Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...
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Gerhardt wurde 1833 in Speyer als einziger Sohn einer niederländischen Brauerfamilie geboren.<br />
Das Medizinstudium absolvierte er in Würzburg. Noch als Student arbeitete er als Assistent in<br />
Rineckers Poliklinik und bereitete sich so auf das 1856 abgelegte Staatsexamen vor. Ab März<br />
desselben Jahres erhielt er eine zweijährige Anstellung als Assistenzarzt bei Rinecker, so dass es<br />
zu einer engen Zusammenarbeit der beiden kam.<br />
Gerhardt dehnte mit Zustimmung seines Lehrers die Tätigkeit der Poliklinik auf einige<br />
benachbarte Dörfer (Zell, Höchberg, Margetshöchheim) aus und besuchte die dortigen Patienten<br />
mit seinen Praktikanten, da die für den klinischen Unterricht im Stadtgebiet zur Verfügung<br />
stehenden Patienten aufgrund von wachsenden Hörerzahlen nicht mehr ausreichten. Der<br />
offizielle Versorgungsbereich der Poliklinik umfasste jedoch nur die vier rechts des Mainufers<br />
gelegenen Stadtbezirke, so dass die eigentlich für diese Gemeinden zuständigen Ärzte sich<br />
übergangen fühlten und Gerhardt 1858 vor dem Landgericht verklagten 230 . Nur wenige Monate<br />
später, im Mai 1859, erfolgt aus gleichem Anlass ein Strafbeschluss gegen Rinecker selbst, so<br />
dass ihm aufgetragen wird, das Versorgungsgebiet der Poliklinik nicht mehr zu überschreiten.<br />
Rinecker war darüber sehr empört und sah keinen Anlass für die Beschwerden, da es sich bei<br />
den behandelten Kranken um „unterbemittelte“ handelte, die mangels finanzieller<br />
Möglichkeiten ansonsten keine ärztliche Hilfe erhalten hätten 231 .<br />
Mit Unterstützung seines Lehrers, Franz von Rinecker, habilitierte Gerhardt sich dann 1860 in<br />
der inneren Medizin, worauf er 1861 einem Ruf nach Jena folgte und dort Ordinarius und<br />
Direktor der Medizinischen Klinik wurde 232 . Bereits 1871 kehrte er nach Würzburg zurück und<br />
übernahm hier den Lehrstuhl für Innere Medizin. Damit verbunden wurde er auch Oberarzt der<br />
<strong>med</strong>izinischen Klinik und Rineckers Kinderabteilung am Würzburger Juliusspital, obwohl das<br />
Oberpflegeamt seine Zweifel darüber hatte, „ob am Juliusspital ein Protestant als Oberarzt<br />
angestellt werden dürfe“ 233 . 1885 verließ Gerhardt Würzburg erneut, um die Stelle des Direktors<br />
der II. Medizinischen Klinik an der Berliner Charité anzutreten 234 .<br />
230 Vgl. Sticker (1932a), S.705; vgl. Sticker (1932b), S. 683; vgl. Pfeffer (1981), S. 74<br />
231 Vgl. Pfeffer (1981), S. 72-83; vgl. Keil (1998b), S.346<br />
232 vgl. Seidler (1983b), S. 26<br />
233 Vgl. Seidler (1983b), S. 26<br />
234 Vgl. Seidler (1983b), S. 26