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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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Raum – bestehend aus elf thematisch geordneten Filmen in fünf Monitoren und<br />

Zitaten aus den Diskussionen, in roter Schrift an die Wände gebracht. Eine dritte<br />

Ebene stellten die mitten im Raum stehenden weiß gestrichenen »akademischen<br />

Pulte« dar, auf denen Ausschnitte aus Vita activa zu lesen waren. <strong>Die</strong>se Präsentationssituation<br />

wurde in der internationalen Ausstellung Hannah-Arendt-Denkraum<br />

gezeigt, die Ende 2006 in der Jüdischen Mädchenschule in Berlin und 2008<br />

in der Moses-Mendelssohn-Akademie in Halberstadt zu sehen war, und sie wurde<br />

darüber hinaus natürlich auch in Weißenfels den Teilnehmern der Kurse und allen<br />

Interessierten aus der Stadt und Region vorgestellt. 94<br />

Zu den Kursen in Weißenfels waren Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen<br />

Schichten gekommen: von der Ein-Euro-Jobberin über Studenten, Arbeiter,<br />

Praktikanten, Angestellte und Menschen in Umschulungsmaßnahmen bis hin zu<br />

einem promovierten Rentner. In der ersten Stunde ging es jeweils darum, im Gespräch<br />

die gemeinsame Situation in Bezug auf unser Verständnis von Arbeit zu<br />

beschreiben, und nicht selten auch darum, relativ düsteren Stimmungen wie Mutlosigkeit<br />

und Verzweiflung einen Raum zu geben. <strong>Die</strong> so gesammelten Bestimmungen<br />

wurden in einem zweiten Schritt konfrontiert mit Arendts Begriffsbestimmungen<br />

von Öffentlichkeit und Privatheit, von Arbeiten, Herstellen und<br />

Handeln. In manchen Kursen kamen noch Texte über die für Arendt ebenfalls<br />

wichtigen Begriffe Gleichheit, Verzeihen und Versprechen hinzu. Erst im dritten,<br />

abschließenden Teil versuchten wir, das Gelesene auf aktuelle Diskussionen, wie<br />

z. B. die <strong>des</strong> unbedingten <strong>Grundeinkommens</strong>, anzuwenden.<br />

Nicht wenige Teilnehmerinnen und Teilnehmer reflektierten in dem kurzen Interview,<br />

das sie im Anschluss vor der Kamera gaben, über das Verhältnis von Praxis<br />

und Theorie und darüber, was sie mit dem Gedachten und Gesagten anfangen<br />

bzw. auch nicht anfangen können. Sie überprüften Arendts Begrifflichkeiten kritisch<br />

und verglichen diese immer wieder mit einem Grundwissen <strong>des</strong> Marxismus,<br />

das fast allen Teilnehmern interessanterweise min<strong>des</strong>tens implizit zur Verfügung<br />

stand. Ein gemeinsames Essen, gesponsert von einem städtischen Unternehmen,<br />

schloss den jeweiligen Kurs ab.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse der Lese- und Diskussionskurse finden sich nun in der Stimmenvielfalt<br />

der Ausstellung selbst. Auch wenn sie nicht verallgemeinerbar sind,<br />

ist doch eines durch die künstlerische Arbeit ans Licht gebracht worden: <strong>Die</strong><br />

Menschen in der Region, die fast alle geprägt sind durch Brüche in ihren Arbeitsbiographien,<br />

sind in der Lage, viel zur Beschreibung und Erläuterung der Situation<br />

beizutragen und sollten als eines behandelt werden – nämlich als sprechende<br />

Subjekte, vielleicht sogar als potenzielle Handelnde im Sinne Arendts. 95<br />

94 Vgl. www.hannaharendt-denkraum.com, Stand: 15.7.2009.<br />

95 Zu diesem Vorgang, dass im Kunstprojekt der Lesekurse Ohnmacht teilweise in Macht (der eigenen Beschreibung<br />

der Situation) verwandelt wurde, vergleiche auch meine Darstellung und die von Andreas Wegner in der<br />

Zeitschrift polar: Judith Siegmund: »Berufung – Job – Maloche. Kunst mit Arendt zum Ende der Arbeit«. In: polar.<br />

Zeitschrift für Politik, Theorie, Alltag, Nr. 3: Tun und Lassen. Über Arbeiten, 2008.<br />

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