sportFACHHANDEL 08_2018 Leseprobe
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122 | TITELSTORY | Nachfolge 8.<strong>2018</strong><br />
MITARBEITER AUSSEN VOR<br />
Welche Nachfolgevariante wird bevorzugt?<br />
48% 48%<br />
Externer<br />
Käufer<br />
29%<br />
Mitarbeiter<br />
18%<br />
Familiennachfolge<br />
Miteigentümer<br />
Obwohl gerade im Sportfachhandel die Übernahme durch Mitarbeiter als<br />
besonders praktikabel angesehen wird, wenn es keinen Familiennachfolger<br />
gibt, setzen viele Inhaber lieber auf externe Käufer. Ein Grund dafür dürfte<br />
sein, dass die Finanzierung der Übernahme durch Mitarbeiter häufig nur<br />
schwer zu stemmen ist.<br />
Sport 2000 Bereichsleiter<br />
Partner/Markt Michael Fanck<br />
weist darauf hin, dass es auch<br />
Unternehmen geben wird, bei<br />
denen es zu keiner Nachfolge<br />
kommt.<br />
Dennoch gibt es verschiedene Methoden, an denen<br />
sich auch Banken orientieren, beispielsweise:<br />
Beim Ertragswertverfahren wird der Unternehmenswert<br />
auf Grundlage zukünftiger<br />
Einnahmenüberschüsse ermittelt wird. Der Ertragswert<br />
ist dabei das Ergebnis der gewöhnlichen<br />
Geschäftstätigkeit, von dem der Unternehmerlohn<br />
sowie Abschreibungen abgezogen werden.<br />
Bei der Discounted Cash Flow-Methode<br />
(DCF-Methode) wird der zukünftige Cash-Flow,<br />
also der Gewinn und weitere Kosten wie<br />
Abschreibungen, Miete oder Zins als Grundlage<br />
der Berechnung herangezogen.<br />
Eine Bewertung nach dem Marktwert richtet<br />
sich danach, wie hoch andere, ähnliche und der<br />
gleichen Branche zugehörige Unternehmen<br />
bewertet wurden.<br />
Die Ergebnisse dieser Bewertungsmethoden<br />
können äußerst stark voneinander abweichen.<br />
Ob irgendeine davon den tatsächlichen Unternehmenswert<br />
wiederspiegelt, bleibt auch oftmals<br />
fraglich. Was für den Verkäufer gegebenenfalls<br />
ein viel zu niedriger Preis ist, kann für den Käufer<br />
schon ein Ausschlusskriterium sein. Michael Fanck<br />
formuliert das Problem so: „Der Kaufpreis/Unternehmenswert<br />
ist immer ein Kompromiss zwischen<br />
den Interessen der abgebenden Generation und der<br />
zukünftigen Unternehmensführung. Aus Sicht der<br />
Verbundgruppe ist es wichtig, dass der Unternehmenswert<br />
so dimensioniert ist, dass der Nachfolger<br />
eine sehr gute Chance hat, die getätigte Investition<br />
zurückzuverdienen und seinen finanziellen<br />
Verpflichtungen nachzukommen. Auch muss der<br />
QUELLE: KFW-MITTELSTANDSPANEL 2017, MEHRFACHNENNUNGEN MÖGLICH<br />
neue Unternehmer genügend Spielraum haben, um<br />
notwendige Zukunfts-Investitionen, die der Markt<br />
erfordert, darstellen zu können.“ Ohne sachkundige<br />
Hilfe kann demnach der Unternehmenswert nicht<br />
bestimmt werden. Allzumal die Ertragserwartung<br />
im Einzelhandel ohnehin eher niedrig ist, nicht zu<br />
vergleichen mit handwerklichen Betrieben oder<br />
den so bezeichneten Freien Berufen wie Ärzte,<br />
Anwälte oder Architekten. Von diesen Problemen<br />
kann auch Tim Wahnel aus seiner Erfahrung<br />
berichten: „Gelingt der Übergang in der Familie<br />
nicht, ist eine Hürde beim Verkauf immer wieder<br />
die Kaufpreisfindung und die Finanzierung. Auf der<br />
einen Seite verkauft der bisherige Inhaber sein<br />
Lebenswerk und tut sich mit dem Finden eines<br />
angemessenen Verkaufspreises schwer. Auf der<br />
anderen Seite stehen häufig Gründer, die gerade in<br />
Finanzierungsfragen mehr Unterstützung benötigen.“<br />
Damit ist eines der entscheidenden Probleme<br />
für die Nachfolge-Interessenten bereits angesprochen.<br />
Denn auch wenn sich Inhaber und Nachfolger<br />
auf einen Kaufpreis geeinigt haben, bleibt<br />
die Frage nach der Finanzierung meistens offen.<br />
Fast immer wird zur Unternehmensübernahme<br />
Fremdkapital benötigt, was gleichbedeutend damit<br />
ist, dass eigenes Vermögen des Nachfolgeinteressenten<br />
als Sicherheit oder als Teil des Kaufpreises<br />
eingebunden ist. Banken wiederum machen eine<br />
Finanzierung abhängig von verschiedenen<br />
Faktoren, wie Höhe der Eigenbeteiligung und der<br />
persönlichen Vermögenssituation, Alter, Branchenerfahrung<br />
oder Ausbildung. Hinzu kommen<br />
regionale Marktentwicklung, generelle Zukunftsaussichten<br />
und natürlich der Fortführungs- oder<br />
Businessplan, in dem dieses Faktoren ohnehin berücksichtigt<br />
sind. Ist diese Hürde genommen, gibt<br />
es eine recht vielfältige Zahl von Förderkrediten<br />
und -programmen, die stark regional variieren. Die<br />
Hausbanken können dabei auf diverse branchenunabhängige<br />
Programme der KfW zurückgreifen.<br />
Zudem bieten viele Landesförderbanken eigene<br />
Förderprodukte in Kooperation mit der KfW<br />
an. Wolfram Schweickhardt, Stv. Pressesprecher<br />
KfW Bankengruppe, umreißt das Prozedere: „Die<br />
Vergabe von Förderkrediten ist identisch mit der<br />
bei „normalen“ Krediten, d.h. die Bank prüft den<br />
Antragsteller auf seine Bonität etc. und trifft die<br />
Entscheidung über die Vergabe des Kredits. Die<br />
KfW prüft dann die eingehenden Kreditanträge vor<br />
allem nach formalen Gesichtspunkten (in erster<br />
Linie, ob das Vorhaben und die im Kreditantrag gemachten<br />
Angaben den Anforderungen des Förderprogramms<br />
entsprechen) und refinanziert bei einer<br />
positiven Entscheidung die Bank, die wiederum die<br />
Fördermittel an den Kunden weiterleitet.“<br />
FOTOS: ILYYAST + YEVHENII DUBINKO/ISTOCKPHOTO.COM, KFW-BILDARCHIV / RÜDIGER NEHMZOW, SPORT 2000, SFH