Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...
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Funktion besitzt, eine große Herausforderung dar. <strong>Die</strong>se Herausforderung ist für<br />
beide Teile Deutschlands in einer Zeit, die der französische Philosoph Jacques<br />
Rancière mit dem Begriff der Postdemokratie bezeichnet hat, die gleiche – sie besteht<br />
darin, nicht nach dem persönlichen ökonomischen Nutzen, aber auch ebenso<br />
wenig nach persönlichem Erfolg und Anerkennung zu fragen und sich zugleich<br />
keiner bereits anerkannten Ideologie zu unterstellen. Denn die Pluralität der Perspektiven<br />
auf die Welt, die im Handeln wirksam wird, steht nach Arendts Bestimmungen<br />
ganz klar im Widerspruch dazu, sich einem Konsens, den es bereits in der<br />
Öffentlichkeit gibt, anzuschließen. Der »Faden«, den die Handelnden »in das<br />
menschliche Bezugsgewebe schlagen«, wirkt auf seine unvorhersehbare Weise<br />
und kann so nicht zur Etablierung der eigenen Person nutzbar gemacht werden.<br />
Und für solch ein Verständnis von Handeln gibt es im postsozialistischen<br />
Deutschland Traditionen, an die sich anknüpfen ließe.<br />
Kritisierbar an Arendts Begriff der Arbeit bleibt ihre Unterstellung, dass die<br />
ehemals Armen, wenn sie zu Wohlstand gelangen, keinen Begriff von Freiheit erlangen<br />
könnten: »[…] aber es ist ebenso wahr, daß von Freiheit nicht mehr die<br />
Rede ist, wenn die reichgewordenen ›armen Leute‹ entschlossen für nichts anderes<br />
leben als für die Befriedigung ihrer ins Gigantische gestiegenen Bedürfnisse,<br />
das heißt, wenn sie auch im Reichtum den Idealen der Armut verhaftet bleiben.« 109<br />
<strong>Die</strong>se elitäre Beschreibung, die Menschen über ihre Herkunft definiert, ja diese<br />
qua Verhalten an soziale Schichten bindet, steht selbst quer zu Arendts eigenen<br />
Forderungen der Gestaltung durch Handeln. Und so ist die Beschreibung einer<br />
großen Gruppe durch das Phänomen der Notwendigkeit, sich ums tägliche Überleben<br />
sorgen zu müssen, nicht brauchbar als Kriterium der Bestimmung ihres generellen<br />
Verhaltens. Es ist also doch die Trennung von Notwendigkeit und Freiheit,<br />
die Arendts Texte interessant und zugleich problematisch macht für die<br />
Bestimmung eines neuen Begriffs der Arbeit.<br />
109 Arendt: Über die Revolution, S. 180.<br />
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