Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...
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Judith Siegmund<br />
Arendt und Arbeit<br />
Reflexion einer interaktiven Erprobung von Arendts Begriffen<br />
<strong>des</strong> Tätigseins<br />
Notwendigkeit und Freiheit<br />
In ihrem Buch Über die Revolution gibt Hannah Arendt, die sich als Verteidigerin<br />
der Amerikanischen Revolution sieht, selbstkritisch an: »Wenn man uns vorwarf,<br />
wir verstünden unter Freiheit nicht mehr als freie Marktwirtschaft, haben wir wenig<br />
getan, diese ungeheuerliche Unwahrheit zu widerlegen, ja sie mitunter auch<br />
noch bekräftigt […].« 83 Und wenig später kommt sie in derselben Frage zu dem<br />
Ergebnis: »Aber selbst, wenn man die freie Marktwirtschaft ökonomisch nur für<br />
einen Segen hält, dürfte diese Freiheit doch immer noch sehr sekundärer Natur<br />
sein, wenn man an die wirklich politischen Freiheiten denkt – Gedanken- und Redefreiheit,<br />
Versammlungs- und Organisationsfreiheit.« 84<br />
Es ist diese Unterordnung alles Ökonomischen unter das Primat der Freiheit,<br />
welche das eigentliche Ziel aller Revolutionen sei, die Arendt in den Augen vieler<br />
Theoretiker als unzeitgemäß erscheinen lässt. 85 <strong>Die</strong> Trennung von Notwendigkeit<br />
(erst müssen die Menschen versorgt werden) und Freiheit (dann können sie sich<br />
dem Handeln in der Öffentlichkeit zuwenden) erscheint in der Zeit der sogenannten<br />
Globalisierung, in denen viele eine neue politische Ökonomie einfordern,<br />
überholt zu sein. Der Einwand gegen Arendt lautet aus dieser Perspektive: Müssen<br />
die ökonomisch Benachteiligten nicht vielmehr in der politischen Öffentlichkeit<br />
auf ihre Rechte und Benachteiligungen aufmerksam machen und materielle<br />
Umverteilung einfordern? Tatsächlich lässt sich eine solche Forderung nach der<br />
Durchsetzung von Interessen einer Gruppe oder Minderheit mit Arendt nicht denken,<br />
denn Arendts Verständnis von Öffentlichkeit ist gerade nicht das einer<br />
Sphäre, die der Durchsetzung eigener ökonomischer Interessen dient, die von<br />
Arendt immer dem Privaten zugeordnet werden. Sozialökonomische Debatten<br />
und Auseinandersetzungen in der politischen Öffentlichkeit sind aber trotzdem<br />
mit Arendt thematisierbar, allerdings nur dann, wenn sie aus einer bestimmten<br />
Perspektive geführt werden – aus der Perspektive auf die Gestaltung einer gemeinsamen<br />
Welt, in der es ein allgemeines Problem, d. h. eines für alle, darstellt,<br />
wenn es Menschen gibt, die aus dieser Welt ausgeschlossen sind, und sei es <strong>des</strong>-<br />
83 Hannah Arendt: Über die Revolution, München/Zürich 2000, S. 279.<br />
84 Ebenda, S. 280.<br />
85 Vgl. Otfried Höffe in: Peter Kemper (Hrsg.): <strong>Die</strong> Zukunft <strong>des</strong> Politischen, Frankfurt a. Main 1993.<br />
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