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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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tuender Minusmann« 140 , legt die Lösung durch Arbeitszwang nahe. Ein wenig<br />

hilfreicher, menschenrechtlich äußerst bedenklicher und keineswegs emanzipatorischer<br />

Vorschlag. Solche Vorwürfe sind zudem der ideale Nährboden für jede Art<br />

von Nützlichkeitskalkülen, die den Wert eines Menschen von <strong>des</strong>sen Einbindung<br />

in Erwerbsarbeit abhängig machen. 141 Und noch etwas: Allzu oft wird beim<br />

Thema Faulheit nur nach unten geschaut, werden Sozialraub- und Nützlichkeitsdebatten<br />

geschürt, während der Großaktionär leistungslos und unbehelligt am heimischen<br />

Pool aller Muße frönt.<br />

Angesichts der vorangegangenen Anmerkungen ist es also erstens relativ unwahrscheinlich<br />

und zweitens eher interessengeleitet als begründet, davon auszugehen,<br />

dass mit der Durchsetzung eines <strong>Bedingungslosen</strong> <strong>Grundeinkommens</strong> das<br />

Ende <strong>des</strong> Erwerbsarbeitszeitalters und das kollektive Faulenzertum über uns hereinbrechen.<br />

Des Weiteren ist klar: Ein BGE bedeutet nicht die Sicherstellung eines<br />

Lebens in Reichtum. Wer einen hohen Lebensstandard zu pflegen wünscht,<br />

wird auch weiterhin andere Einkommensquellen erschließen müssen. Ein BGE<br />

sichert jedoch die Grundlage der freien Wahl individueller Tätigkeiten und ermöglicht<br />

die Kontrolle darüber, wie viel Raum und Zeit diese in den jeweiligen<br />

Lebensentwürfen/-tätigkeiten einnehmen sollen. Es sichert freie Entscheidungen<br />

materiell ab. Während die einen mit ihrem Grundeinkommen eventuell weniger<br />

Erwerbsarbeit leisten, ermöglicht es anderen <strong>Grundeinkommens</strong>beziehenden deren<br />

Aufnahme oder verstärkte Aufnahme. Wieder andere geben sich allein mit<br />

ihrem BGE zufrieden und verwirklichen eigene <strong>Idee</strong>n und Projekte. Insofern sind<br />

auch die Bedenken hinsichtlich eines Auseinanderfallens der Gesellschaft in Nettozahler/innen<br />

und Nutznießer/innen völlig unbegründet. Ein BGE fördert den<br />

Gemeinsinn. Es hebt die bestehende Trennung der Gesellschaft auf – eine Trennung<br />

in erpressbare Arbeitsplatzinhaber/innen, denen man mit dem Elend der am<br />

Rande der Gesellschaft geparkten Zwangsreservist/innen/en droht, und in erpressbare<br />

Erwerbslose, denen unter Androhung <strong>des</strong> Entzugs der Existenzsicherung<br />

jede noch so sinnlose, unökologische und sozial schädliche Arbeit aufgezwungen<br />

werden kann.<br />

140 Thomas Schmid: Befreiung von falscher Arbeit. Thesen zum garantierten Min<strong>des</strong>teinkommen, Berlin 1984,<br />

S. 14.<br />

141 Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer von der Universität Bielefeld kam in einer Untersuchung zu der Erkenntnis, dass<br />

es zunehmend abwertende Meinungen gegenüber Menschen gibt, die als »nutzlos« oder als »Versager« gelten.<br />

Langzeitarbeitslose und Obdachlose würden besonders häufig in diese Kategorien eingestuft werden. <strong>Die</strong> Form<br />

der Ab- und Ausgrenzung habe laut Heitmeyer eine »besondere Form der Menschenfeindlichkeit« angenommen.<br />

Wilhelm Heitmeyer: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – empirische Langzeitbeobachtungen<br />

menschlicher Einstellungen in der Bevölkerung. April 2002 bis März 2010, Bielefeld 2007;<br />

www.uni-bielefeld.de/ikg/projekt_gmf-survey.htm.<br />

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