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CRESCENDO 4/19 Juni-August 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Gidon Kremer, Augustin Hadelich, Benjamin Schmid und Maurice Steger.

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H Ö R E N & S E H E N<br />

SOLO<br />

Philippe Mouratoglou<br />

Vollendete Schönheit<br />

Unglaublich, dieser Philippe Mouratoglou ist überall zu Hause. Keine Genres,<br />

keine Stile, die der Franzose beiseiteschiebt, ein jegliches hat seine Zeit. Ob<br />

Klassik, Blues, Jazz oder Flamenco, ob Solo, Duo oder Trio, der Gitarrist findet<br />

auf seinen Saiten für alles Platz. Doch fern von Beliebigkeit, weiß Mouratoglou<br />

genau, was er spielt. Das zeigt sein neues Album mit der Musik von<br />

Fernando Sor, dem katalanischen „Schubert“, „Beethoven“ oder „Mozart der<br />

Gitarre“, wie er genannt wurde. Sor ist für die klassische Gitarre ein Muss,<br />

weil aber die Beethovens und Mozarts nichts für Gitarre geschrieben haben,<br />

kennen ihn viele nicht. Neben seinem Werk für Gitarre schuf er ebenso<br />

begabt Opern wie Ballettmusiken. Umso entdeckenswerter<br />

ist diese einzigartige Einspielung eines oft<br />

gespielten Repertoires. Mouratoglou verschmilzt mit<br />

dem Werk Sors so versiert, dass die vollendete<br />

Schönheit klassischer Gitarre zum Erlebnis wird. SELL<br />

Linda Leine und Daria Marshinina<br />

Melodischer Reichtum<br />

Wie hat man sich die ungewöhnliche Besetzung eines Klavierduos<br />

vorzustellen? Linda Leine und Daria Marshinina zeigen es. Die stilistische<br />

Palette reicht von Schubert über Strawinsky bis Pēteris<br />

Vasks: eine hervorragende Auswahl, um das klangliche und musikalische<br />

Potenzial, das in der Verbindung zweier Klaviere steckt, von<br />

allen Seiten zu präsentieren! Vor allem Strawinskys Concerto per<br />

due pianoforti soli ist als Sternstunde zu bezeichnen: Es ist eine<br />

wahre Freude, das eher unbekannte Werk in der Interpretation<br />

dieser zwei temperamentvollen Musikerinnen kennenzulernen. Sie<br />

präsentieren den berauschenden melodischen und rhythmischen<br />

Reichtum dieser Musik mit einer Leidenschaft, die einen bis zur<br />

letzten Note nicht mehr loslässt. Aber auch Vasks Music for two<br />

pianos, die hier zum ersten Mal auf CD eingespielt wurde, bietet<br />

einen ungewöhnlich erfrischenden wie<br />

kurzweiligen Hörgenuss. AF<br />

KAMMER-<br />

MUSIK<br />

Fernando Sor, Philippe Mouratoglou (vision fugitive)<br />

Franz Schubert, Igor Strawinsky, Pēteris Vasks: „Piano<br />

Duo“, Linda Leine und Daria Marshinina (EsDur)<br />

Track 5 auf der <strong>CRESCENDO</strong> Abo-CD: Rondo D-Dur,<br />

D 608 (Allegretto) von Franz Schubert<br />

Franziska Hölscher<br />

Glutvoll und eruptiv<br />

Heinrich Ignaz Franz Bibers kunstvolle Passacaglia aus einer der<br />

Rosenkranzsonaten und Schumanns opulente Zweite Violinsonate<br />

umrahmen zwei Capricci von Salvatore Sciarrino und Luciano<br />

Berios Sequenza VIII. Ein unkonventionelles, kontrastreiches<br />

Programm. Zusammengehalten wird es durch den Oberbegriff<br />

der Sequenz, einer verschiedenartigen Wiederholung des<br />

Immergleichen, welche sich in unterschiedlicher Form in allen<br />

Werken wiederfindet. Die Geigerin Franziska Hölscher hat das<br />

Programm klug zusammengestellt und geigt virtuos: Bibers Passacaglia<br />

mit polyfoner Transparenz und Schumanns gewichtige<br />

Sonate mal pastos, mal übermütig, immer aber mit ansteckendem<br />

musikalischen Feuer – ebenso wie ihr Klavierpartner<br />

Severin von Eckardstein. Sciarrinos und Berios Werke<br />

beeindrucken nicht minder: Hölscher<br />

entflammt das Interesse des<br />

Hörers auch hier ebenso glutvoll wie<br />

eruptiv. GK<br />

VINYL<br />

Leonard Elschenbroich und Alexei Grynyuk<br />

Mitreißende Impulsivität<br />

Seit ihrer Komposition zählen Beethovens Sonaten für Klavier<br />

und Violoncello zu den Standardwerken, die sowohl eine<br />

ausgereifte musikalische Gestaltungskunst, als auch brillierende<br />

Virtuosität erfordern. Leonard Elschenbroich und<br />

Alexei Grynyuk vereinen beide Ansprüche mit Leichtigkeit:<br />

Durchgängig herrscht eine kammermusikalische Spielfreude,<br />

der man mühelos und aufmerksam hörend folgt. Auffallend<br />

ist die ungezwungene und schlichte Art, mit der Elschenbroich<br />

lange Phrasierungsbögen, komplexe rhythmische<br />

Strukturen und melodische Kantilenen gestaltet. Die große<br />

klangliche Variabilität des Violoncellos, die von sonor bis<br />

grazil ein breites Spektrum abdeckt, mischt sich sehr gut<br />

mit dem nicht minder anspruchsvollen Klavierpart, den Alexei<br />

Grynyuk mit großem Einfühlungsvermögen<br />

und einer<br />

mitreißenden Impulsivität<br />

umsetzt. AF<br />

Ludwig van Beethoven: „The<br />

Sonatas for Cello and Piano“,<br />

Leonard Elschenbroich, Alexei<br />

Grynyuk (Onyx)<br />

SOLO<br />

Luciano Berio, Robert Schumann, Salvatore Sciarrino u. a.:<br />

„Sequenza“, Franziska Hölscher, Severin von Eckardstein (Avi)<br />

38 FOTO: IRENE ZANDEL<br />

w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Juni</strong> – Juli – <strong>August</strong> 20<strong>19</strong>

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