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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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ankömmling in der Welt ist, können Menschen Initiative ergreifen, Anfänger werden<br />

und Neues in Bewegung setzen.« 101 »Handelnd und sprechend offenbaren die<br />

Menschen jeweils, wer sie sind, zeigen aktiv die personale Einzigartigkeit ihres<br />

Wesens, treten gleichsam auf die Bühne der Welt, auf der sie vorher so nicht sichtbar<br />

waren […].« 102<br />

Arendt modifiziert in ihren drei Begriffen <strong>des</strong> Tätigseins aristotelische Vorstellungen<br />

der Organisation der Polis in der Antike, in der die Sklaven- und Familienarbeit<br />

der einen das freie Handeln der anderen erst möglich machte. So kann es<br />

aber evidentermaßen nicht mehr von ihr gemeint sein – die einen sollen nicht in<br />

Arendts Begriffen arbeiten, damit die anderen handeln können. Was ist dann unter<br />

den postsozialistischen Bedingungen schrumpfender Industrieregionen heute interessant<br />

am Arendt’schen »Handeln«? Der Begriff steht nicht für unternehmerische<br />

Aktivität, nicht für Eigeninitiative in der Karriereplanung oder Ähnliches. Es<br />

muss mit ihm also eine Dimension <strong>des</strong> Tätigseins bezeichnet sein, die über Erwerbsarbeit<br />

oder ökonomisches Kalkül hinausgeht. »Handeln und Sprechen sind<br />

Vorgänge, die von sich aus keine greifbaren Resultate und Endprodukte hinterlassen.<br />

Aber dies Zwischen ist in seiner Ungreifbarkeit nicht weniger wirklich als die<br />

Dingwelt unserer sichtbaren Umgebung. Wir nennen diese Wirklichkeit das Bezugsgewebe<br />

menschlicher Angelegenheiten, wobei die Metapher <strong>des</strong> Gewebes<br />

versucht, der physischen Ungreifbarkeit <strong>des</strong> Phänomens gerecht zu werden.« 103<br />

In dem Begriff <strong>des</strong> Handelns spricht Arendt eine Bewertung aus, die über eine<br />

bloße Deskription von Tätigsein hinausgeht: Handeln steht für eine Dimension<br />

<strong>des</strong> Tätigseins, die sich dem Ökonomischen entzieht – für die Gestaltung der gemeinsamen<br />

Welt. 104 Bevor man mit dem Handeln beginnt, muss es die <strong>Idee</strong> einer<br />

gemeinsamen Welt geben, denn sie kann laut Arendt nicht aus dem Privaten bzw.<br />

aus privaten Interessen geboren werden. Der Begriff <strong>des</strong> Handelns steht somit für<br />

einen Anspruch, den Menschen an sich, an ihr Leben und an ihre Welt erheben,<br />

unabhängig von ihrer ökonomischen Existenz. Und vermutlich existiert eine Tradition<br />

solcher Ansprüche, bei denen es sich nicht um religiöse Ansprüche handelt,<br />

in der Region der ehemals sozialistischen Bun<strong>des</strong>länder.<br />

Privatheit versus Öffentlichkeit<br />

<strong>Die</strong> beiden Begriffe »das Private« und »das Öffentliche« und ihre Beschreibung,<br />

die Arendt an den antiken Gegensatz von Lebenserhaltung im Privaten und Freiheit<br />

in der Öffentlichkeit der griechischen Polis bindet, bilden eine Art Basis, aus<br />

der heraus sich Vita activa entwickelt. Weil das Private dadurch bestimmt ist, dass<br />

101 Ebenda, S. 215.<br />

102 Ebenda, S. 219.<br />

103 Ebenda, S. 225.<br />

104 Ebenda, S. 71 f.<br />

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