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CRESCENDO 4/19 Juni-August 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Gidon Kremer, Augustin Hadelich, Benjamin Schmid und Maurice Steger.

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Interviews unter anderem mit Gidon Kremer, Augustin Hadelich, Benjamin Schmid und Maurice Steger.

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FOTO: MAIKE HELBIG<br />

Ragna Schirmer,<br />

zweifache Bach- und<br />

ECHO-Preisträgerin<br />

und im April mit dem<br />

Robert-Schumann-<br />

Preis 20<strong>19</strong> ausgezeichnet,<br />

beschäftigt sich mit<br />

dem Leben und Wirken<br />

von Clara Schumann,<br />

seit sie ein Teenager<br />

war. Ihr neues Album<br />

anlässlich des<br />

200. Geburtstags ist<br />

eine Verneigung vor<br />

Clara – als Frau und<br />

als Künstlerin<br />

RAGNA SCHIRMER PIANISTIN<br />

Als ich am 12. September 2017, dem 175. Hochzeitstag von Clara und Robert, in Leipzig mein Programm „Liebe in<br />

Variationen“ vortrug, hatte der Veranstalter die wunderbare Idee, dem Publikum das Hochzeitsmenü der Schumanns<br />

in Verbindung mit der Eintrittskarte als sprichwörtlich besonderen Leckerbissen anzubieten. Auch ich kam in diesen<br />

Genuss und erinnere mich noch heute daran. Manches schmeckte ungewöhnlich – ich kann es nicht recht beschreiben:<br />

auf eine eigene Weise zart und doch kräftig. Der Koch erklärte mir, dass man im <strong>19</strong>. Jahrhundert mit Mehl und<br />

Kräutern ganz anders umgegangen sei. Gespannt war ich auf die „Grundbirnen“. Ich hatte schon den süßsäuerlichen<br />

Geschmack gebratenen Obstes auf der Zunge und musste feststellen: „Grundbirnen“ sind einfach nur Kartoffeln.<br />

Nach dem Konzert bekam ich zur Erinnerung Claras Kochbuch geschenkt: jenes einfache Kochbuch für Hausfrauen des<br />

Mittelstandes*, das Robert Schumann seiner Verlobten 1839 schenkte. Auf dem Titel steht in Goldlettern:<br />

„Meiner Hausfrau gewidmet, R. S.“. Obwohl Clara wenig Zeit zum Kochen fand, hat sie in ihrem Exemplar dieses<br />

Büchleins doch einige Passagen angestrichen und sich notiert, welche Gerichte Robert besonders gern aß. Das<br />

Hochzeitsmenü findet sich natürlich nicht in diesem Kochbuch. Ich zitiere dennoch eine Passage daraus, um die Art<br />

der Zubereitung der damaligen Zeit etwas schmackhafter zu machen.<br />

•<br />

RINDFLEISCH GEDÄMPFT<br />

„(...) man nimmt ein Stück Rindfleisch von der Unterschale, klopft es recht mürbe, spickt es mit Zitronen schale und<br />

Speck, und legt es eine Nacht in Breihanessig (Bieressig, Anm. d. Red.). Am andern Morgen gießt man den Essig ab, setzt<br />

es mit Wasser auf, salzt und schäumt es rein ab, und thut ein Stück ganzen Ingwer, etliche Lorbeerblätter und englische<br />

Gewürzkörner dazu. Hat es eine Stunde gekocht, so gießt man den Breihanessig daran, wirft die Scheiben von einer<br />

Zitrone dazu, und läßt es schmoren, bis es gahr ist. Doch muß man die Brühe kosten, ob sie nicht zu sauer ist, und ob<br />

sie das gehörige Salz hat. Ist die Brühe nicht stark genug, so thut man einen Löffel voll Mehl in Butter braun gebraten,<br />

Honigkuchen oder geriebene schwarze Brotrinde daran, und läßt es damit durchkochen. Dann richtet man das Fleisch<br />

(...) an, gießet die Brühe durch einen Durchschlag, und schöpft das übrige Fett von der Brühe ab.“<br />

Guten Appetit im Clara-Jahr!<br />

„Madame Schumann“, Ragna Schirmer (Berlin Classics)<br />

Track 3 auf der <strong>CRESCENDO</strong> Abo-CD:<br />

Klaviertrio g-Moll, op. 17. III. Andante – più animato<br />

von Clara Schumann<br />

* Karl Friedrich Engelmann/Marie Holle: Neues einfaches Kochbuch für bürgerliche Haushaltungen und bürgerliche Küchenzettel für Hausfrauen des Mittelstandes, Zwickau 2007<br />

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