sportFACHHANDEL 08_2018 Leseprobe
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8.<strong>2018</strong> Nachfolge<br />
Nachfolge | TITELSTORY | 121<br />
Bei Sport Schröer in Unna teilen sich drei Generationen die Geschäftsführung. Die Fortführung ist somit gesichert.<br />
„Mit Jürgen Wisselmann haben wir ein Modell zur<br />
Finanzierung gefunden, bei dem die Kaufsumme<br />
dahingehend variabel vereinbart wurde, dass er an<br />
der zukünftigen Entwicklung des Geschäfts, sprich<br />
abhängig von den Umsatzzahlen, beteiligt ist.<br />
Dadurch mussten wir das Geschäft nicht mit<br />
zusätzlichen finanziellen Risiken belasten.“<br />
Eines der bekanntesten Beispiele für einen<br />
Management Buy In, also der Übernahme durch<br />
einen Dritten, war in der Outdoor-Branche die<br />
Übernahme des schwäbischen Outdoor-Spezialisten<br />
Woick durch den Filialisten Globetrotter im Jahr<br />
2014. Globetrotter holte sich damals nicht nur<br />
weitere, bestens eingeführte Filialen ins Unternehmen<br />
sondern auch zusätzliche Kompetenz in<br />
Produktbereichen, die vorher bei Globetrotter noch<br />
nicht im gleichen Fokus standen wie bei Woick.<br />
Globetrotter schloss anschließend die Woick-<br />
Filiale in Stuttgart und integrierte das Sortiment<br />
in die eigene örtliche Dependance und führte die<br />
Filialen in Filderstadt und Ulm sowie das Outlet in<br />
Metzingen unter eigenem Namen weiter. Nachdem<br />
Globetrotter im Verlauf des Jahres 2014 selbst in<br />
der skandinavischen Fenix Outdoor International<br />
AG aufgegangen war, wurde die ehemalige<br />
Woick-Filiale in Filderstadt aufgrund mangelnder<br />
Wirtschaftlichkeit 2016 geschlossen.<br />
Egal wie die Nachfolge letztlich geregelt wird,<br />
für Geschäftsinhaber bedeutet sie eine frühzeitige<br />
Planung. Für viele Händler dürfte dabei zunächst<br />
einmal die Frage nach der eigenen Altersvorsorge<br />
stehen. Gerade weil nicht sicher ist, dass ein Unternehmensverkauf<br />
dazu führt, sprichwörtlich ausgesorgt<br />
zu haben, sollten die finanziellen Rücklagen<br />
für das Alter sorgsam geprüft sein und nötigenfalls<br />
angepasst werden. Allgemein heißt es, dass Inhaber<br />
spätestens mit 55 Jahren mit den Vorbereitungen<br />
beginnen sollten. Dazu gehört unter anderem, im<br />
eigenen Unternehmen Strukturen zu schaffen, die<br />
die Nachfolge erleichtern. Auch welche Form der<br />
Nachfolgeregelung angestrebt wird, sollte frühzeitig<br />
klar sein. Viele, vor allem größere Händler,<br />
setzen dabei auf eine zweite Management-Ebene,<br />
die die Geschäfte im Notfall auch ohne den Inhaber<br />
weiterführen können sollte. So wird nicht nur das<br />
Unternehmen selbst unabhängiger vom Inhaber,<br />
potentielle Nachfolger, egal ob aus der Mitte der<br />
Familie oder aus dem Kreis der Mitarbeiter, werden<br />
zudem rechtzeitig in die Unternehmenshierarchie<br />
eingebunden und können sich schon frühzeitig<br />
beweisen. Dieses Vorgehen biete sich auch dann an,<br />
wenn eine Übergabe an externe Dritte geplant ist.<br />
Einerseits können sich Verhandlungen mit potenziellen<br />
Interessenten in die Länge ziehen, andererseits<br />
kann so ein reibungsloser Übergang an einen<br />
neuen Eigentümer erleichtert werden. Einhellig<br />
raten Experten zudem dazu, einen genauen Übergabeplan<br />
zu erstellen, der unter anderem regelt,<br />
wann welche Prozesse von einem potenziellen<br />
Nachfolger übernommen werden.<br />
Denn die Probleme, die eine Unternehmensübergabe<br />
mit sich bringen kann, sind vielfältig.<br />
Hat der Unternehmer allen Widrigkeiten zum<br />
Trotz einen geeigneten Nachfolger gefunden, gilt<br />
in der Regel, dass dieser meist sein Lebenswerk<br />
zurücklässt. Der Abschied und das Loslassen der<br />
Entscheidungsgewalt fallen schwer, was dem<br />
Nachfolger die Unternehmensführung nicht selten<br />
erschwert. Der entscheidende Aspekt ist aber meist<br />
die Frage danach, wie sich ein Lebenswerk in einen<br />
vernünftigen Verkaufspreis überführen lässt. Und<br />
vor allem: was ist eigentlich wie viel Wert? Wie<br />
kann man beispielsweise die Ladenausstattung,<br />
die Kundendaten und den häufig so bezeichneten<br />
„Kundenstammwert“, den eingeführten Namen, das<br />
Lager, das eigene Konzept, die zukünftige Gewinnerwartung,<br />
eventuelle Restverbindlichkeiten,<br />
Mietverträge oder Mitarbeiter-Verträge bewerten?<br />
Objektiv ist das gar nicht möglich.<br />
>>><br />
Kai Schröer fand über<br />
Umwege wieder zurück in den<br />
Familienbetrieb.