Schönes Leben – Ausgabe 73

tig verlagerten die Betriebsleiter den Schwerpunkt auf die Produktion
von Premium-Heu für den Heimtiermarkt. „Anfangs haben wir das
parallel zur Milchwirtschaft gemacht, aber dann haben wir sukzessive
umgestellt und schließlich wurde die Herstellung von Kleintiernahrung
zum vollständigen Ersatz für einen Wirtschaftszweig, in dem die
viele Arbeit immer weniger wert war“, erinnert sich der Vater von drei
erwachsenen Töchtern und einem Sohn, die alle im Fliegenberger
Familienbetrieb tätig sind.
Mit der vollen Konzentration auf die neue Herausforderung steckte
der unternehmerisch denkende und handelnde Landwirtschaftsmeister
sein Wissen und Können in die Perfektionierung der Heu-Produktion,
denn um das Heu nicht nur auf dem Hof zu verfüttern, sondern um es
als Kleintierfutter weiterzuverkaufen, musste es andere Anforderungen
erfüllen.
„Wenn man Heu für den Heimtiermarkt anbieten will, dann muss es
länger frisch bleiben“, erklärt Reinhard Speer. Damit wertvolle
Inhaltsstoffe auch während der längeren Lagerung, die mit der Nutzung
für den Heimtiermarkt einhergeht, nicht verloren gehen, galt es,
den Herstellungsprozess neu zu durchdenken. Insbesondere eine bessere
Trocknung war gefragt und da es diese nicht von der Stange gab, wurde
Reinhard Speer selbst zum Erfinder.
Gewöhnlich bleicht das gemähte Gras auf der Wiese, wo es bis zum
Einfahren sowohl der Sonne als auch der feuchten Witterung ausgesetzt
war. Dadurch konnte es neben der frischen grünen Farbe auch wichtige
Nährstoffe verlieren. „Heute wird das Gras bereits nach einem kurzen
Vortrocknen auf der Wiese eingefahren und anschließend schonend
durch ein Gebläse getrocknet“, erklärt Reinhard Speer.
„Heute wird Gras bereits nach kurzem Vortrocknen
auf der Wiese eingefahren und schonend
durch ein Gebläse getrocknet, damit wertvolle
Inhaltsstoffe erhalten bleiben.“
Bevor die Ernte beginnt, werden die Wiesen mit Hilfe einer ferngesteuerten
Drohne abgesucht. Jan-Hendrik Speer steuert die mit einer
Wärmebildkamera ausgestattete Drohne. Aus der Vogelperspektive
lässt sich gut feststellen, wo Rehkitze sich drücken. Gemeinsam mit
Freundin Yvonne bringt er die geretteten Rehkitze in Sicherheit.
Fotos: Marschhof
„Was sich so einfach anhört, ist das Ergebnis intensiver Weiterentwicklung
und ständiger Verbesserung einer Anlage, die es so nur einmal
gibt“, sagt Hauke Heitmann. Die Trocknungsanlage, die sein Schwiegervater
weiterentwickelt habe, trockne das Heu nicht nur zuverlässig
und witterungsunabhängig mit Sonnenwärme vom Dach, sondern
befreie es auch von Staub und Schmutz. „Dank der schnelleren Trocknung
haben Bakterien und Pilze keine Chance, sich im Heu auszubreiten.
So entsteht ein hochwertiges Futtermittel, in dem alle wichtigen
Nährstoffe erhalten bleiben und das genauso frisch aussieht, wie es den
Heimtieren schmeckt“, betont der Geschäftsführer.
Von Anfang an überzeugte die Qualität des Heus aus der Elbmarsch
viele Kunden. Speers Hoff entwickelte sich deutschlandweit zu einem
der größten Anbieter von Einstreu und Futtermitteln für Kleintiere.
2007 nahm Reinhard Speer Kräuterfuttermischungen in seine Produktpalette
auf und ließ wissenschaftlich untersuchen, ob und wie das
Kräuterfutter auf das Tierwohl wirkt. Wissenschaftler der Universität
Rostock stellten fest, dass die Inhaltsstoffe von Kräutern sich positiv
58 Sommer 2021