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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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Ein neuer Arbeitsbegriff – mit oder gegen Arendt?<br />

<strong>Die</strong> Vielfalt der Perspektiven, die nach Arendt konstitutiv zum Handeln gehören,<br />

waren auch Ausgangspunkt und Darstellungsziel <strong>des</strong> Kunstprojektes Berufung –<br />

Job – Maloche?, in dem ich mit Weißenfelser Bürgern über das Thema Arbeit,<br />

über die Bewertung von Arbeit, anhand von Texten Hannah Arendts nachgedacht<br />

habe. Aus den Darstellungen der Kursteilnehmer ergibt sich, dass ein Nachdenken<br />

darüber nötig ist, was wir uns generell von Arbeit versprechen, wie wir unsere<br />

Identität mit ihr verbinden – und dies nicht nur als Bestimmung der Arbeit auf<br />

wissenschaftlicher Ebene. So klagte etwa ein Kursteilnehmer darüber, keine Identität<br />

mehr zu besitzen, weil er als Pendler wöchentlich zur Arbeit nach Westdeutschland<br />

fahre und dort die Arbeiten verrichte, »die gerade gebraucht werden«;<br />

aufgrund dieser Situation ist ihm letztendlich kein Beruf und so in gängigen<br />

Bewertungen keine Persönlichkeit mehr zu eigen. Eine andere Teilnehmerin beschrieb<br />

die typische Situation, dass sie nach vier verschiedenen Berufsausbildungen<br />

nun im Callcenter arbeite und sich nicht mit dieser Art von Arbeit identifizieren<br />

könne, ja dass sie selbst eine sehr schlechte Meinung von dieser Arbeit habe.<br />

Wenn wir einen neuen Begriff der Arbeit brauchen, so werden zunächst viele<br />

Hinweise in Richtung eines sogenannten »erfüllten Privatlebens« gegeben werden.<br />

Und ein solches versucht die Mehrheit der Menschen in den neuen Bun<strong>des</strong>ländern<br />

(so wie in den alten Bun<strong>des</strong>ländern) zu führen. <strong>Die</strong>s hat einen Zirkel zur<br />

Folge, denn um auf anerkannte Weise privat gut zu leben, bedarf es eines gesteigerten<br />

Konsumierens, bedarf es der Insignien privaten Wohlbefindens: eines Hauses<br />

mit Garten, Urlaubsreisen, Autos und anderer Luxusgüter. Ein Kursteilnehmer<br />

reflektiert in einem der Filme diesen Hang der Menschen aus Weißenfels zum Privaten:<br />

»Das fand ich hochinteressant, wie sie ›privat‹ und ›Öffentlichkeit‹ gegeneinanderstellt<br />

und in Beziehung bringt. Ich denke, das hat ja auch was zu tun mit<br />

uns in dieser neuen Bun<strong>des</strong>republik und der alten DDR, nicht? Da haben wir ja<br />

auch so was wie Öffentlichkeit gehabt, die staatlich approbiert war, und jeder<br />

mied sie und sie war unvertrauenswürdig. Man hat so etwas wie ein Pseudoleben<br />

in der Öffentlichkeit gehabt — aber eine unwahrscheinliche Burgmentalität privat<br />

gelebt. <strong>Die</strong> war sozusagen der Humus der Gesellschaft. Heute ist es umgekehrt,<br />

dass man eigentlich die Öffentlichkeit hat, in die man investieren könnte, und<br />

dennoch eigentlich zurück ins Private geht.«<br />

Dass der totale Rückzug ins private Leben von Hannah Arendt nicht anerkannt<br />

wird und dass gleichzeitig dem Handeln in der Öffentlichkeit kein automatisches<br />

Versprechen von Ruhm und Anerkennung innewohnt, sondern vielmehr Ziel und<br />

Absicht darin liegen, eine gemeinsame Welt mitzugestalten, darin liegt die Stärke<br />

von Arendts Bestimmungen <strong>des</strong> Tätigseins. <strong>Die</strong>se Trennung der Erwerbsarbeit<br />

von der Gestaltung der gemeinsamen Welt, sei es im Modus <strong>des</strong> Herstellens, sei<br />

es im Modus <strong>des</strong> Handelns, stellt in der gegenwärtigen Situation der privaten »unwahrscheinlichen<br />

Burgenmentalität«, die zweifelsohne eine kompensatorische<br />

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