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Schönes Leben – Ausgabe 73

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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Ausgezeichneter Architekt<br />

Vor 30 Jahren hat der Bremervörder Architekt<br />

Lothar Tabery die Umweltpyramide, eines<br />

der ersten Projekte ökologischen Bauens im<br />

Elbe-Weser-Dreieck, geplant und gebaut. Zur<br />

Expo 2000 in Hannover entstand nach seinen<br />

Entwürfen das regionale Expo-Projekt „Eine-<br />

Welt-Kirche“ in Schneverdingen, komplett<br />

aus heimischen Hölzern als Symbol für die<br />

Nachhaltigkeit und mit der ersten Brettstapelfassade<br />

Deutschlands. „Nur die Verwendung<br />

von Holz im Bauwesen kann dazu anregen,<br />

die Wälder der Welt nachhaltig zu pflegen und<br />

zu deren Wiederaufforstung zu motivieren“,<br />

betont der Diplom-Ingenieur, Architekt und<br />

Stadtplaner, der 1972 mit seinem Architekturstudium<br />

in Hannover begonnen hatte. Später<br />

hat er selbst viele Jahre als Dozent an den<br />

Fachhochschulen in Oldenburg und Buxtehude<br />

Studierende in den Fächern Entwerfen<br />

und Ökologisches Bauen unterrichtet. Ein<br />

besonderer beruflicher Höhepunkt für Lothar<br />

Tabery war sicherlich der Bau des Energie-,<br />

Bildungs- und Erlebniszentrums (EEZ) in<br />

Aurich. Der Architekt realisierte das markante<br />

Gebäude mit herausragender Energiebilanz<br />

nach einem weiteren gewonnenen Wettbewerb<br />

im Jahr 2015 (www.eez-aurich.de/de/<br />

uncategorised/architektur-2.html).<br />

Gerade ist die von Lothar Tabery entworfene<br />

Neue Grundschule Bremervörde in das jährlich<br />

bundesweit erscheinende Baukostenkompendium<br />

2021 aufgenommen worden.<br />

Sein Entwurf gilt als vorbildlich, denn der Bau<br />

lag mit den Herstellungskosten weit unter<br />

dem Bundesdurchschnitt und fiel zudem<br />

größer als geplant aus. Die Veröffentlichung<br />

zeigt im Vergleich mit anderen Schulbauten,<br />

dass große Summen an <strong>Ausgabe</strong>n gespart<br />

werden können, ohne Anbieter und ausführende<br />

Arbeitende unter Preis arbeiten lassen<br />

zu müssen, wenn die Kosten durch einen<br />

intelligenten Gebäudeentwurf gering gehalten<br />

werden. „Dazu bedarf es aber auch einer<br />

Vergabepraktik von Bauaufträgen, die nicht<br />

Generalübernehmer bevorzugt“, sagt der<br />

renommierte Architekt, der gerade seinen 70.<br />

Geburtstag gefeiert hat.<br />

Generalübernehmer (GÜ) erbringen bei<br />

Gebäuden in aller Regel nicht nur die Bausondern<br />

auch die kompletten Planungsleistungen<br />

in eigener Regie. GÜ überwachen<br />

sich und die Subunternehmen selbst. Für die<br />

Koordination und Risikoabdeckung hierbei<br />

kalkuliert der GÜ aber zusätzliche Regiekosten.<br />

„Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass<br />

das Qualitäts- und/oder Abrechnungsergebnis<br />

nicht immer im Sinne des Auftraggebers ausfällt“,<br />

weiß Lothar Tabery. Die umfangreichen<br />

vom Generalübernehmer zu erbringenden<br />

Gesamtleistungen mit einer hohen Gesamtkostenverantwortung<br />

schränkten zudem den<br />

Bieterkreis enorm ein, da kleinere Betriebe<br />

derartig umfangreiche Gesamtaufträge aus<br />

wirtschaftlichen Gründen nicht erbringen können.<br />

Der Auftraggeber hat dann also nur die<br />

Auswahl zwischen wenigen (großen), oftmals<br />

nicht regional ansässigen Firmen.<br />

Fazit laut Tabery: Es lohnt sich, bei der Auftragsvergabe<br />

auf einen möglichst breiten<br />

Wettbewerb zu setzen. Das heißt, Aufträge<br />

kleinteilig zu vergeben, sodass auch kleine<br />

Unternehmen sich bewerben können. „Damit<br />

kann beispielsweise eine auftragvergebende<br />

Stadt viel Geld sparen“, betont der Architekt,<br />

der mit seinem Büro bereits diverse Schulbauten<br />

realisiert hat, unter anderem den Umbau<br />

sowie die Erweiterung des Internatsgymnasiums<br />

in Bad Bederkesa. Aber auch kleinere<br />

Baumaßnahmen, Neubauten und Sanierungen<br />

gehörten zu seinem Berufsalltag.<br />

Neben seiner Bürotätigkeit engagierte sich<br />

Tabery 27 Jahre lang in der Architektenkammer<br />

Niedersachsen, deren Vizepräsident er<br />

von 2013 bis 2018 war. Im Vorstand sowie<br />

in verschiedenen Ausschüssen setzte er sich<br />

besonders für die Belange der Berufskollegen<br />

und die Baukultur auf dem flachen Lande<br />

ein. Lothar Tabery gründete in der Kammer<br />

mit Unterstützung des Niedersächsischen<br />

Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen<br />

und Klimaschutz den Beirat für Baukultur,<br />

der unabhängig und neutral mit qualifizierten<br />

Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen<br />

Kommunen in ganz Niedersachsen bei ihren<br />

Planungen berät.<br />

Der Baukultur ist Lothar Tabery auch nach<br />

Übergabe seines Büros an seinen Nachfolger<br />

Hendrik Kück zum Jahresbeginn 2018<br />

treu geblieben. Als Vorsitzender des Forums<br />

BauKulturLand zwischen Elbe und Weser e.V.<br />

(www.baukulturland.de) hält er Vorträge und<br />

moderiert Workshops zu diversen baukulturellen<br />

Themen. Lothar Tabery liebt es, seine<br />

von Backsteinbauten geprägte norddeutsche<br />

Heimat aus der Perspektive des Radlers zu<br />

erkunden und sich dabei von besonderen<br />

Gebäuden, Orten und Ensembles inspirieren<br />

zu lassen. Ihr gemeinsames Schicksal:<br />

ein mehr oder weniger tiefer Dornröschenschlaf.<br />

Für den ehemaligen Vizepräsidenten<br />

der Architektenkammer war dies ein impulsgebender<br />

Wink. Dieses Potenzial für eine<br />

touristische Vermarktung zu nutzen und die<br />

Geschichte der Backsteinkultur für Touristen<br />

und Einheimische spannend zu inszenieren,<br />

ist seither seine Mission.<br />

Mit dem Forum BauKulturLand hat Lothar<br />

Tabery mit Kollegen und Touristikern im Rahmen<br />

des vom Ministerium für Inneres, Bau<br />

und Heimat geförderten Projekts „Baukultur<br />

und Tourismus <strong>–</strong> Kooperation in der Region“<br />

eine Internetseite zum Thema „Spur der Steine“<br />

entwickelt. Hier können Interessierte<br />

bisher rund 150 besondere Back- und Feldsteinbauten<br />

aus dem Elbe-Weser-Dreieck mit<br />

interaktiven Karten kennenlernen und sich<br />

eigene Besichtigungstouren zusammenstellen.<br />

Die von Lothar Tabery gepflegte Internetseite<br />

ist unter www.baukultur-entdecken.<br />

museen-stade.de erreichbar.<br />

Sommer 2021 89

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