Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...
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<strong>Die</strong> Errichtung einer solchen Klinik wurde aber für mehrere Jahre aufgeschoben, da die nötigen<br />
finanziellen Mittel nicht aufgetrieben werden konnten. <strong>Die</strong>se Situation stellt nichts<br />
epochenspezifisches dar, ganz im Gegenteil, die Finanzierung von Projekten, die ursprünglich<br />
von allen Seiten begrüßt und als absolut notwendig erachtet werden, ist bis heute ein<br />
grundlegendes Problem gerade auch in der Pädiatrie, was sich auch an der Umstrukturierung der<br />
Kinderkrankenhäuser in den vergangenen 30 Jahren gut nachweisen lässt.<br />
In Würzburg wurde zunächst ein Kompromiss eingegangen, indem 1844 eine<br />
„kostengünstigere“ Kinderpoliklinik eröffnet wurde, die als eine Art Übergangslösung<br />
bezeichnet werden kann. Der Ordinarius für „Arzneimittellehre und Poliklinik“, Franz von<br />
Rinecker, ein sehr vielseitiger und engagierter <strong>Professor</strong>, zu dessen „Lieblingsfächern“ die<br />
Kinderkrankheiten gehörten, wurde Leiter dieser Klinik. Man beauftragte ihn, den pädiatrischen<br />
Unterricht abzuhalten und ernannte ihn im Wintersemester 1844/45 sogar zum „<strong>Professor</strong> der<br />
Kinderkrankheiten“, wobei er sich selbst als „<strong>Professor</strong> der Pädiatrik“ bezeichnete.<br />
Als 1847 dann das finanziell gut etablierte Juliusspital seine eigene, seit 1840 bestehende<br />
Kinderabteilung, die über 12-15 Betten verfügte, in ein separates Gebäude verlegt hatte, sah die<br />
<strong>med</strong>izinische Fakultät, bzw. Rinecker die Gelegenheit gegeben, das langgehegte Vorhaben zu<br />
realisieren, d.h. diese Anstalt in eine Universitäts-Kinderklinik umzuformen, zumal das<br />
betreffende Gebäude sowieso zu den „gemeinschaftlichen Attributen“ der beiden Institutionen<br />
gehörte.<br />
Bevor es aber zur Umsetzung dieses Planes kam, folgten zunächst drei Jahre Streit und<br />
Machtkampf zwischen Juliusspital und Rinecker als engagiertem Vertreter der Universität.<br />
Der Vorstand des Juliusspitals sah sein Vermögen in Gefahr und hatte sowieso von seinem<br />
Stiftungshintergrund heraus wenig Verständnis für das wissenschaftlich und lehrorientierte<br />
Denken der Universität, das von Rinecker repräsentiert wurde. Um seine eigenen Interessen zu<br />
wahren, setzte der Vorstand des Juliusspitals alle zur Verfügung stehenden Mittel ein, die<br />
Umformung der Anstalt zu verhindern. Dabei griff es auch auf unlautere Methoden zurück, wie<br />
das Vorenthalten von Informationen gegenüber der Universität, und erwog sogar eine<br />
Schließung der Einrichtung. Langjährige Ressentiments zwischen den beiden Institutionen sind<br />
bei diesem Konflikt zutage gefördert worden.