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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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Vita activa – Arbeiten, Herstellen, Handeln<br />

In ihrem Buch Vita Activa oder Vom tätigen Leben, das zuerst 1958 auf englisch<br />

unter dem Titel The Human Condition erschienen war, geht Hannah Arendt davon<br />

aus, dass es sich bei unserer Gesellschaft seit dem 17. Jahrhundert um eine Gesellschaftsform<br />

handelt, die auf dem Phänomen und Begriff von Arbeit aufbaut.<br />

Sie nennt die Gesellschaft »im Ganzen eine Arbeitsgesellschaft«. 96 <strong>Die</strong> Überlegung,<br />

dass es in der Moderne nun darum geht, eine Arbeitsgesellschaft von der<br />

Arbeit zu befreien, über die diese sich ja definiert, legt die Frage nach dem nahe,<br />

was denn an die Stelle der Arbeit treten solle. »[U]nd diese Gesellschaft kennt<br />

kaum noch vom Hörensagen die höheren und sinnvolleren Tätigkeiten, um deretwillen<br />

die Befreiung sich lohnen würde«. 97 Aus dieser Zustandsbeschreibung leitet<br />

Arendt ihr Programm ab, »nachzudenken, was wir eigentlich tun, wenn wir<br />

tätig sind«. 98 <strong>Die</strong> »allerelementarsten Gliederungen, in die das Tätigsein überhaupt<br />

zerfällt«, sind laut Arendt erstens die Tätigkeit der »Arbeit«, die zum Erhalt<br />

der Lebensnotwendigkeiten verrichtet wird, die eng an den Organismus gebunden<br />

bleibt, zweitens das »Herstellen«, in dem sich »die Angewiesenheit menschlicher<br />

Existenz auf Gegenständlichkeit und Objektivität« zeigt, und drittens das »Handeln«,<br />

welches sich in der Pluralität »direkt zwischen Menschen abspielt«.<br />

»[D]as Arbeiten [ist] niemals ›fertig‹, sondern dreht sich in unendlicher Wiederholung<br />

in dem immer wiederkehrenden Kreise, den der biologische Lebensprozeß<br />

ihm vorschreibt und <strong>des</strong>sen ›Mühe und Plage‹ erst mit dem Tod <strong>des</strong> jeweiligen<br />

Organismus ein Ende findet.« 99<br />

Ȇber das Ende <strong>des</strong> Herstellungsprozesses kann dagegen gar kein Zweifel bestehen,<br />

er ist zu Ende, wenn ein ganz und gar neues Ding, das beständig und eigenständig<br />

genug ist, von nun an ohne alle Hilfe <strong>des</strong> Menschen in der Welt zu<br />

bleiben, dem Gebilde von Menschenhand hinzugefügt worden ist.« 100 Hergestellt<br />

werden laut Arendt handwerkliche Dinge, aber auch Texte, in denen Gedachtes<br />

fixiert wurde, oder auch Kunstwerke. Herstellen setzt in jedem Fall eine Isolation<br />

der Menschen, die etwas herstellen, für die Dauer <strong>des</strong> Herstellungsprozesses voraus.<br />

Erst wenn der Gegenstand bereits fertig ist, kann er in der Öffentlichkeit<br />

wirken.<br />

Herausgehoben unter den Formen <strong>des</strong> Tätigseins ist bei Arendt das Handeln,<br />

welches das Politische als eine öffentliche Sphäre konstituiert. Das Handeln spielt<br />

sich ab unter gleichen (also nicht herrschenden und beherrschten) Menschen und<br />

kann sich erst durch einen Verzicht auf einen Rückzug ins Private entfalten. »Weil<br />

jeder Mensch auf Grund <strong>des</strong> Geborenseins ein initium, ein Anfang und Neu-<br />

96 Vgl. Arendt: Vita activa, S. 12.<br />

97 Ebenda, S. 13.<br />

98 Ebenda, S. 14.<br />

99 Ebenda, S. 117.<br />

100 Ebenda, S. 169.<br />

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