Professor Dr. med. Christian P. Speer Die medizinische - OPUS ...
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Verdienste im Bereich der Medizin zuzusprechen sind, sondern er auch maßgeblich an dem<br />
Aufbau der Trinkwasserversorgung und der Abwasserentsorgung sowie der Verbesserung des<br />
Krankenhauswesens in Berlin beteiligt war. Außerdem war Virchow Mitglied des Deutschen<br />
Reichstages, einer der Gründer und Führer der Fortschrittspartei, Mitglied verschiedener<br />
wissenschaftlicher Deputationen sowie Mitbegründer und mehrfacher Präsident der Deutschen<br />
und Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, um nur einige seiner<br />
vielen Aktivitäten aufzuführen 27 .<br />
Seine bereits angesprochene, für die Entwicklung der Medizin höchst wichtige Rolle soll in<br />
einem späteren Abschnitt (s. S.13) weiter gewürdigt werden.<br />
2.3 <strong>Die</strong> Entwicklung der Medizin im frühen 19. Jahrhundert<br />
Auch die Medizin wurde im „Revolutionszeitalter“ von tiefgreifenden Veränderungen geprägt.<br />
Seidler beschrieb die entscheidende Neuerung folgendermaßen:<br />
„<strong>Die</strong> wissenschaftliche Medizin erklärte sich (- seit Ende der fünfziger Jahre des 19.<br />
Jahrhunderts -) selbst zur Naturwissenschaft, zur experimentellen Medizin“ 28 .<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es aus heutiger Sicht seltsame Vorstellungen vom Wesen<br />
der Krankheiten unter den Ärzten sowie unterschiedliche, in keiner Weise überprüfbare<br />
pharmakologische Behandlungsverfahren. Man bediente sich gern mittelalterlicher<br />
„Allheilmittel“ wie etwa des Aderlasses, um verschiedenste Krankheiten zu therapieren. In<br />
Wien gab es sogar eine Strömung des „therapeutischen Nihilismus“, wonach das Nichtstun die<br />
beste Medizin sei.<br />
Stark christlich geprägte Ärzte wiederum, wie der Münchner <strong>Professor</strong> für Medizin Johann<br />
Nepomuk Ringseis, betrachteten Handauflegen und Gebete als wichtige Heilmittel, da ihrer<br />
Meinung nach Krankheiten als Folge der Erbsünde zu verstehen seien 29 .<br />
27 Vgl. Hirsch (1934), V. S.768-772<br />
28 Seidler (1997), S.28<br />
29 Vgl. Vasold (1988), S. 30-32