GASTRO das Fachmagazin 1-2/24
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1-2/20<strong>24</strong><br />
PORTRAIT 49<br />
„Gib mir eine Kombi, die sowohl <strong>das</strong> Essen als auch den Wein in andere Sphären katapultiert!“<br />
Das sieht Helena Jordan, Sommelière des Jahres 20<strong>24</strong>, den Auftrag an ihre Zunft. <strong>GASTRO</strong><br />
sprach mit der frischgebackenen Siegerin. <br />
Von Petra Pachler<br />
Frau Jordan, Sie sind Sommelière des<br />
Jahres 20<strong>24</strong>. Wo liegen die Wurzeln Ihres<br />
Erfolges?<br />
Ich denke die Wurzeln meines Erfolges<br />
liegen darin, niemals aufzugeben, und<br />
selbst mit Zweifel stetig vorwärts zu<br />
gehen. Das heißt nicht, <strong>das</strong>s ich keine<br />
Angst habe, sondern nur, <strong>das</strong>s ich trotzdem<br />
handle.<br />
Wie und wo wurde die Liebe zum Wein<br />
geweckt?<br />
Bei meinen Eltern war die Liebe zu Wein<br />
schon immer da. Wein war ein Genussmittel,<br />
<strong>das</strong> öfters mal zum Abendessen<br />
am Tisch stand. Wirklich einzutauchen,<br />
begann ich erst in meiner Ausbildung<br />
in der HLW Bad Ischl, indem meine geschätzte<br />
Servicelehrerin uns zu Jungsommeliers<br />
ausbildete. Da begann ich<br />
zu erkennen, <strong>das</strong>s dies eine schier unendliche<br />
große Welt ist, die sich mir da<br />
auftut. Und ein bisschen Spaß hat es mir<br />
schon gemacht, <strong>das</strong>s ich auf einmal in<br />
der Welt der Erwachsenen mit Neu-Erlerntem<br />
angeben konnte.<br />
Wann erfolgte die offizielle Ausbildung<br />
zur Sommelière?<br />
Die 1. offizielle Ausbildung über den klassischen<br />
österreichischen Wifi-Weg, begann<br />
ich 2012/2013 in meiner Zeit in<br />
Wien. Ich merkte schnell, <strong>das</strong>s ich mich<br />
weiterbilden muss, um meinen Karriereweg<br />
zu beschleunigen. Wien war der<br />
perfekte Ort dafür. Durch Wifi-Kollegen<br />
kam ich schnell in eine Runde aus<br />
Gleichgesinnten, die viel verkostete, lernte<br />
und Winzer besuchte. Die ersten Natural<br />
Weine begannen die „Traditionalisten“<br />
zu empören und wir waren genau da<br />
zur Stelle, um die junge Generation Winzer<br />
auch in der Gastronomie zu vertreten.<br />
Wien, bei Juan Amador oder im Tian in<br />
New York, die Schweiz – leitende Positionen<br />
in der Spitzengastronomie säumen<br />
Ihren Werdegang: Welche der Stationen<br />
haben Sie am meisten geprägt?<br />
Die schon erwähnten Sommeliers aus<br />
meiner frühen Wien-Zeit, vor allem<br />
Helena Jordan verbindet in ihrem Cafe Capra Weinkompetenz mit Kulinarik.<br />
Foto: Juliana Tasler<br />
aber Leo Kiem, den ich über gemeinsame<br />
Freunde in der Sommelier Szene<br />
kennen gelernt hatte und war bei ihm<br />
im ursprünglichen Format seines „Agora<br />
Vino“ dabei. Im Speziellen, weil er anders<br />
war als die anderen Sommeliers.<br />
Vielschichtiger interessiert, international<br />
versiert etc. Das hat mir imponiert.<br />
Leo war auch der, der mich motivierte<br />
wieder ins Ausland zu gehen. „Hingehen,<br />
hart arbeiten, Manager werden“,<br />
hat er immer zu mir gesagt.<br />
Ansonsten hat jede einzelne Station<br />
bei mir Spuren hinterlassen. Negative<br />
sowie positive. Ich möchte keine davon<br />
missen. Hervorzuheben sind vielleicht<br />
die Zeiten im Blue Hill at Stone Barns<br />
in New York State und Maaemo in Oslo.<br />
Nicht nur die Restaurants, sondern auch<br />
die Freundschaften, die in diesen Teams<br />
entstanden sind.<br />
Was führte Sie in die USA?<br />
Mein erster Abstecher in die USA war<br />
sofort nach der Matura mit 19 Jahren<br />
in einen Golf Country Club in Florida.<br />
Über eine Agentur konnte man so sehr<br />
einfach einen Auslandsaufenthalt für<br />
ein Jahr bekommen und ich hatte einfach<br />
nur Fernweh. Das zweite Mal USA<br />
durfte ich durch die Fundaziun Uccelin<br />
von Andreas Caminada mittels eines<br />
Stipendiums erfahren. Die Möglichkeit,<br />
risikofrei ins Ausland zu gehen<br />
und in die besten Restaurants der Welt<br />
zu schnuppern, kam für mich 2016 gerade<br />
richtig. In diesem High Potential<br />
Programm durfte ich in vier Restaurants<br />
der Schweiz und International (meiner<br />
Wahl) ein Praktikum machen. Ich hab‘<br />
mich für New York entschlossen, weil<br />
ich dieses Visum selbst schwieriger auf<br />
die Füße hätte stellen können. Ich dach-