Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum
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6. DISKUSSION<br />
6.3.1. Diskussion der hypothesengeleiteten Fragestellungen H3a, H3b und H3c<br />
Eltern als soziale Ressource<br />
Aus den Ergebnissen zur Hypothese H3a ist zunächst ersichtlich, dass die Familie und insbesondere<br />
die Eltern die wichtigste soziale Ressource darstellen. Die Erkenntnis, dass dem Familienverband<br />
eine hohe Relevanz zugeschrieben wird, deckt sich mit Resultaten der allgemeinen<br />
Jugendforschung und wird in der 16. Shell-Jugendstudie von 2010 wie folgt beschrieben: „Die<br />
Bedeutung der Familie für Jugendliche ist ein weiteres Mal angestiegen. Mehr als drei Viertel der<br />
Jugendlichen (76 Prozent) stellen für sich fest, dass man eine Familie braucht, um wirklich<br />
glücklich leben zu können. Das bezieht sich nicht nur auf die Gründung einer eigenen Familie,<br />
sondern auch auf die Herkunftsfamilie. Diese bietet gerade in Zeiten gestiegener Anforderungen in<br />
Schule, Ausbildung und den ersten Berufsjahren Rückhalt und emotionale Unterstützung.“<br />
(http://www.shell.de/home/content/deu/aboutshell/our_commitment/shell_youth_study/2010/family<br />
[Zugriff am 24.11.10])<br />
Dass die Eltern als Unterstützungsbasis die höchste Wichtigkeit besitzen, widerspiegelt gemäss<br />
Richartz (2000, S. 240) ebenfalls „was in anderen Jugendstudien schon gezeigt wurde [...]. Die<br />
Eltern sind in der frühen und mittleren Adoleszenz die wichtigsten Unterstützungsquellen. Bis weit<br />
in die späte Adoleszenz behaupten sie einen bedeutsamen Platz im Netzwerk der sozialen<br />
Unterstützung.“ Diese Einschätzung wird in der Empirie zu diesem Thema (Brettschneider,<br />
Drenkow&Hummel 1993; Brettschneider&Richartz 1996; Brettschneider, Heim&Klimek 1998;<br />
Brettschneider 2001; Richartz, Hoffmann&Sallen 2009) mehrfach geteilt. In einer neueren Studie<br />
weisen Richartz, Hoffmann&Sallen (2009, S. 118) einen signifikanten Zusammenhang zwischen<br />
der wahrgenommenen elterlichen Unterstützung und allen Belastungsbereichen nach: „Das Mass<br />
für die Gesamtbelastung wird deutlich von der Fürsorglichkeit der Eltern beeinflusst. Im Einklang<br />
im aktuellen Längssschnittstudien wird damit die zentrale Rolle der Eltern für die Belastung von<br />
Kindern nachgewiesen [...]. Die Qualität der Beziehung zu den Eltern wirkt als Puffer für<br />
chronische Belastungen.“<br />
Unter Betrachtung dieser Erkenntnisse mag es nicht verwundern, dass die für die Stichprobe dieser<br />
Studie zutreffende Trennung von den Eltern aufgrund des Internatsaufenthalts als eine<br />
Belastungssituation genannt wurde. Richartz (2000, S. 242) erfasst in diesem Zusammenhang, dass<br />
„die Trennung von den Eltern [bei der Internatsunterbringung] [...] fast immer ein sehr belastendes<br />
Lebensereignis [ist] – auch wenn dies manchmal von demonstrativer Autonomie überdeckt wird.“<br />
Dass die beschriebene Belastungssituation in den Befragungen indes nicht sehr zentral war, könnte<br />
folglich daran liegen, dass sie im Sinne einer selbstständig wirkenden Selbstdarstellung nicht<br />
geäussert wurde. Es könnte allerdings auch darin begründet sein, dass diese Belastungssituation<br />
durch qualifiziertes pädagogisches Personal der Institution abgeschwächt wird. Dies würde<br />
wiederum auf die Wichtigkeit struktureller Ressourcen hinweisen, zumal dieser Faktor in den<br />
Qualitätsanforderungen eines Verbundssystems Schule-Sport mit integriertem Internat des<br />
deutschen Sportbundes (DSB 1999, S. 20ff) als “Vertrauen zwischen Erzieher und Talent“ präsent<br />
ist. Des weiteren wird an derselben Stelle aufgeführt, dass „das Vollinternat [...] zusätzlich zum<br />
sozialen Lernen in der Familie weitere Impulse für die Persönlichkeitsentwicklung des Talents, ein<br />
'zweites Zuhause', gibt.“ Abschliessend soll noch ein weiterer möglicher Zusammenhang zwischen<br />
der hier festgestellten starken Funktion der Eltern als soziale Ressource und den institutionellen<br />
Rahmenbedingungen skizziert werden. Demgemäss ist es auch denkbar, dass eine grosse<br />
Elternunterstützung überhaupt eine emotionale und materielle Voraussetzung für den Besuch eines<br />
Sportinternats darstellt.<br />
Peers und FreundInnen aus der Trainingsgruppe und dem Internat als soziale Ressource<br />
Hinsichtlich der Peers aus dem Trainingsverband und dem Internat wurde festgestellt, dass diese als<br />
bedeutsame Personen betrachtet und für den Austausch von Problemen aktiviert werden. Dies geht<br />
mit der Tatsache einher, dass die Beziehung im Alltag freundschaftlich geprägt ist und das<br />
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