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Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...

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Dass Würzburg die erste voll ausgestattete Universitäts-Kinderklinik Deutschlands oder gar der<br />

Welt besaß, kann nach den hiesigen Recherchen ebenfalls nicht festgestellt werden. Allerdings<br />

darf nicht verkannt werden, dass es an den meisten deutschen Universitäten keine vergleichbare<br />

Einrichtung gab, so dass Würzburg bzw. Franz von Rinecker eine überaus wichtige<br />

Vorreiterrolle gespielt und dadurch die Institutionalisierung der Pädiatrie unterstützt haben.<br />

Insgesamt kann Rinecker zweifelsohne als Mann mit Weitblick bezeichnet werden, doch muss<br />

seine Polypragmasie auch mit einer gewissen Kritik betrachtet werden. Er vertrat sozusagen zu<br />

viele Interessen, was für die einzelnen Fächer, und eben auch die Kinderheilkunde, nicht immer<br />

von Vorteil sein konnte.<br />

Erst 1915, also nach über 40 Jahren, wurde die Kinderheilkunde in Würzburg mit Berufung von<br />

Jussuf Ibrahim zum Extraordinarius, wie in mehreren anderen deutschen Universitäts-Städten<br />

(z.B. Freiburg (1919), Heidelberg (1919)) 274 ,wieder von der inneren Medizin getrennt.<br />

Wendet man sich den <strong>med</strong>izinischen Problemen der Pädiatrie im 19. Jahrhundert zu und<br />

vergleicht sie mit den heutigen, so sind große Unterschiede festzustellen. <strong>Die</strong> publizierten<br />

epidemiologischen Daten aus Würzburg beschäftigen sich fast ausschließlich mit den<br />

Infektionskrankheiten: Masern, Scharlach und Keuchhusten, die nicht selten tödlich verliefen.<br />

Hierzu konnten differenzierte und z.T. innovative und fortschrittliche Befunde<br />

zusammengestellt werden. Weitere bedeutende Kinderkrankheiten Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

waren Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen, zu denen in Würzburg leider keine<br />

Quellen mehr vorhanden sind. <strong>Die</strong> Häufigkeit und Gefährlichkeit dieser Erkrankungen ist in<br />

Deutschland ab Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Folge der wesentlich verbesserten<br />

Wohnverhältnisse, von sauberem Trinkwasser und der Abwasserentsorgung sowie nach dem 2.<br />

Weltkrieg auch durch Antibiotika und Schutzimpfungen drastisch zurückgegangen.<br />

<strong>Die</strong> hohe Säuglingssterblichkeit, die am Ende des 19. Jahrhunderts immer noch über 30%<br />

betrug, gehört in Deutschland ebenfalls der Geschichte an, seitdem zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts von bedeutenden Pädiatern wie Theodor Escherich, Johann Friedrich Wilhelm<br />

Camerer, Adalbert Czerny, Arthur Keller, Meinhard von Pfaundler, Arthur Schlossmann und<br />

Heinrich Finkelstein, um nur einige zu nennen, wichtige Erkenntnisse über Säuglingspflege und<br />

-ernährung sowie Pathologie und Therapie von Säuglingskrankheiten gewonnen und<br />

veröffentlicht wurden.<br />

274 Vgl. Eulner (1970), S.219

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