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Schönes Leben – Ausgabe 73

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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ei Tierkrankheiten und zur Vorbeugung einsetzen lassen. „Für Nager<br />

und Zwergkaninchen zählt getrocknetes Wiesenheu zu den wichtigsten<br />

Futtermitteln auf dem täglichen Speiseplan. Es enthält von Natur aus<br />

viele Ballaststoffe und ist reich an Mineralstoffen und Vitaminen. Der<br />

hohe Rohfasergehalt im Heu wirkt sich positiv auf die Verdauung der<br />

Tiere aus“, weiß Professorin Petra Wolf. Die renommierte Fachtierärztin<br />

leitet die Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät der Universität<br />

Rostock.<br />

Ohne die vorhandenen und gut strukturierten Faserbestandteile könnten<br />

die natürlichen Verdauungsprozesse im Magen-Darm-Trakt des<br />

Tieres nicht stattfinden: „Es würde zu einer Magenüberladung oder zu<br />

Durchfallerkrankungen kommen“, unterstreicht die promovierte<br />

Veterinärin. Außerdem sichere Heu auf natürliche Weise den erforderlichen<br />

Abrieb der lebenslang wachsenden Nagerzähne. „Heu ist das A<br />

und O in der Fütterung von Kaninchen, Meerscheinchen und Chinchilla“,<br />

betont die Fachtierärztin für Tierernährung. Das setze jedoch das<br />

Angebot eines nährstoffreichen und hygienischen Futters voraus. Eine<br />

Trocknungsanlage biete die Möglichkeit, wetterunabhängig Heu von<br />

einwandfreier Qualität zu erzeugen. Dieses stelle bei sachgerechter<br />

Anwendung (ausreichendes Angebot, täglicher Wechsel des Heus) die<br />

Basis jeder Ration dar und sichere nicht nur eine art-, sondern auch<br />

bedarfsgerechte Fütterung. Nährstoffreiches Gras von guten Böden sei<br />

die Grundvoraussetzung, um hochwertiges Heu zu gewinnen. Genauso<br />

wichtig sei aber eine schnelle und schonende Trocknung des Heus,<br />

damit alle wichtigen Bestandteile erhalten bleiben und die Entstehung<br />

schädlicher Stoffe vermieden wird.<br />

„Die wissenschaftlichen Untersuchungen haben auch bestätigt, dass die<br />

faserreichen Bestandteile im Heu den Nagetrieb stillen und damit<br />

Langeweile vorbeugen, sodass Verhaltensauffälligkeiten wie beispielsweise<br />

Fellfressen vorgebeugt werden kann“, sagt Reinhard Speer. „Wir<br />

haben spezielle Futterprogramme entwickelt. Dabei werden natürliche<br />

Kräuter, Gemüse und Blüten in das Basis-Heu integriert und so ein<br />

abwechslungsreicher Speiseplan imitiert, wie ihn die Natur bietet“,<br />

ergänzt Hauke Heitmann. Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass<br />

aromatische Kräuter wie grüner Hafer, Petersilie, Pfefferminze und<br />

Kamille den Appetit nach Erkrankungen anregen und aufgrund der<br />

natürlich enthaltenen Substanzen (ätherische Öle, Vitamine und Spurenelemente)<br />

Krankheiten vorbeugen beziehungsweise den Heilungsprozess<br />

unterstützen können.<br />

Zusätzlich zur Kombination mit Kräutern bietet Speers Hoff auch<br />

noch Heu mit Apfel, Blüten, Löwenzahn und mit Möhren an. „Äpfel<br />

liefern zusätzlich Vitamin C und Pektin. Ballaststoffreiches Heu mit<br />

appetitanregenden Blütenblättern von Ringelblumen, Rosen, Kornblumen<br />

und Sonnenblumen ergibt eine besonders bekömmliche und verdauungsfördernde<br />

Futtermischung“, sagt Hauke Heitmann. Löwenzahnblätter<br />

in Kombination mit ballaststoffreichem Heu haben nach<br />

Angaben seines Schwiegervaters eine „präbiotische Wirkung“ <strong>–</strong> das<br />

heißt, die Darmflora wird durch diese spezielle Pflanzenkost positiv<br />

beeinflusst, weil sich Mikroorganismen mit einem gesundheitsfördernden<br />

Einfluss im Dickdarm der Tiere anhäufen. Eine ähnliche Wirkung<br />

auf das Wohlbefinden von Heimtieren entfalte Heu, dem vitaminreiche<br />

Karottenchips beigemischt wurden.<br />

Darum ist eine schnelle Trocknung von Heu so wichtig<br />

Bei der Herstellung von Heu trocknet frisch gemähtes Gras zunächst<br />

direkt auf der Wiese vor. Dort kommt es in unseren Breitengraden<br />

schnell zu einer relativen Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 Prozent<br />

und somit zu feuchten, kühlen Nächten, die die Trocknung des<br />

Heus verlangsamen.<br />

Auf der Wiese kann das Heu also nicht in der erforderlichen kurzen<br />

Zeit auf eine Restfeuchte von unter zehn Prozent trocknen. Wird<br />

das noch zu feuchte Heu gepresst und zur Resttrocknung in der<br />

Scheune sich selbst überlassen, beginnt ein mikrobiologischer Zersetzungsprozess.<br />

Bakterien und Pilze, die dafür verantwortlich sind,<br />

finden im feuchten Heu einen idealen Nährboden um sich zu vermehren.<br />

Bis die Restfeuchte des Heus verdunstet ist, haben Milben, Schimmelpilze,<br />

Bakterien und Hefen bereits viele wertvolle Nährstoffe<br />

zerstört.<br />

Was noch schwerer wiegt: In Ruhestellung verharren sie auf dem<br />

Futter und werden beim erneuten Kontakt mit Wasser sofort wieder<br />

aktiv. Beim Verfüttern des Heus können Pilzsporen und andere Keime<br />

schließlich leicht in die Atemwege der Heimtiere gelangen und<br />

schwere Allergien oder Krankheiten auslösen.<br />

Da Raufutter für die Verdauung der Tiere aber eine wichtige Rolle<br />

spielt, folgen sie ihrem natürlichen Drang und fressen auch verdorbenes<br />

Heu, wobei die Schadstoffe in ihren Verdauungstrakt gelangen.<br />

Bis zu bestimmten Grenzwerten verkraftet der Organismus<br />

die Belastung durch Pilzgifte (Mycotoxine) und andere schädliche<br />

Substanzen. Wenn sie allerdings in zu hoher Konzentration vorkommen,<br />

können sie das Immunsystem der Heimtiere schwächen oder<br />

gar außer Gefecht setzen. Mögliche Folgen davon sind beispielsweise<br />

struppiges Fell, Mattigkeit, Unruhe, Allergien oder Durchfall.<br />

„Unser Heu trocknet nur kurz auf der Wiese vor und wird anschließend<br />

in unsere große thermische Trocknungsanlage gebracht. Sie<br />

entzieht dem Heu sehr schnell das überschüssige Wasser und nimmt<br />

sämtlichen Keimen damit die <strong>Leben</strong>sgrundlage“, erklärt Landwirtschaftsmeister<br />

Reinhard Speer. Durch die schonende Trocknung in<br />

der Heubox behalte das Futter seine wichtigen Nährstoffe, sei länger<br />

haltbar und auch das Chlorophyll, also die grüne Farbe, bleibe<br />

erhalten. „Das Heu sieht dadurch nicht nur appetitlicher aus, es<br />

riecht auch besonders würzig und schmeckt den kleinen Lieblingen<br />

hervorragend“, betont Reinhard Speer.<br />

60<br />

Sommer 2021

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