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CRESCENDO 4/19 Juni-August 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Gidon Kremer, Augustin Hadelich, Benjamin Schmid und Maurice Steger.

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SOLO<br />

Evgeni Koroliov, Anna Vinnitskaya,<br />

Ljupka Hadzi Georgieva<br />

Frisch und klar<br />

Aufnahmen der Bach’schen Soloklavierkonzerte auf modernen Instrumenten<br />

gibt es zuhauf – und gute: Angela Hewitt, Vladimir Feltsman,<br />

Murray Perahia u. a. Von den Zwei-drei-vier-Tasteninstrument-Konzerten<br />

allerdings gab es auf modernen Instrumenten bis vor Kurzem noch<br />

keine Gesamteinspielung. Evgeni Koroliov, Anna Vinnitskaya und Ljupka<br />

Hadzi Georgieva mitsamt der Kammerakademie Potsdam kredenzen<br />

uns zehn der 13 vollständigen Konzerte – alle auf höchstem Niveau.<br />

Das ist nicht gefühlsduselig, sondern frisch, klar, musikalisch. Und sollte<br />

jemand die Legitimität einer Aufführung der Bach’schen Cembalokonzerte<br />

auf modernen Flügeln bezweifeln, darf man darauf hinweisen, dass<br />

Bach seine eigenen Oboen- und Violinkonzerte beziehungsweise Vivaldis<br />

L’estro armonico zu diesen Tasteninstrumentkonzerten<br />

verarbeitet hat. JFL<br />

Johann Sebastian Bach: „Concertos for Pianos“,<br />

Evgeni Koroliov, Anna Vinnitskaya, Ljupka Hadzi Georgieva,<br />

Kammerakademie Potsdam (Alpha)<br />

Track 2 auf der <strong>CRESCENDO</strong> Abo-CD:<br />

Konzert für drei Klaviere d-Moll, BWV 1063. III. Allegro<br />

András Schiff<br />

Bezwingend nervös<br />

Weder geschönt noch einschmeichelnd, dafür bezwingend nervös, wach<br />

und deshalb packend sind diese Aufnahmen von zwei der letzten Klaviersonaten<br />

Franz Schuberts (D 958 und 959). András Schiff spielt auch die<br />

Vier Impromptus (D 899) und Drei Klavierstücke (D 946), wie im frühen<br />

<strong>19</strong>. Jahrhundert üblich, auf einem Hammerflügel mit vier Pedalen.<br />

Dadurch ergibt sich ein weniger ausladendes, doch weitaus breiteres<br />

Farbspektrum mit herben und sogar ausgehöhlten Tönen. Vor allem die<br />

berühmten Impromptus gewinnen an Intensität, sind endlich wieder<br />

abgründige Miniaturen. Diese Einspielungen spiegeln also auch, warum<br />

Musikverleger zu Schuberts Lebzeiten dessen modulatorisch und rhythmisch<br />

kühne Klavierkompositionen ablehnten<br />

und für die Erstausgabe sogar rigide vereinfachen<br />

ließen. András Schiff fasziniert durch hochrangige<br />

Widerborstigkeit und belohnt dann wieder<br />

mit umso schöneren Phrasierungen. DIP<br />

ALTE-<br />

MUSIK<br />

Dorothee Oberlinger<br />

Nachtfantasien<br />

In der Dunkelheit stößt die Vorstellungskraft in unbekanntes<br />

Terrain vor. Glühende Sehnsüchte werden geweckt,<br />

düstere Alpträume türmen sich auf. Die Blockflötistin<br />

Dorothee Oberlinger und das Alte-Musik-Ensemble Sonatori<br />

de la Gioiosa Marca beschäftigen sich mit den vielfältigen<br />

Facetten der Nacht. Melancholisch stimmt die Soloflöte<br />

ein sephardisches Wiegenlied an, bevor die Musiker<br />

auf Entdeckungsreise durch Venetien gehen. In L’altra nocte<br />

m’insomniava stellt sich der Ordensbruder Fra Gerardo<br />

einen Liebenden vor, der von seiner Angebeteten träumt<br />

und beim Aufwachen erkennen muss, dass er allein im Bett<br />

liegt. Von Antonio Vivaldi sind die Konzerte La Notte und<br />

Il Riposo zu hören, außerdem die Serenade La Senna festeggiante<br />

zu Ehren des französischen Königs Ludwig XV. In<br />

Jean-Baptiste Lullys lyrischer Tragödie Atys tritt die allegorische<br />

Figur Le Sommeil auf. Der blinde Flötist Jacob van<br />

Eyck aus Utrecht schrieb Variationen über ein Nachtigallen-Lied,<br />

Heinrich Ignaz Franz Biber eine<br />

Chaconne über einen Nachtwächter. Ein<br />

Album, das nicht nur Schlaflosen gefallen<br />

wird! CK<br />

„Night Music“, Dorothee Oberlinger, Sonatori de la<br />

Gioiosa Marca (dhm)<br />

Franz Schubert: „Sonatas & Impromptus“, András Schiff (ECM)<br />

Amy Dickson<br />

Einfachheit und Menschlichkeit<br />

Nicht ohne Grund trägt die neue CD von Amy Dickson den Titel „In<br />

Circles“ (In Kreisen). Sie ist eine Hommage an die Volksmusik, die nach<br />

Ansicht der Saxofonistin seit Jahrhunderten weltweit permanent Einfluss<br />

auf die Entwicklung aller Musikgenres hat. Außerdem bietet sie<br />

mit ihrer Einfachheit und Menschlichkeit in digitalen Zeiten einen verbindenden<br />

Zufluchtsort. Als Belege hat Dickson 20 Stücke aus unterschiedlichen<br />

Kulturen von Andalusien über Ungarn bis Australien eingespielt.<br />

Prägnant und klar wie eine Stimme gibt dabei ihr Instrument den<br />

Ton an; Begleiter der schnörkellosen Interpretationen sind der Pianist<br />

Daniel de Borah, William Barton am Didgeridoo und das Adelaide Symphony<br />

Orchestra unter Nicholas Carter. Zeitgenössische<br />

Besonderheit ist ein Saxofon-Konzert,<br />

das James MacMillan eigens für Amy Dickson<br />

komponiert hat. ASK<br />

WELT-<br />

MUSIK<br />

Amy Dickson: „In Circles“, William Barton, Daniel de Borah,<br />

Adelaide Symphony Orchestra, Nicholas Carter (Sony)<br />

FOTO: HENNING ROSS<br />

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