Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...
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Schließlich soll noch ein Experiment Rineckers erwähnt werden, das zu einer Strafanzeige<br />
gegen ihn führte. Am 27.3.1852 und 20.11.1852 berichtete er in der jeweiligen Sitzung der<br />
„Würzburger Physikalisch-Medicinischen Gesellschaft“ von drei Inokulationsversuchen mit<br />
„sekundär syphilitischem Material“ 162 . Bei zweien der Probanden handelte es sich um Ärzte, die<br />
ihr Einverständnis zu dem Versuch gegeben hatten, so dass Rinecker diesbezüglich nicht<br />
verurteilt wurde. Der dritte Proband war jedoch ein zwölfjähriger Junge gewesen, der mit<br />
„unheilbarem Veitstanz im Siechenhaus untergebracht war“ 163 . Nach Aussage des Knaben war<br />
er weder über den Versuch aufgeklärt noch um seine Zustimmung gefragt worden. <strong>Die</strong>s führte<br />
zu einem Disziplinarverfahren gegen Rinecker und einer Rüge des akademischen Senats der<br />
Universität Würzburg wegen „fahrlässiger Berufsüberschreitung“. Zu Rineckers Motivation,<br />
einen solchen auch damals ethisch umstrittenen Versuch durchzuführen, muss folgendes<br />
bemerkt werden: Rinecker war ein vehementer Verfechter der „experimentellen Methode“ und<br />
einer streng wissenschaftlichen Vorgehensweise. Zu seiner Verteidigung wies er auf die<br />
wissenschaftliche Überzeugung hin, dass die durch das Experiment erzeugte Erkrankung heilbar<br />
sei 164 .<br />
162<br />
Vgl. Elkeles (1996); vgl. Rinecker (1852)<br />
163<br />
Vgl. Elkeles (1996); vgl. Rinecker (1852); vgl. Keil (1995)<br />
164<br />
Vgl. Elkeles (1996): die Autorin hat folgende Primärquellen benutzt: aus dem Bayerischen Staatsarchiv Würzburg<br />
(STA) Nr. 6499, aus dem Stadtarchiv Würzburg (Stadtarchiv) Ratsprotokolle 1854-55, Nr. 226, aus dem Bayerischen<br />
Hauptstaatsarchiv (HSTA) MInn 62534, aus dem Universitätsarchiv Würzburg ARS Nr. 738, Nr. 158 und 159 und<br />
Senatsprotokolle vom 12.11.1853-13.8.1857