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Schönes Leben – Ausgabe 73

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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viele packend präsentierte Elemente der<br />

Umweltbildung können beim Rundgang<br />

entdeckt werden. So können Besucher beispielsweise<br />

versuchen, wie ein Insekt durch<br />

ein riesiges Spinnennetz zu klettern oder<br />

beim Gang über einen Barfußparcours<br />

unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten<br />

spüren. Für Veranstaltungen, die unter Dach<br />

stattfinden müssen, gibt es seit einigen Jahren<br />

auf dem Gelände neben der markanten<br />

Pyramide ein eigenes Seminargebäude, die<br />

„Biberburg“.<br />

Teiche, Kräuter und viele<br />

Elemente der Umweltbildung<br />

können beim Rundgang<br />

entdeckt werden.<br />

Das Regionale Umweltbildungszentrum<br />

(RUZ) Nabu-Umweltpyramide hat in Bremervörde<br />

noch eine zweite Liegenschaft: das<br />

„Alte Forsthaus”, welches der Nabu 1993<br />

vom Forstamt Bremervörde gekauft hat. Das<br />

Haus wurde umgebaut, so dass Büroräume<br />

entstanden sind. Die Zimmer für Praktikanten<br />

und für junge Erwachsene, die ein freiwilliges<br />

ökologisches Jahr an der Umweltpyramide<br />

absolvieren (FÖJler), sind ebenfalls<br />

im Forsthaus integriert. Auch die Verwaltung<br />

und die Geschäftsführung der<br />

Umweltpyramide sind hier untergebracht.<br />

Das „Alte Forsthaus“ liegt direkt am Wald,<br />

so dass von hier aus die Waldprogramme der<br />

Landesforsten starten können. „Mit den<br />

Landesforsten arbeiten wir seit vielen Jahren<br />

als Kooperationspartner zusammen“, erläutert<br />

Dr. Maren Meyer-Grünefeldt.<br />

Mit der „Biberburg“ und dem „Alten Forsthaus“<br />

ist die Umwelt-Pyramide mit den<br />

Jahren deutlich gewachsen. Eine derart<br />

positive Entwicklung war kaum vorauszusehen:<br />

Als der Nabu (Naturschutzbund) vor<br />

gut 30 Jahren den Auftrag zum Planen und<br />

Bauen der Umweltpyramide an den Bremervörder<br />

Architekten Lothar Tabery (siehe<br />

Kasten) vergab, ging es maßgeblich darum,<br />

ein Gebäude zu errichten, das in auffälliger<br />

Form umwelt- und ressourcenschonendes<br />

Bauen und menschenfreundliches Wohnen<br />

Mit Herzblut und Teamgeist<br />

Dr. Maren Meyer-Grünefeldt ist zwar in Emden<br />

geboren, doch als waschechte Ostfriesin sieht<br />

sie sich eher nicht <strong>–</strong> schließlich ist sie in der<br />

geschichtsträchtigen Hansestadt Lübeck aufgewachsen.<br />

„Nach dem Abitur habe ich erst<br />

einmal eine Zeit lang in<br />

Spanien gelebt“, erzählt<br />

die promovierte Umweltwissenschaftlerin,<br />

die<br />

anschließend noch in<br />

einigen anderen Ländern<br />

gelebt und gearbeitet<br />

hat. Dass sie in der<br />

Welt herumgekommen<br />

ist, hat ihren Horizont<br />

beträchtlich erweitert.<br />

„Kosmopolitisch“ wäre<br />

sicherlich eine zutreffende<br />

Beschreibung<br />

für die rührige Wissenschaftlerin,<br />

die sich aber<br />

eindeutig zu ihren Wurzeln<br />

in Norddeutschland<br />

bekennt.<br />

Früher wollte Maren<br />

Meyer-Grünefeldt gern<br />

Biologie studieren. Doch als sie sich das<br />

Curriculum ansah, waren ihr die Inhalte zu<br />

fachspezifisch: „Ich habe nach einem Studienprogramm<br />

gesucht, in dem ich über den<br />

Tellerrand blicken konnte. So bin ich auf die<br />

Umweltwissenschaften gestoßen.“ Nach<br />

dem ersten Semester an einer Hochschule in<br />

Landau wechselte Maren Meyer-Grünefeldt<br />

an die Leuphana Universität Lüneburg. „Ich<br />

hatte genau den richtigen Studiengang für<br />

mich gefunden“, sagt sie rückblickend. Zügig<br />

schloss sie ihre Pflichtkurse ab, um sich dann<br />

auf ihre fachlichen Schwerpunkte konzentrieren<br />

zu können: Umweltchemie und Ökologie.<br />

„In dieser Zeit habe ich auch ein Praktikum<br />

in einem Forschungsprojekt in Israel absolviert“.<br />

Ihre Abschlussarbeit schrieb sie über<br />

Pestizid-Abbau in Brasilien und Deutschland.<br />

„Mir war nach dem Studium schnell<br />

klar, dass ich gern in die Forschung gehen<br />

möchte“, erinnert sie sich. Für die Universität<br />

Mainz forschte sie zu Nährstoffkreisläufen in<br />

Ecuador. 2008 wurde sie Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin in der vom Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten<br />

Forschungsgruppe Klimzug-Nord, die in<br />

einem großangelegten Forschungsprojekt<br />

Auswirkungen des Klimawandels in der<br />

Metropolregion Hamburg untersucht und ein<br />

Handlungskonzept entwickelt hat, um den<br />

Folgen der Erderwärmung zu begegnen.<br />

Für ihre Doktorarbeit an der Leuphana Universität<br />

hat Maren Meyer-Grünefeldt den<br />

Einfluss vermehrter Stickstoffeinträge aus<br />

der Luft auf Heidekraut untersucht, die etwa<br />

durch intensives Düngen in der Landwirtschaft<br />

entstehen<br />

können. Außerdem<br />

erforschte sie, wie<br />

sich Dürren auf eine<br />

Heidelandschaft<br />

auswirken und ob<br />

diese Auswirkungen<br />

durch den Stickstoff<br />

verstärkt werden:<br />

„Zunehmende<br />

Stickstoffeinträge<br />

und Extremwetter<br />

bringen die Heide in<br />

ernstzunehmende<br />

Schwierigkeiten“,<br />

erklärt die 41-jährige<br />

Diplom-Umweltwisssenschaftlerin.<br />

Als<br />

Doktorandin hatte sie<br />

über mehrere Jahre<br />

Daten im Freiland<br />

gesammelt und zusätzlich experimentell im<br />

Gewächshaus gearbeitet. „Drei Jahre lang<br />

habe ich keinen Urlaub genommen und auch<br />

die Wochenenden durchgearbeitet“, erinnert<br />

sie sich. Nur eine Woche nach ihrer Doktorprüfung<br />

fing sie beim Umweltbundesamt in<br />

Dessau-Roßlau an. Seit Ende 2017 ist Dr.<br />

Maren Meyer-Grünefeldt nun die Geschäftsführerin<br />

der NABU-Umweltpyramide in Bremervörde.<br />

Das Umweltbildungszentrum für<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene muss<br />

sich selbst tragen. Deswegen schreibt die<br />

engagierte Umweltwissenschaftlerin Projektanträge,<br />

wirbt Fördermittel ein oder plant<br />

Klassenfahrten für Schulkinder. Normalerweise<br />

sind Klassenfahrten ein wichtiges<br />

Standbein der NABU-Umweltpyramide <strong>–</strong> das<br />

in Corona-Zeiten allerdings fehlt. „Was ich<br />

hier mache, geht weit über den rein fachlichen<br />

Hintergrund des praktischen Naturschutzes<br />

hinaus“, erklärt Dr. Maren Meyer-<br />

Grünefeldt. Ganzheitliches Projektdenken<br />

und Teamgeist seien gefragt: „Diese Arbeit<br />

kann man nur gemeinsam und mit ganz viel<br />

Herzblut machen“, betont die alleinerziehende<br />

Mutter einer vierjährigen Tochter.<br />

Sommer 2021 87

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