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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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Vom Spargelstechen und Müllentsorgen oder:<br />

Wer macht dann die Drecksarbeit?<br />

Wie der vorangegangene Absatz gezeigt hat, ist der Generalverdacht der Faulenzerei<br />

bedingungslos und existenziell abgesicherter Bürger/innen unhaltbar. Trotzdem<br />

stellt sich die Frage, wo – nehmen wir einmal die Einführung eines BGE an –<br />

die Räder dennoch still stehen könnten. Es handelt sich dabei sicher nicht um gut<br />

entlohnte, allgemein wertgeschätzte Tätigkeiten. »Verabschiedete sich, wer seine<br />

Stelle mit innerer Zufriedenheit ausfüllt, seinen Beruf als Berufung auffasst,<br />

leichten Herzens aus der Arbeitswelt? Verließe seine Position, wer sie äußerlich,<br />

beim Blick auf den Lohn- oder Gehaltszettel, zu schätzen weiß?« 142 Wenn überhaupt,<br />

so konzentriert sich das Problem unverrichteter Arbeit auf diejenigen<br />

Tätigkeiten, bei denen sich die »Negativbefunde stapeln: auf die sachlich weitgehend<br />

anspruchslosen, finanziell schlecht abgefundenen, perspektivlosen, nervtötenden,<br />

die Körperkräfte verschleißenden Verrichtungen« 143 . Greift das BGE und<br />

sichert einen realen Zugewinn an negativer Freiheit, dann ist in diesem Bereich<br />

tatsächlich mit einem Rückgang verfügbarer Arbeitskräfte zu rechnen. Doch wer<br />

sticht dann noch Spargel und leert unsere Mülltonnen? Oder anders gefragt: Welche<br />

Bedingungen müssten erfüllt sein, damit solche weniger attraktiven Tätigkeiten<br />

verrichtet werden, ökonomisch abgesicherte Menschen bereit sind, ihr Arbeitsvermögen<br />

zur Verfügung zu stellen? Ganz einfach: Sie müssten besser<br />

entlohnt werden und andere Vorzüge erhalten, die quasi als Entschädigung dienen.<br />

Hier nun besteht die durchaus begründete Gefahr, dass höhere Löhne direkt<br />

in die Preise weitergeleitet werden. Wer sich jedoch mit dieser Begründung gegen<br />

ein BGE stellt, dürfte – der Logik folgend – gar keine Lohnerhöhungen fordern.<br />

Wer sich dafür ausspricht, solche Tätigkeiten von nicht BGE bezugsberechtigten<br />

Arbeitsmigrant/innen/en verrichten zu lassen, ist ein Rassist, ein Misanthrop und<br />

ein Menschenrechtsverletzer, der die Ausbeutung seiner Mitmenschen wissentlich<br />

in Kauf nimmt. Eine menschenfreundliche Möglichkeit, die Verrichtung unattraktiver<br />

und entwürdigender Tätigkeiten sicherzustellen, ist dagegen deren Automatisierung.<br />

So erwog bereits Oscar Wilde: »Einen kotigen Straßenübergang bei<br />

scharfem Ostwind acht Stunden am Tag zu fegen ist eine widerwärtige Beschäftigung.<br />

Ihn mit geistiger, moralischer und körperlicher Würde zu fegen, wäre<br />

schauderhaft. Der Mensch ist zu etwas Besserem da, als Schmutz zu entfernen.<br />

Alle Arbeit dieser Art müßte von einer Maschine besorgt werden.« 144 Dazu müssten<br />

Unternehmen nicht einmal gezwungen werden. Sollten die Kosten für die<br />

Müllaufarbeitung/-entsorgung aufgrund höherer Löhne ins Unermessliche steigen,<br />

wird eine Automatisierung wahrscheinlich sehr rasch erfolgen. Schließlich<br />

bliebe noch die Vermeidung. Wer das massenhafte Ansammeln von Müllbergen<br />

142 Wolfgang Engler: Unerhörte Freiheit. Arbeit und Bildung in Zukunft, Berlin 2007, S. 42.<br />

143 Ebenda.<br />

144 Wilde: Der Sozialismus, S. 33.<br />

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