Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...
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und durch marktorientierten Gesellschaft auch für die Politik das Prinzip von Angebot<br />
und Nachfrage, die sich gegenseitig bedingen, um Bedürfnisse zu entwickeln<br />
bzw. zu befriedigen?<br />
Aus wissenschaftlicher Perspektive gibt es eine Fülle von Erklärungsansätzen,<br />
die allesamt für sich beanspruchen, das Maß aller Dinge zu sein. Wenn hier eine<br />
These aufgestellt wird, gibt es da eine Gegenthese. So dreht sich das Karussell<br />
fortwährend im Kreis. Übergreifende Ansätze, die sowohl das gesellschaftliche<br />
Umfeld, in dem rechtsextreme Weltbilder genährt werden, als auch das jeweilige<br />
Individuum – also die psychosoziale Ebene – ausreichend berücksichtigen, gibt es<br />
de facto kaum. Dabei muss deutlich werden, dass das Phänomen Rechtsextremismus<br />
durchaus nicht monokausal erklärbar ist. Das bedeutet, es gibt nicht die eine<br />
Ursache, die ausschlaggebend für ein rechtsextremes Weltbild ist. Vielmehr ist ein<br />
Zusammenspiel verschiedener Faktoren grundlegend für die Hinwendung zu diesen<br />
menschenfeindlichen Ansätzen. <strong>Die</strong>ses geballte und mitunter zufällige Aufeinandertreffen<br />
verschiedener Elemente wird gemeinhin als Gelegenheitsstruktur<br />
bezeichnet.<br />
Teil dieser, den Rechtsextremismus begünstigenden Gelegenheitsstruktur, sind<br />
die Folgen <strong>des</strong> durch eine verstärkt neoliberale Politik 78 mitverursachten sozioökonomischen<br />
Wandlungsprozesses in den verschiedenen europäischen Gesellschaften.<br />
In der aktuell diskutierten SIREN-Studie 79 werden drei Hauptmuster<br />
herausgearbeitet, die das europaweite Erstarken rechtsextremer bzw. rechtspopulistischer<br />
Formationen vor diesem Hintergrund erklären helfen. 80 Der andauernde<br />
sozio-ökonomische Wandel führt demzufolge auch in Deutschland verstärkt zu<br />
Ungerechtigkeitsgefühlen bei den Menschen, die aus Enttäuschung subjektiver<br />
Erwartungen erwachsen. Unternehmen werden umstrukturiert oder geschlossen,<br />
was mitunter Entlassungen oder Lohneinbußen der Mitarbeiter zur Folge hat.<br />
Dabei wird unabhängig von Qualifikationen und erworbenen Erfahrungen vorgegangen.<br />
<strong>Die</strong> davon betroffenen Menschen werden unter dem Vorwand betriebswirtschaftlicher<br />
Zwänge somit nicht selten um den Lohn ihrer Arbeit und die<br />
nötige Anerkennung ihres Engagements gebracht. <strong>Die</strong> daraus entstehende Enttäuschung<br />
wird allerdings nicht ausschließlich auf Manager und Politiker projiziert,<br />
sondern auch auf Menschen, die in irgendeiner Form staatliche Sozialleistungen<br />
beanspruchen. Hier wird als Maßstab angesetzt, dass jene Personen auch ohne<br />
harte Arbeit ein auskömmliches Leben führten.<br />
78 Unter Neoliberalismus wird hier, zweifelsfrei etwas verkürzt, eine ausschließlich angebotsorientierte Wirtschaftspolitik<br />
verstanden, in der über Preissenkungen eine entsprechende Nachfrage erzielt werden soll. <strong>Die</strong><br />
Preissenkungen werden in der Regel durch Einsparungen bei den Lohnkosten realisiert.<br />
79 Hierbei handelt es sich um das EU-Forschungsprojekt »Socio-economic change, individual reactions and the appeal<br />
of the extreme right«, das sich mit den Folgen <strong>des</strong> sozio-ökonomischen Wandels in Europa und dem Zusammenhang<br />
daraus resultierender individueller Reaktionen und dem Rechtspopulismus auseinandersetzt.<br />
80 Vgl. Gudrun Hentges, Jörg Flecker, Gabrielle Balazs: Potenziale politischer Subjektivität und Wege zur extremen<br />
Rechten. In: Butterwegge, Hentges: Rechtspopulismus, Arbeitswelt und Armut, S. 136 ff.<br />
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