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Schönes Leben – Ausgabe 73

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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konnten Interessierte dort gleich in zwei Veranstaltungen lernen, wie<br />

man eine Sense scharf macht und sie richtig handhabt. Die Teilnehmer<br />

des ersten Sensenlehrgangs waren Mitarbeiter der Gartenbauabteilung<br />

des Bezirksamtes Hamburg-Mitte. „Hamburg ist die Stadt mit den<br />

meisten Grünflächen in der Bundesrepublik Deutschland <strong>–</strong> 14 Prozent<br />

des Stadtgebietes sind Grün- und Erholungsflächen. Darunter sind<br />

auch viele ökologisch wertvolle Flächen, die mit der Sense gemäht<br />

werden sollen“, erläutert Christian Heinisch. Im zweiten Kurs lernen<br />

Hobbygärtner den Umgang mit der Sense. „Die Sensenmahd hat mehrere<br />

Vorteile. Sie kostet wenig, man braucht keine großen Transportfahrzeuge,<br />

kann bei jedem Wetter und jedem Zustand der Fläche arbeiten,<br />

und man ist mit dem Auge immer nah am Boden. Die Verletzung<br />

von Amphibien oder anderen Tieren wird so weitestgehend vermieden.“<br />

In seinen Mähkursen können Frauen und Männer den Umgang mit der<br />

Sense von Grund auf erlernen: Die Sense sei ein sehr altes Werkzeug,<br />

das erst den großflächigen Anbau von Getreide möglich machte.<br />

„Effektives Mähen mit der Sense setzt jedoch das richtige Werkzeug<br />

voraus <strong>–</strong> die Sense muss schon von der Größe her zu dem Menschen<br />

passen, der sie benutzt“, erklärt der Profi. Ganz wichtig sei, dass die<br />

Sense richtig scharf ist: „Sonst hat man keine Freude bei der Arbeit“,<br />

betont Christian Heinisch. In seinen Kursen lernen die Teilnehmer<br />

deshalb nicht nur, wie sie kraftsparend und ergonomisch mit dem<br />

Handwerksgerät arbeiten, sondern auch das unumgängliche Schärfen<br />

der Sensen durch das sogenannte Dengeln und das Nachschärfen mit<br />

dem Wetzstein. „Das Dengeln ist das Schärfen der Sense durch ziehende<br />

und klopfende Hammerschläge entlang der Schneidkante. Durch dieses<br />

Schmieden wird der Sensenstahl zur Schneidkante hin verdünnt, gehärtet<br />

und damit rasiermesserscharf“, erklärt Christian Heinisch.<br />

In den Mähkursen lernen Frauen und Männer<br />

den Umgang mit der Sense.<br />

Prinzipiell könne jeder und jede das Mähen mit der Sense erlernen.<br />

„Das ist bestimmt kein Hexenwerk, allerdings sollten schon einige<br />

Regeln beachtet werden“, betont der Profi. Um möglichst unangestrengt<br />

zu mähen, sollte der Schnitter am besten schon früh am Morgen<br />

mit der Arbeit beginnen, wenn die Pflanzen noch vom Tau benetzt sind.<br />

„Das Gras lässt sich am besten schneiden, wenn es noch etwas nass ist“,<br />

erklärt der Fachmann. Der Sensenmann zeigt, wie es richtig geht:<br />

Locker und mit Schwung führt er die Sense in gleichmäßigen, halbkreisförmigen<br />

Bewegungen vor seinen Körper und schneidet so das<br />

Gras gleichmäßig kurz über dem Boden ab. Dabei geht er langsam mit<br />

kleinen gleichmäßigen Schritten voran. Immer, wenn die scharfe Sensenschneide<br />

durch das Gras fährt, macht es „schwusch“. Wieder und<br />

wieder ist das typische Geräusch zu hören. „Wer mit der Sense mäht,<br />

kann die Natur mit allen Sinnen erleben. Man hat Bewegung an der<br />

frischen Luft und kann gleichzeitig alles wahrnehmen, was um einen<br />

herum passiert“, sagt Christian Heinisch. Tatsächlich: Kein Benzingeruch<br />

beeinträchtigt den herrlichen Duft von frisch gemähtem Gras.<br />

Kein Motorgeräusch übertönt das Vogelgezwitscher und das Summen<br />

der Hummeln und Bienen. Nur das leise „Schwusch“ ist bei jedem<br />

Sensenhieb zu hören. „Mit der Sense kann man sogar am Sonntag oder<br />

Der Sensenverein Deutschland e.V.<br />

Gunther Rödel aus Neuhaus am<br />

Rennweg (Thüringen) gehört zu<br />

den erfahrensten Sensenlehrern in<br />

Deutschland und engagiertes Mitglied<br />

im Sensenverein Deutschland.<br />

„Im Sensenverein haben sich über<br />

die Jahre immer mehr Menschen<br />

zusammengeschlossen, die die alte<br />

Handwerkskunst des Mähens mit<br />

der Sense wieder aufleben lassen<br />

und große Anstrengungen unternehmen,<br />

sie in unserer heutigen immer<br />

hektischer werdenden Zeit wieder stärker zu etablieren“, sagt<br />

Gunter Rödel. Auch die Zahl der Mitglieder, die sich erfolgreich<br />

zu Sensenlehrerinen und Sensenlehrern ausbilden lassen, steige<br />

kontinuierlich. „Unser Kursangebot erfreut sich eines regen Interesses<br />

und wird gut angenommen“, sagt Gunther Rödel. Der Verein<br />

sei bestrebt, die Qualifikation seiner Lehrerinnen und Lehrer stetig<br />

zu erweitern.<br />

Erfahrene Sensenlehrer vermitteln schrittweise die richtige Mähtechnik.<br />

„Auch Dengeln kann jeder lernen“, betont der Sensenlehrer,<br />

der in mehreren Bundesländern<br />

Sensenkurse anbietet.<br />

Kursteilnehmer müssen unbedingt<br />

rutschfeste Arbeitsschuhe oder<br />

Stiefel und Arbeitskleidung tragen.<br />

Sensen und Wetzsteine werden für<br />

die Dauer des Kurses den Kursteilnehmern<br />

überlassen. Kursteilnehmer,<br />

die bereits eine Sense sowie<br />

Sensenschlüssel, Dengelhammer<br />

und Wetzstein besitzen, können ihre<br />

Ausrüstung gern zum Kurs mitbringen<br />

(bitte auf sicheren Transport achten). Der Sensenlehrer wird<br />

die Ausrüstung prüfen und Tipps geben zur Anpassung beziehungsweise<br />

Optimierung der Sense und des Sensenbaumes.<br />

Sensenlehrer Gunther Rödel im Internet: www.rödelhof.de<br />

Der Sensenverein Deutschland im Internet: www.sensenverein.de<br />

74<br />

Sommer 2021

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