Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...
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namentlich auch durch das lokal beschränkte Auftauchen bestimmter Krankheitsformen,<br />
wie z.B. der Febris intermittens in dem mehrfach erwähnten Pleichacher Viertel“ 84 .<br />
Was die Wohnungen an sich betraf, so waren diese einfach eingerichtet und sogar die<br />
vornehmsten Häuser verfügten weder über Wasserleitung noch über Badezimmer oder Toilette.<br />
Talgkerzen dienten als Beleuchtungsmittel, in seltenen Fällen teure Wachskerzen 85 .<br />
3.1.5 Der neue „Zeitgeist“<br />
Seitdem die geistliche Herrschaft 1803 abgelöst worden war, kam es zur Entwicklung eines<br />
neuen Zeitgeistes in Würzburg. Durch „allgemeine Bildung“ sollten die Unterschiede von<br />
Geburt und beruflichem Herkommen überwunden werden. Es kam zur Gründung von<br />
zahlreichen Vereinen, in denen sich vor allem Bürgertum, Beamte, Offiziere und Studenten<br />
trafen. Aufgrund der Angst der Behörden vor geheimen politischen Verbindungen war es jedoch<br />
bis weit in die 20er Jahre nur eingeschränkt möglich, sich zu treffen, wann und wo man wollte.<br />
Das „gesellige Beisammensein“ wurde zum zentralen Begriff. Neben den Vereinen waren v.a.<br />
Weinstuben, Kneipen und Kaffeehäuser beliebte Treffpunkte des „geselligen Lebens“.<br />
Zusätzlich fanden „Casino-Abende“, „Entrée Bälle“, Maskenbälle und zahlreiche<br />
Theatervorstellungen statt.<br />
1827 kam es zur Gründung der „Philosophisch-Medizinischen Gesellschaft“, einer Vorläuferin<br />
der „Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft“. Bei der Letzteren handelt es sich um ein<br />
wissenschaftliches Forum, das am 2. Dezember 1849 auf Anregung des im November erst<br />
zugereisten Rudolf Virchow und unter Mitbeteiligung von Franz von Rinecker gegründet<br />
wurde 86 . Würzburgs Wissenschaftler konnten dort ihre neuesten Erkenntnisse vortragen,<br />
darunter auch Wilhelm Konrad Röntgen, der am 23. Januar 1896 eben vor dieser Gesellschaft<br />
die weltberühmten Ergebnisse seiner Strahlenforschung erstmals bekannt gab 87 .<br />
84<br />
Rinecker (1848), S. 9-14<br />
85<br />
Vgl. Abert (1950), S.20<br />
86<br />
Vgl. Pfeffer (1981), S.38; S.119; vgl. Keil (1995), S.27; vgl. Kohl (1976) S. 85ff., vgl. Vasold (1988)<br />
87 Vgl. Sticker (1932), S.671