter Form kann<br />

das in den Äusserungen beschriebene Verhalten mit dem Satz „Nicht denken, machen!“<br />

ausgedrückt werden.<br />

Den Leistungsvergleich und die Orientierung an den Trainingspartnerinnen einschränken<br />

Sich nicht zu oft mit den Trainingspartnerinnen zu vergleichen und sich an ihnen zu orientieren,<br />

stellt eine weitere personale Ressource dar. Im Zitat von Joelle wird deutlich dass, „man nicht so auf<br />

die anderen hören muss.“ Lea ist sich dessen ebenfalls bewusst und geht folgendermassen damit<br />

um: „Du fährst deinen Puls runter und konzentrierst dich nur noch auf dich. [So]dass du nicht mehr<br />

auf die anderen hörst und die Dinge, die du machen möchtest, dir vorstellen [vorstellst] im Kopf.“<br />

Karin hat sich diese Fähigkeit im vergangen Jahr bewusst angeeignet, wenn sie meint: „Manchmal<br />

mache ich das, glaube ich, ein bisschen zu viel, bei den Besten sein wollen [...] Letztes Jahr habe<br />

ich immer gedacht 'nein du musst [das] jetzt so [machen], wenn jetzt das nicht [so] ist, dann denken<br />

die [andern].' Und jetzt wird [es] mir immer egaler, was die andern von mir denken [...].“ Auch<br />

Jessica greift auf die Fähigkeit der reduzierten Orientierung an den anderen, vor allem in<br />

60

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!