Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...
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Resümee<br />
Arbeit polarisiert.<br />
»Arbeit macht das Leben süß, so süß wie Maschinenöl« sang die Band »Ton<br />
Steine Scherben«. <strong>Rosa</strong> Luxemburg dagegen fand: »<strong>Die</strong> Arbeit, die tüchtige, intensive<br />
Arbeit, die einen ganz in Anspruch nimmt mit Hirn und Nerven, ist doch<br />
der größte Genuss im Leben.«<br />
Natürlich kommt es darauf an, unter welchen Bedingungen Arbeit verrichtet<br />
wird und natürlich kommt es darauf an, welcher Schicht die/der Arbeitende zugehörig<br />
ist. <strong>Die</strong> <strong>Idee</strong>, das eigene Selbst mithilfe der Arbeit zu verwirklichen, ist<br />
vor allem ein Phänomen gut ausgebildeter bürgerlicher Schichten. Vorausgesetzt,<br />
der entsprechende Beruf wurde ergattert. Eine kotige Straße mit Würde zu fegen,<br />
ist eine schauderhafte Vorstellung, wie auf Oscar Wilde verwiesen wurde. Weniger<br />
drastisch, aber ähnlich verhält es sich beispielsweise mit den Kassierern an<br />
den Discounter-Kassen. Das unentwegte Scannen von Lebensmitteln als Selbstverwirklichung<br />
zu begreifen, käme kaum jemandem in den Sinn – vielmehr ist es<br />
ein Job, um das Geld zum Leben zu verdienen. Eine Arbeit, von der man hofft,<br />
dass sie schnell vorbeigeht und die man trotzdem keinesfalls verlieren möchte.<br />
Wie angstbesetzt »arbeitslos sein« ist, zeigt auch der Beitrag von Axel Krumrey.<br />
Verunsicherung und Identitätsverlust, die mit Arbeitslosigkeit einhergehen können,<br />
tragen dazu bei, Rechtsextremismus zu etablieren.<br />
Aber auch selbstbestimmtes Arbeiten erzeugt nicht zwangsläufig Glücksgefühle,<br />
wie bei <strong>Rosa</strong>lind Honig nachzuvollziehen ist. Vielmehr ist es ein langer<br />
(möglicherweise auch schmerzhafter) Prozess bis Arbeit und Genuss zusammenpassen<br />
wollen.<br />
Den einen, den Königsweg in Sachen Arbeit gibt es nicht, aber Ansätze, Arbeit<br />
und Nicht-Arbeit neu zu denken. Zum einen kann man (scheinbar selbstverständliche)<br />
Definitionen von Arbeit hinterfragen und weiterentwickeln. Zum anderen kann<br />
man Wege ebnen, um gesellschaftlich notwendige Arbeit zu leisten – wie es öffentlich<br />
geförderte Beschäftigung (mit all ihren Grenzen) versucht. Und es tut Not, das<br />
in den Fokus gerückte Phänomen der Prekarisierung zu reflektieren. Mit Judith<br />
Siegmund gedacht, heißt Prekarität, sich nicht an der Gestaltung der Welt beteiligen<br />
zu können – keinen Faden in das menschliche Bezugssystem zu schlagen.<br />
Zwangsläufig wird auch der viel diskutierte demographische Wandel in<br />
Deutschland Auswirkungen auf das Verständnis von Arbeit haben. Wenn die Lebenserwartung<br />
bei guter Gesundheit steigt, Kinder und Jugendliche ein selteneres<br />
Gut werden, ändern sich Bewertungen und Selbstverständlichkeiten.<br />
Momentan ist der Druck groß, innerhalb von zehn bis zwanzig Jahren ein umfangreiches<br />
Programm zu absolvieren: Ausbildung abschließen, Berufseinstieg<br />
schaffen, erste Karriereschritte hinlegen, parallel dazu Partner suchen und finden,<br />
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