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sportFACHHANDEL 08_2018 Leseprobe

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10 | TITELSTORY | Marken vs. Fachhandel 8.<strong>2018</strong><br />

Wir brauchen in unserer<br />

Ausrichtung verlässliche<br />

Partner, die unsere Produkte<br />

an den Konsumenten<br />

verkaufen.«<br />

Stefan Müller, Verkaufsleiter Meindl<br />

Klasse statt Masse: Das Produkt sollte wieder im Vordergrund stehen, meint nicht nur Meindl.<br />

Das Argument,<br />

Zusammenschlüsse<br />

seien nötig,<br />

um den großen<br />

Herstellern Paroli<br />

bieten zu können,<br />

mag gelten gegenüber<br />

den Giganten<br />

wie Adidas oder<br />

Nike, es läuft aber im<br />

eher mittelständisch<br />

geprägten Outdoorsektor<br />

ins Leere.«<br />

Jan Lorch, Leitung<br />

Vertrieb & CSR Vaude<br />

Viertel zusammengedampft wurden zugunsten<br />

einer „tieferen Auswahl an Key Franchises“. Unter<br />

direkterer Kundenansprache versteht Nike sodann,<br />

„die Zukunft des Handels zu gestalten“. Dazu wurde<br />

eine eigene Division namens Nike Direct gegründet,<br />

die Nike.com, den Own Retail und die digitalen<br />

Nike+-Produkte unter ihrem Dach vereint. Mittlerweile<br />

ist Nike Direct ein Wachstumsgarant für die<br />

Amerikaner. Im dritten Quartal des Nike-Geschäftsjahres<br />

<strong>2018</strong> verzeichnete Nike Direct allein ein<br />

zweistelliges Wachstum.<br />

Der Sportfachhandel steht bei den beiden<br />

großen Playern nicht im Fokus. Mehr noch:<br />

Getrieben von immer neuen Umsatzerwartungen<br />

der Aktionäre müssen die Konzerne liefern. Dass<br />

dabei gewachsene Handelsbeziehungen geradezu<br />

auf der Strecke bleiben müssen, scheint keine<br />

Rolle zu spielen. Gleichzeitig eifern aber auch<br />

ungleich kleinere Lieferanten diesen Strategien<br />

nach. Unzählig sind mittlerweile die Flagship-<br />

Stores und die eigenen E-Commerce-Aktivitäten<br />

geworden. Zunächst wurden Einwände des Handels<br />

damit abgebügelt, dass die Own-Retail-Aktivitäten<br />

letztlich die Marke stärken würden und damit auch<br />

dem Fachhandel nutzen. Dass aber der Fachhandel<br />

nicht zuletzt auch aufgrund dieser Entwicklung mit<br />

weniger Frequenz zu kämpfen hat, wird dabei gerne<br />

verschwiegen.<br />

Und ein weiterer Punkt wird gerne, zumindest<br />

hinter vorgehaltener Hand, von den Verantwortlichen<br />

angeführt. Handelsformaten wie Amazon<br />

im Online-Business oder Décathlon auf Seiten des<br />

stationären Handels ist es letztlich egal, mit welchen<br />

Marken sie Umsatz generieren, Hauptsache<br />

die Ware fließt ab. In dieser Denke sind die meisten<br />

Marken tatsächlich austauschbar. Dieser Umstand<br />

wird nicht zuletzt auch den beiden großen Verbundgruppen<br />

der Sportbranche vorgeworfen. Mit<br />

den Eigenmarken haben sie nach dieser Lesart am<br />

Nimbus vieler Marken gekratzt. Die Intersport-<br />

Eigenmarke McKinley beispielsweise ist mit<br />

Abstand die stärkste Outdoor-Marke im Verbund.<br />

Mit dem Ziel, auf Augenhöhe mit den Sportkonzernen<br />

zu bleiben, bildet auch der Handel<br />

immer größere Konglomerate aus. Letztes Beispiel<br />

dafür ist die strategische Partnerschaft zwischen<br />

Intersport und der Signa Sports Group, deren<br />

Zielsetzung zum einen das gemeinsame Agieren<br />

auf dem Beschaffungsmarkt ist, zum anderen aber<br />

natürlich auch, die Einkaufsvolumina zusammenführen<br />

zu können, um gegenüber den Lieferanten<br />

insgesamt bessere Konditionen durchsetzen zu<br />

können.<br />

Denn letztlich kann der Sportfachhandel auf die<br />

großen Marken (noch) nicht verzichten. Zu hoch<br />

ist der Nachfragedruck und die Erwartungshaltung<br />

der Kunden. Die langfristige Frage allerdings ist,<br />

ob in dem Gezerre zwischen den Big Playern auf<br />

Handels- und Industrieseite nicht die gewachsenen<br />

partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den<br />

vielen mittelständischen Lieferanten und dem<br />

Sportfachhandel aufgerieben werden.<br />

Die Konzentrationsbewegungen auf beiden Seiten<br />

empfindet beispielsweise Vaude Vertriebschef Jan<br />

Lorch als eine „grundsätzlich negative Entwicklung,<br />

da dadurch die Verhandlungsmacht der<br />

größeren Kunden gestärkt wird.“ Man stelle einen<br />

vermehrten Druck auf die Konditionen und >>><br />

FOTOS: MEINDL, VAUDE

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