14.02.2013 Aufrufe

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ein begünstigen<strong>des</strong> gesellschaftliches Klima allein reicht noch nicht aus, um<br />

rechtsextreme Weltbilder anzunehmen oder wenigstens den politischen Vertretern<br />

jener Anschauungen das Votum an der Wahlurne zukommen zu lassen. Hier ist<br />

auch Personal nötig, das wenigstens den Anschein erweckt, die genannte Repräsentanzlücke<br />

zu schließen. Nur so können Wahlergebnisse von weit mehr als<br />

20 Prozent zustande kommen. Außerdem gelingt es mit den Analyseergebnissen<br />

der SIREN-Studie nur unzureichend, die Ursachen für den Rechtsextremismus<br />

spezifisch unter Jugendlichen fassbar zu machen. Schließlich gelten Parteien wie<br />

die NPD doch vor allem bei Jugendlichen als angesehene Adresse. Auch wenn sie<br />

entsprechend ihrer Mitglieder- und Wählerzusammensetzung keine Jugendparteien<br />

sind, so wird ihr Bild auf der Straße doch allgemein durch junge Männer geprägt.<br />

Sicherlich spielen hier auch die Zukunftsängste vieler Jugendlicher eine<br />

nicht zu unterschätzende Rolle, zumal auch über die elterliche Prägung quasi mittelbar<br />

die Probleme der Elterngeneration aufgenommen werden. Eigene Erfahrungen<br />

hinsichtlich eines Auf- oder Abstiegs im Arbeitsalltag fehlen jedoch in den<br />

meisten Fällen schon allein aufgrund <strong>des</strong> geringen Alters jener Personengruppe.<br />

Hier könnte <strong>des</strong>halb eine Theorie greifen, die auf den ersten Blick eher intellektuell<br />

abgehoben oder realitätsfern wirkt.<br />

Der auch als Anti-Normalismusthese bezeichnete Ansatz, den unter anderem<br />

Ulrich Oevermann vertritt, besagt – etwas vereinfacht dargestellt –, dass Jugendliche<br />

im Zuge der Abkopplung vom Elternhaus dazu neigen, gegen das vorzugehen,<br />

was ihnen als »normal« erscheint. Demnach handele es sich zunächst um<br />

eine »unpolitische, nur von der Symbolwahl her mittelbar politische Expressivität<br />

und Orientierungslosigkeit«, die nicht zuletzt auch auf einer defizitären sittlichen<br />

Charakterbildung basiere. 82 Für jene defizitäre Charakterbildung können ein nicht<br />

funktionieren<strong>des</strong> Elternhaus sowie eine mitunter darauf zurückzuführende fehlende<br />

soziale Anerkennung im direkten Umfeld wie Schule oder Vereinsleben verantwortlich<br />

zeichnen. Mit dem Verweis auf die sozialen Probleme kann – wie<br />

oben bereits vermerkt – auch die Verbindung zu den Folgen <strong>des</strong> sozio-ökonomischen<br />

Wandels in der Gesellschaft hergestellt werden.<br />

Neigen adoleszente Jugendliche allgemein zur Rebellion gegen die »normale<br />

Gesellschaft«, lernen sie im Zuge ihres Entwicklungsprozesses gewöhnlicherweise<br />

eigenverantwortlich, rational und unabhängig, aber doch im Sinne <strong>des</strong> Gemeinwohls,<br />

an das ihr Sein gebunden ist, zu entscheiden. Allerdings wird dieser zeitweise<br />

Gegensatz durch die Charakterdefizite, die sich der Jugendliche in seinen Sozialisationsphasen<br />

aneignete, verstärkt. <strong>Die</strong> Verletzung der Sittlichkeit und die<br />

Suche nach der größtmöglichen Provokation kennen nun nahezu keine Grenzen<br />

mehr. <strong>Die</strong> offene Sympathie für den Nationalsozialismus und seine Vertreter sowie<br />

die damit im Zusammenhang stehenden Gewaltexzesse verleihen dem Ausdruck.<br />

82 Vgl. Ulrich Oevermann: Zur soziologischen Erklärung und öffentlichen Interpretation von Phänomenen der Gewalt<br />

und <strong>des</strong> Rechtsextremismus bei Jugendlichen. In: Hans-<strong>Die</strong>ter König: Sozialpsychologie <strong>des</strong> Rechtsextremismus,<br />

Frankfurt a. Main 1998, S. 84.<br />

68

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!