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OM_04_2020_ePaper

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Wie kam der Hase zum Ei<br />

und die Eier in die Kirche?<br />

Am Karfreitag gibt es in der Regel Fisch. Den<br />

Karsamstag verbringen wir mit Eierfärben,<br />

abends wird dann am Feuer gekokelt. Am<br />

Ostersonntag geht es in die Kirche und<br />

raus ins Grüne, zum Ostereier suchen<br />

oder zum Osterspaziergang.<br />

Die Ostertage stecken voller Bräuche<br />

und Gewohnheiten. Aber, wie verhält<br />

sich die Kreuzigung und Auferstehung<br />

Jesu im Zusammenhang mit<br />

den als heidnisch bezeichneten<br />

Bräuchen und Riten rund um bunte<br />

Eier und Hasen? Gibt es einen Zusammenhang<br />

zwischen Religion<br />

und Brauchtum?<br />

Deshalb haben wir uns an einen<br />

„Experten“ gewandt und den Pastor<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Oberneuland, Thomas Ziaja, gefragt.<br />

Foto: AS<br />

Pastor Ziaja erklärt, dass ein Zusammenhang<br />

zwischen Sonnenkalender<br />

und den wichtigsten christlichen Festen besteht.<br />

In einem Vierteljahres-Rhythmus<br />

verteilen sich Ostern, Johannistag, Michaelistag<br />

und Weihnachten über das Jahr – in<br />

etwa immer zum Wechsel der Jahreszeiten.<br />

Etwas ketzerisch könnte man auch behaupten:<br />

Es darf quartalsmäßig gefeiert werden!<br />

Das Weihnachtsdatum ist wahrscheinlich<br />

der Wintersonnenwende, der dunkelsten<br />

Zeit des Jahres, zu verdanken und in<br />

jedem Fall nachträglich konstruiert.<br />

„Wir wissen nicht, ob Jesus genau am<br />

24. Dezember geboren wurde. Fest steht,<br />

dass seine Geburt eben genau zu dieser<br />

Zeit Licht und Hoffnung in die Finsternis<br />

gebracht hat“, erklärt Pastor Ziaja.<br />

Ostern dagegen ist ein wahrhaft historisches<br />

christliches Fest. Zu den wenigen<br />

Fakten aus dem Leben Jesu gehört sein<br />

Tod, denn als geschichtlich gesichert gilt,<br />

dass der Mann aus Nazareth an einem Pessachfest<br />

in Jerusalem gekreuzigt wurde. Die<br />

meisten europäischen Sprachen tragen die<br />

Erinnerung an das jüdische Pessach- oder<br />

Passahfest<br />

noch in sich.<br />

Das deutsche<br />

Ostern haben wir vermutlich<br />

anderen Einflüssen zu verdanken.<br />

Wie im englischen Easter steckt in<br />

dem Wort ein altgermanisches Wort für<br />

Morgenröte, das mit der griechischen<br />

Göttin Eos verwandt ist. Zudem könnte es<br />

auch ein Hinweis auf die östliche Himmelsrichtung<br />

darstellen. Damit wäre der<br />

Zeitpunkt gemeint, an dem die Sonne wieder<br />

genau im Osten aufgeht. Das würde<br />

auch mit den Beschlüssen der 325 n. Chr.<br />

in Nicäa abgehaltenen Kirchensynode<br />

übereinstimmen, nach denen das Osterfest<br />

am Sonntag nach dem der Frühlingsgleiche<br />

folgenden Vollmond zu feiern ist. Deshalb<br />

sind praktisch alle Kirchen nach Osten ausgerichtet<br />

und damit an der symbolischen<br />

Auferstehung Jesu.<br />

„Ostern hat es im Gegensatz zu Weihnachten<br />

einfach schwerer! Die Geschichte<br />

der Geburt Jesu ist für die meisten<br />

Menschen ‚andockfähiger‘ als sein Leiden<br />

und Sterben“, so Ziaja.<br />

Vielleicht<br />

haben<br />

sich aus diesem<br />

Grund besonders viele<br />

Mythen, Brauchtümer und Gewohnheiten<br />

rund um das Osterfest entwickelt –<br />

einfach um es auszuschmücken? Aber, in<br />

erster Linie verbinden Christen wie Nicht-<br />

Christen mit Ostern vor allem die Freude<br />

auf den Frühling – auf Licht und Wärme.<br />

Zur Vorbereitung auf das Osterfest findet<br />

die 40-tägige christliche Fastenzeit<br />

statt, die Aschermittwoch beginnt und<br />

Ostern endet. Da an Sonntagen nicht gefastet<br />

werden sollte und sie deshalb nicht<br />

als Fastentage gezählt werden, wurde der<br />

Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten<br />

oder siebten Jahrhundert vom sechsten<br />

Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden<br />

Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.<br />

Die Dauer der Fastenzeit leitet sich<br />

vom biblischen Bericht über eine 40-tägige<br />

Gebets- und Fastenzeit her, die Jesus nach<br />

seiner Taufe im Jordan auf sich nahm.<br />

Die Fasten- oder Passionszeit dient auch<br />

heute noch der Vorbereitung auf das Oster-<br />

42 OBERNEULAND

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