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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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Leuna lebten, ist es heute geprägt durch eine entleerte Innenstadt mit vielen historisch<br />

wertvollen Gebäuden, die z. B. aus der Barockzeit stammen und für die es<br />

auch nach der Renovierung nicht durchgängig Nutzungskonzepte gibt, sowie<br />

durch eine hohe Arbeitslosigkeit. Der Name <strong>des</strong> Kunstraums, in den ich eingeladen<br />

wurde, um eine künstlerische Arbeit für Weißenfels zu konzipieren, lautet<br />

ganz passend zur Situation: Brand-Sanierung. <strong>Die</strong> Brand-Sanierung befindet sich<br />

in einem nichtrenovierten ehemaligen Mietshaus; hinten im Hof verfällt seit 20<br />

Jahren eine kleine zweistöckige Industrieruine. Am Tag der ersten Besichtigung<br />

<strong>des</strong> Ortes war nachts das Dach <strong>des</strong> Hofgebäu<strong>des</strong> heruntergekommen. Für diesen<br />

Ort war ich eingeladen, etwas zu entwerfen.<br />

Ich entschied mich, Menschen aus ganz verschiedenen Schichten und Gruppen<br />

der Stadt einzuladen, mit mir zusammen Ausschnitte aus dem Buch zu lesen, das<br />

Hannah Arendt über die Geschichte und das Phänomen <strong>des</strong> Tätigseins geschrieben<br />

hat: Vita activa. Zusammen mit der einladenden Institution und der Projektassistentin<br />

Sarah Linke entwarfen und verteilten wir 10 000 Flyer als Einladungen<br />

zu den Lesekursen in der Stadt und besuchten viele Vereine, Betriebe und Institutionen,<br />

in denen wir unser Projekt vorstellten. Der Titel <strong>des</strong> Kunstprojektes Berufung<br />

– Job – Maloche? Arbeiten Herstellen Handeln ließ einige erst einmal im<br />

Unklaren, machte aber andererseits auch neugierig, wie wir später erfuhren. In einer<br />

Pressekonferenz gingen wir mit dem Vorschlag an die Öffentlichkeit, gemeinsam<br />

in Hannah-Arendt-Lesekursen über den Begriff und das Phänomen der Arbeit<br />

in der aktuellen Situation nachzudenken.<br />

Zugrunde lag die oben angesprochene Überlegung, dass Arendts Gedanken eigentümlich<br />

quer stehen zu unseren aktuellen Debatten über vorhandene und nicht<br />

vorhandene Arbeit. <strong>Die</strong>s prä<strong>des</strong>tiniert Arendt dazu, heute wieder gelesen zu werden,<br />

so die These, mit der wir an die Öffentlichkeit gingen. In den Lesekursen sollte es<br />

also nicht darum gehen, sozialökonomisch zu argumentieren oder verwaltungspolitisch.<br />

Auch nicht darum, Anleitungen zu geben, wie man unternehmerisch tätig wird<br />

oder Ähnliches. Auch Opferperspektiven von Betroffenen, wie sie momentan oft in<br />

journalistischen Berichten zu finden sind, sollten nicht produziert werden. In den<br />

Lesekursen ging es vielmehr darum, miteinander zu reden und sich in diesem Austausch<br />

auf eine dritte Instanz zu beziehen: auf den Text von Arendt. Glücklicherweise<br />

wurden die Kurse ausgiebig in der regionalen Presse begleitet und ich erhielt<br />

sogar eine Einladung, auf der wöchentlich auf dem Marktplatz von Weißenfels stattfindenden<br />

Montagsdemonstration eine kleine Ansprache zu halten.<br />

Acht Kurse fanden dann in einem Zeitraum von zwei Monaten in den Räumen<br />

der Brand-Sanierung statt, an ihnen nahmen 90 Menschen teil, die ich im Anschluss<br />

an den Kurs um ein Statement vor der Kamera bat. Etwa ein Drittel der<br />

Teilnehmer traute sich, vor der Kamera etwas über die gefühlte Situation in der<br />

Stadt und in der Region und zu den Eindrücken, die er oder sie über Vita activa<br />

gewonnen hatte, zu erzählen. Aus den Statements sowie aus Mitschriften der<br />

O-Töne aus den Kursen entwickelte ich eine Video-Installation für einen großen<br />

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