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CRESCENDO 4/19 Juni-August 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Gidon Kremer, Augustin Hadelich, Benjamin Schmid und Maurice Steger.

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K Ü N S T L E R<br />

„ICH LIEBE DIE<br />

EXTREMEN<br />

KONTRASTE“<br />

Rebecca Saunders erhält als erste Komponistin den Ernst von Siemens Musikpreis.<br />

VON CHRISTOPH SCHLÜREN<br />

FOTO: EVS MUSIKSTIFTUNG<br />

Die <strong>19</strong>67 in London geborene, heute in Berlin lebende<br />

Rebecca Saunders ist die erste Komponistin, die mit<br />

dem hoch dotierten Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet<br />

wird. Auch unter den drei Siemens-Förderpreisen<br />

für junge Komponisten, die gleichfalls am<br />

7. <strong>Juni</strong> im Münchner Prinzregententheater verliehen werden, sind<br />

zwei Frauen: neben dem Türken Mithatcan Öcal die Irin Ann Cleare<br />

und die Kanadierin Annesley Black. Doch sollen weder Quote noch<br />

Statistik zur Debatte stehen – vielmehr geht es hier um künstlerische<br />

beziehungsweise ästhetische Fragen.<br />

Rebecca Saunders hat jeweils einige Jahre bei Nigel Osborne<br />

und Wolfgang Rihm studiert, die einander ästhetisch keineswegs<br />

nahestehen. Mit beiden hat sie, das betont sie ausdrücklich, kein<br />

kompositionstechnisches Studium betrieben, sondern der Unterricht<br />

bestand in Gesprächen, Anregungen, Infragestellungen, bei<br />

denen sie als Studierende freie Hand über ihre kreativen Entstehungs-<br />

und Entscheidungsprozesse hatte. Osbornes altruistischer<br />

Einsatz für Menschlichkeit und menschliche Grundrechte weltweit,<br />

bei dem er musikalische Zusammenarbeit vor Ort und Traumaforschung<br />

verbindet, passt zu seiner gänzlich unorthodoxen Weiterentwicklung<br />

der Tradition jenseits aller Dogmen. Rihm hingegen<br />

hat zwar stets die Werke früherer Generationen aufmerksam studiert,<br />

doch in seinem Schaffen immer versucht, in jeder Hinsicht<br />

neue, unerforschte Wege zu gehen. Insofern steht ihm rein künstlerisch<br />

Rebecca Saunders näher, in deren Musik keine hörbaren<br />

Verbindungen zu früheren Traditionen bestehen.<br />

Wir kommen auch gleich darauf zu sprechen, was „Form“ für<br />

sie bedeutet (Rihm hat gelegentlich betont, dass alles eine Form<br />

26 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Juni</strong> – Juli – <strong>August</strong> 20<strong>19</strong>

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