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Master Dominique Matthieu - Pestalozzianum

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5. BEFUNDE<br />

Interviews, die personale Ressourcen erkennen liessen. In einer zusammengetragenen Darstellung<br />

werden im Folgenden die Ergebnisse dieses Themenbereiches dargelegt.<br />

Eine übergeordnete Überzeugung besitzen<br />

Auf die Frage, ob es etwas gibt, woran die Jugendlichen glauben, entgegnete Karin: „Ich glaube an<br />

Gott. Und wenn es mir schlecht geht, denke ich auch viel über die Welt nach.“ Auf den zweiten Teil<br />

der Äusserung („denke ich auch viel über die Welt nach“) wird an einer anderen Stelle detaillierter<br />

eingegangen. In diesem Passus ist zunächst wesentlich, dass Karin auf diese Frage ohne grosses<br />

Zögern überhaupt antwortet. Eine bewusste, übergeordnete Überzeugung ist folglich vorhanden und<br />

in diesem Fall durch eine höhere, transzendente Macht definiert. Bei Joelle sind beide Aspekte<br />

ebenfalls zutreffend: „An Gott glaube ich schon. Wenn es mir nicht so gut geht, dann rede ich auch<br />

in Gedanken mit ihm. [...] Oder auch den Glücksbringer [eine zuvor erwähnte Kette mit einem<br />

Anhänger in Form eines Kreuzchens]. [Ich bin] ein bisschen abergläubisch, aber nicht so eng<br />

gesehen.“ Des weiteren erwähnt Joelle hier einen Talisman in Form einer Kette mit einem Kreuz,<br />

welcher möglicherweise mit der ersten genannten Überzeugung in Zusammenhang steht. Die<br />

Dimension des Glücksbringers bringt auch Lea zur Sprache: „Also Glückszahl habe ich einfach<br />

diese Kette habe ich immer um. Das [die Kette] hat mir mal jemand geschenkt, als ich vier war, und<br />

seitdem habe ich sie immer um. Beim Skifahren hat sie mir zwei Jahre lang Glück gebracht. Dann<br />

[habe ich] immer das als Glücksbringer vor dem Start.“ Diese Auslegung ist bei Lea allerdings auf<br />

den sportlichen Bereich beschränkt. Auf eine andere Basis geht Jessica ein: „ Ich denke sicher, dass<br />

ich jetzt auch mehr an mich glaube. Dass ich auch weiss, dass ich es [einen Erfolg erzielen] kann,<br />

wenn es dann einmal aufgeht. Und einfach glaube, dass ich es auch kann!“ Die in dieser Äusserung<br />

angesprochene Gesinnung wird wie vorhin auf den sportlichen Bereich bezogen. Die Überzeugung<br />

ist bei Jessica nicht auf eine höhere transzendente Macht bezogen, sondern auf die eigene Person<br />

und eigene Fähigkeiten. Marion erwähnt dies ebenso, weitet es aber auf weitere Bereiche des<br />

Lebens aus: „Ich glaube daran, dass ich etwas erreichen kann. Egal, ob es jetzt im Sport ist oder im<br />

Beruf oder sonst irgend etwas. Mein Ziel ist es, etwas zu erreichen. [So]dass ich sagen kann, 'das<br />

habe ich geschafft'.“<br />

Zusammenfassend ist in Hinsicht auf die Bedeutung einer übergeordneten Überzeugung als<br />

personale Ressource zunächst relevant, dass alle Befragten überhaupt etwas nennen konnten. Eine<br />

solche Vorstellung ist also bei allen in bewusster Weise vorhanden, unterschiedlich ist indes,<br />

worauf sie sich bezieht. Dies kann eine höhere Macht (Gott), die eigene Person, die Kraft von<br />

materiellen Dingen oder eine Kombination der genannten Aspekte sein.<br />

Weitere personale Ressourcen wurden in der Weise identifiziert, als dass zum einen vermerkt<br />

wurde, welche kognitiven und emotionalen Fertigkeiten bei den Befragten zum Tragen kommen,<br />

wenn sie sich (über-)belastet fühlen. Zum anderen wurden diese Auslegungen ergänzt mit<br />

Kompetenzen, die in anderen Teilen des Interviews genannt wurden und auf weitere personale<br />

Ressourcen hinweisen. Alle genannten Strukturen wurden in Kategorien zusammengefasst, welche<br />

untenstehend mit einer entsprechenden Bezeichnung dargestellt sind. Bei dieser Betrachtung wird<br />

die Schwierigkeit ersichtlich, zwischen personalen Ressourcen und der Bewältigungshandlung zu<br />

differenzieren. Man könnte sich die Frage stellen, ob die genannten Vorgehensweisen<br />

Bewältigungsstrategien darstellen oder auf kognitive oder emotionale Fähigkeiten zurückzuführen<br />

sind, die bei den entsprechenden Personen als personale Ressourcen vorhanden sind und in diesem<br />

Moment genutzt werden. So wurde beispielsweise von Jessica, Lea und Joelle im Zusammenhang<br />

mit dem Gefühl der Überbelastung geäussert, dass sie ein Mentaltraining besuchten. Dies kann<br />

einerseits als Strategie zur Belastungsbewältigung angesehen werden. Hier wurde es aber auch so<br />

verstanden, dass die Kompetenzen, die im Mentaltraining erworben werden, wiederum ins<br />

Persönlichkeitsgefüge integriert werden und insofern auch den personalen Ressourcen zuzurechnen<br />

sind. In dieser Weise wurden auch die anderen begrifflich mehrdeutigen Aussagen interpretiert.<br />

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