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Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

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5. BEFUNDE<br />

Drei der Befragten besitzen Vorbilder, die bei allen durch erfolgreiche Persönlichkeiten des<br />

Skisports besetzt sind. Sportliche Traumziele wurden von allen, ausser von Lea geäussert:<br />

mit Freude und Gesundheit erfolgreich sein (Karin)<br />

Weltcupsieg (Marion)<br />

Weltcuprennen zu fahren und Olympiasiegerin (Jessica)<br />

Weltcuprennen gewinnen/Olympiade teilnehmen (Joelle)<br />

Die genannten sportlichen Ziele weisen demnach drei Hauptmerkmale auf. Sie sind (ausser bei<br />

Karin) auf definierte Ereignisse, auf einen messbaren Erfolg und auf das Maximum des Erfolges,<br />

also den Sieg, ausgerichtet. Alle der oben zitierten Mädchen gaben ebenfalls an, sich selber im<br />

Trainingsprozess immerwährend kleine Ziele zu stecken, die nicht durch den Trainer oder andere<br />

Autoritäten festgesetzt werden. Dass Lea weder ein sportliches Traumziel noch trainingsbezogene<br />

Zwischenziele bestimmte, könnte durch die Tatsache begründet sein, dass zum Befragungszeitpunkt<br />

bereits feststand, dass sie das leistungssportliche Engagement beenden wird. Das würde allerdings<br />

auch zur Aussage führen, dass sie Ziele im sportlichen Bereich nur dann definiert, wenn diese<br />

spitzensportlich ausgerichtet sind.<br />

Die Frage In welcher Situation warst du das letzte Mal richtig stolz auf dich? wurde beim Stellen<br />

nicht in allen Fällen als sportliche Situation präzisiert. Mit einer Ausnahme war aber infolge der<br />

kontextualen Einbettung klar, dass sich die Frage auf eine sportliche Begebenheit bezieht. Dies war<br />

beispielsweise bei Lea der Fall, die dementsprechend antwortete: „Ende Februar hatten wir<br />

Schweizer Meisterschaften und dort war ich Sechste.“ Das selbstbewusste Gefühl ist bei ihr folglich<br />

eine Konsequenz eines messbaren Triumphs (“Sechste“). In gleicher Weise trifft dies auf Joelle zu:<br />

„An der SM [Schweizermeisterschaft] im Hochybrig [war ich das letzte Mal stolz auf mich]. Dort<br />

ist es mir ziemlich gut gelaufen. Vor allem, dort war ein Slalomrennen und beim Slalom ging<br />

plötzlich nichts mehr Mitte der Saison. Also ich konnte nicht mehr fahren. Dann [an der SM] war<br />

ich Zweitbeste im Jahrgang. Da war ich schon ziemlich [stolz]. Auch, dass ich es wieder einmal<br />

konnte, vor allem.“ Joelles erweitert das Empfinden sportlichen Selbstwertgefühls aufgrund eines<br />

messbaren Erfolges (“Zweitbeste im Jahrgang“) um die Komponente des Fortschrittes, den sie stolz<br />

macht („ging plötzlich nichts mehr Mitte der Saison [...]. Auch, dass ich es wieder einmal konnte,<br />

vor allem.“). Daraus wird auch klar, dass sie das Vorhandensein des selbstzufriedenen Gefühls je<br />

nach skisportlicher Disziplin (hier Slalom) differenziert. Eine weitere Dimension stellt das Stolz-<br />

Sein auf einen Erfolg als Bestätigung eines optimalen Trainings- oder Arbeitsprozesses dar. Dies<br />

wurde von Marion eingebracht: „Das war Ende Saison. Als es fertig war, also das letzte Rennen<br />

vorbei war, hatte ich wirklich noch ein gutes letztes Rennen. Und das hat schon gut getan. Da hast<br />

du auch gewusst 'ja ich hatte eine gute Saison'. Dann konntest du einfach sagen 'du hast das Beste<br />

gegeben'.“ Die Erfolgsleistung wird hier zwar nicht quantitativ bemessen (“ein gutes letztes<br />

Rennen“), jedoch als Maximum der eigenen Fähigkeiten angesehen (“das Beste gegeben“). Neben<br />

den geäusserten physischen Triumphen bringt Jessica einen Gewinn in mentaler Hinsicht zur<br />

Sprache, auf den sie stolz war: „Gegen Ende der Saison ist es [die Leistungen] eigentlich teilweise<br />

schon besser geworden, als ich sagen konnte 'doch, das war jetzt eigentlich wieder gut'. Kommt halt<br />

auch ein bisschen auf die Piste drauf an. Aber jetzt, gegen den Schluss, denke ich sicher auch, dass<br />

ich stolz auf mich sein kann. Dass ich so im Kopf mehr an mich glaube.“<br />

Die eben zitierten und kommentierten Zeilen zeugen davon, dass bei der Frage nach einer Situation,<br />

wo Stolz auf die eigene Person empfunden wurde, dies ohne zu Zögern an einem entsprechenden<br />

Ereignis illustriert wurde. Bei Karin indes traf dies nicht zu. Anstelle dessen bekennt sie: „Ich bin<br />

eigentlich nie zufrieden mit mir. Aber es gibt manchmal so Situationen, wo ich denke 'das war jetzt<br />

nicht schlecht'. Aber dass ich so gefahren bin, dass ich wirklich sagen konnte 'das war jetzt gut', das<br />

habe ich nicht so oft. Es ist immer nur, 'ja, das wär jetzt sicher noch besser gegangen'. Man kann nie<br />

sagen 'das war jetzt gut', es gibt immer mehr und mehr und mehr, das man verbessern kann. Es ist<br />

nie 'ja, jetzt kann ich alles, das ist jetzt das Beste, was ich konnte'. Es gibt [es] nie, dass man nichts<br />

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