CRESCENDO 4/19 Juni-August 2019

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R Ä T S E L & R E A K T I O N E N GEWINNSPIEL Wer verbirgt sich hinter diesem Text? LESERBRIEFE Betrifft: Gendergerechte Sprache „Kein anderer zeitgenössischer Komponist hat mich so unwiderstehlich angezogen“ (Yehudi Menuhin, 1965) Als „Rousseau der Musik“ gehörte ich zu den bedeutendsten Komponisten des letzten Jahrhunderts. Meine Begabung fiel zusammen mit meinem absoluten Gehör schon früh auf. Mit drei konnte ich auf meiner Trommel den Takt angeben, mit vier Klavier spielen, mit sieben begann ich zu komponieren und mit zehn trat ich als Pianist auf. Ich begann Komposition zu studieren und vertonte besonders in jungen Jahren meine enge Volksverbundenheit, die sich voller Schlichtheit und Direktheit entfalten konnte. Mein systematisches Sammeln von Volksliedern führte mich auf weite Feldforschungen, die akribisch mündlich Überliefertes transkribierten, um es vor dem Vergessen zu bewahren. Meine Genauigkeit zeichnete sich aber nicht nur in meiner Arbeit als Musikethnologe aus. Die beharrliche Tempokontrolle durch ein Metronom und die Angaben zur Aufführungsdauer betonten meine Exaktheit. Mein musikalisches Werk wendet sich von der romantischen Klangwelt ab und ist von Pentatonik, Diatonik und Bitonalität beherrscht. Leider verbot ein Kölner Oberbürgermeister, der später der erste Bundeskanzler werden sollte, eine meiner Bühnenkompositionen, die mit angeblich unmoralischer Handlung einen Theaterskandal auslöste. Das gewählte Sujet mit Zuhältern und Prostituierten galt als zu anstößig. Die Situation in meinem Heimatland zwang mich in den 1940er-Jahren zur Emigration. In Amerika fühlte ich mich aber lange nicht angekommen. Hier war ich, von Geldnot gezwungen, Klavierunterricht zu geben. Auftragsarbeiten zogen sich durch meine letzten Lebensjahre, bevor ich an Leukämie starb und mein letztes Klavierkonzert unvollendet hinterließ. Einer meiner Schüler fügte die 17 fehlenden Takte hinzu. AM RÄTSEL LÖSEN UND EINE CD-BOX GEWINNEN! Wer ist hier gesucht? Wenn Sie die Antwort kennen, dann nehmen Sie an der Verlosung teil unter www.crescendo.de/mitmachen. Diese CD-Box können Sie gewinnen: „Carlo Maria Giulini. Complete Recordings on Deutsche Grammophon“. Einsendeschluss ist der 15. August. Gewinner unseres letzten Gewinnspiels ist Günter van Ool aus Jülich. Die Lösung war Aaron Copland. FOTO: BY ALLAN WARREN / OWN WORK, CC BY-SA 3.0 Manche Leute sprechen von Gleichberechtigung, manche von Genderwahnsinn. Musikerinnen und Musiker, MusikerInnen, Musiker(innen), Musiker*innen – Möglichkeiten gibt es viele. Wie sinnvoll diese sind, darüber wird auch unter den CRESCENDO Lesern leidenschaftlich diskutiert. Allerdings hat nicht zuletzt die MeToo-Debatte, in der es um Sexismus und sexualisierte Gewalt geht, einmal mehr vor Augen geführt, dass es bis zur Gleichberechtigung ein weiter Weg ist. (Die folgenden Kommentare wurden im Original und ohne Rechtschreibkorrektur übernommen) Grauenvoll Sehr geehrter Herr Hanuschik, ich finde es grauenvoll, wie die deutsche Sprache verunstaltet wird! Nicht nur hemmen diese Wortkreationen den Lese- (bzw. Rede-) Fluss, ich meine darüber hinaus, dass die Frauen von heute darüberstehen und nicht gleich beleidigt sein sollten. Ich ( Jahrgang 1947) bin aufgewachsen mit der Regel, dass sobald etwas im Plural benutzt wird, man zur männlichen Form greift – und ich habe mich nie diskriminiert gefühlt. Ich habe für die deutschen Frauen in dieser Hinsicht weder Geduld noch Verständnis. Hoffentlich bleiben diese Verstümmelungen eine Modeerscheinung und verschwinden bald wieder. Es wäre schade um die deutsche Sprache (die schwer, aber schön ist) und es ist nun wirklich völlig unnötig! Rosemary R., Berlin Weder schwülstig, noch unübersichtlich Sehr geehrter Herr Winfried Hanuschik, zum Thema Genderwahn zwei Sätze: „Die Bürger*innen, aber auch die Besucher*innen unserer Stadt können in der Buchhandlung B.B. das „crescendo-Magazin“ aus einem Aufsteller kostenlos entnehmen. Ausübende Künstler*innen, wie Instrumentalist*innen aller Genres, Musiker*innen, Sänger*innen, Dirigent*innen, Pianist*innen, aber auch Komponist*innen, Regisseur*innen und Intendant*innen kommen in diesem Magazin zu Wort.“ Wie angenehm hingegen klingt, denn Sprache hat etwas mit Sprechen zu tun, dieser Satz : „Ausübende Künstler, wie Instrumentalisten aller Genres, Musiker, Sänger, Dirigenten, Pianisten, aber auch Komponisten, Regisseure und Intendanten kommen in diesem Magazin zu Wort.“ Das klingt weder schwülstig, noch konfus, noch unübersichtlich, noch gespreizt, noch unverständlich. Gotthard Lukas, Finsterwalde Titelbild Gendergerechte Sprache endet schon direkt beim Titelbild: „Camilla Tilling – die Sopranistin gastiert am 6. April in der Hamburger Elbphilharmonie unter Sir Simon Rattle“. „Unter“? Ja, das sagte man mal so, früher, als Dirigenten noch Götter und Sängerinnen devote Dienerinnen waren. Aber, mal im Ernst: Ist das Ihr Ernst? Christoph Klamp (der das Bild von Frau Tilling unter Sir Simon jetzt nicht mehr los wird) Unästhetisch und schwer lesbar Sehr geehrter Herr Hanuschik, ich empfinde diese politisch verursachte Sprachveränderung als unästhetisch und darüberhinaus als schwer lesbar. Im Übrigen glaube ich auch nicht, dass eine von einer kleinen Lobbygruppe propagierte Änderung der Sprache tatsächlich die Verhältnisse gerechter gestalten kann. Matthias Schwab GRAFIK: PSCHEMP -CC BY-SA 3.0 44 w w w . c r e s c e n d o . d e — Juni – Juli – August 2019
ERLEBEN Die wichtigsten Termine und Veranstaltungen von Juni bis August im Überblick (ab Seite 46) Spannende Symbiose: Die Musiklandschaft Sachsen vereint Historie, Kultur und Natur aufs Schönste (Seite 52) Soli Deo Gloria: Haydns Schöpfung steht im Mittelpunkt des Braunschweig Festivals (Seite 54) 16. Juli bis 27. August 43. INNSBRUCKER FESTWOCHEN Der 350. Todestag des Innsbrucker Hofmusikers Pietro Antonio Cesti gibt Anlass, an sein Werk zu erinnern. Geboren in Italien, trug er den venezianischen Opernstil hinaus in die Erblande der musikliebenden Habsburger. 1652 ließ er sich als Kapellmeister von Erzherzog Ferdinand in Innsbruck nieder. 150 Opern schrieb er mit einer großen Leichtigkeit und dem Geschmack seiner Zeit entsprechend. Seine berühmteste Oper La Dori overo lo schiavo reggio (Doris oder die glückhafte leibeigene Dienerin), eine Verkleidungskomödie zur Verherrlichung der Gattenliebe, steht auf dem Festwochen-Programm. Ottavio Dantone leitet sein Originalklang-Ensemble, die Accademia Bizantina (Foto). Ein Jubiläum feiert auch der nach Cesti benannte Gesangswettbewerb. Vor zehn Jahren von Alessandro De Marchi, dem Intendanten der Festspiele, ins Leben gerufen, versteht er sich als Forum für Sänger mit besonderer Begabung für das Barockopernfach. So sind Teilnehmer des Wettbewerbs immer wieder in den Programmen der Festwochen zu finden. Innsbruck, verschiedene Spielorte, www.altemusik.at FOTO: ACCADEMIA BIZANTINA 45
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