Potsdamer Report_2023
Verantwortung – Nachhaltigkeit als pädagogischer Auftrag in Kita, Schule und Hochschule Dritte Konferenz zur Pädagogik 2022
Verantwortung – Nachhaltigkeit als pädagogischer Auftrag in Kita, Schule und Hochschule
Dritte Konferenz zur Pädagogik 2022
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Bewegung sind, kann sich ihre Energie immer weiter fortsetzen.“
Antworten auf die globale Krise zu finden, ist aus meiner Sicht nur möglich,
wenn die westlichen Gesellschaften bereit sind zu einer grundlegenden
Transformation ihrer Weltsicht. Die seit der sogenannten Aufklärung
forcierte „Trennung von Natur und Kultur“ (Descola 2021), von Kimmerer
(2013) als „große Verblendung“ bezeichnet, evozierte eine neoliberale
Perspektive auf die Welt als auszubeutende Ressource. Eine menschenseitige
Rückgabe an die Welt im Sinne der oben beschriebenen Gegenseitigkeit
ist in dieser Perspektive nicht berücksichtigt.
Was bedeutet uns die Welt? Im Indigenen Denken wurzelt Gegenseitigkeit
„in dem Verständnis, dass wir nicht allein sind, dass die Erde auch
von nicht-menschlichen Wesen bewohnt wird, die weise und erfinderisch
sind und unseren Respekt verdienen“ (Kimmerer 2021). Für Indigene
Menschen rund um den Globus sind die Erde und alles, was uns umgibt,
heilig, alle Wesen und Dinge stehen in Beziehung zueinander. Auf
dieser Grundlage fordern Indigene Aktivist*innen, der Erde Rechte zuzusprechen.
So wurde, initiiert durch Indigene Aktivist*innen, auf der Weltkonferenz
für Klimawandel und Rechte der Mutter Erde im Jahre 2010
in Bolivien die „Universal Declaration of Rights of Mother Earth“ verabschiedet
und den Vereinten Nationen vorgelegt (World Conference of
Climate Change and the Rights of Mother Earth 2010). Hier wird die Erde
als lebendes Wesen beschrieben und ein unbedingter Respekt ihr selbst
und allen mit ihr verbundenen Wesen gegenüber gefordert. Würden der
Erde diese Rechte zugestanden, hätte das erhebliche Auswirkungen auf
einen nachhaltigen Umgang mit ihren Gaben. Vielleicht wäre ein erster
Schritt, den Begriff Ressourcen gegen den Begriff Gaben auszutauschen?
Sprache schafft Welt. „Wörter haben Gewicht, und ihre leichten Wogen
können in der ‚realen‘ Welt Wellen schlagen“ (Kimmerer 2017).
Gregory Cajete beschreibt Indigenes Denken als nachhaltigkeitsorientiert.
Wenn Indigene Menschen denken, versuchen sie immer den höchsten
Gedanken zu denken. Dazu gehört, dass sie nicht nur an sich und die
nächste Generation denken. Sie reflektieren: Wie wirkt sich mein heutiges
Handeln auf die Generationen aus, die in tausend und mehr Jahren
leben? (Cajete 2000). Nachhaltigkeit wird in diesem Kontext restorativ
praktiziert. In einer solchen Praxis stehen die Beziehungen der Menschen
untereinander sowie zu allen Dingen und Wesen in der Welt im Mittelpunkt
(Kiewitt 2021). Der Lakota-Terminus Mitakuye oyasin (Wir sind alle
appetenz
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