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Die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens - Rosa ...

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es »vornehmlich von den menschlichen Bedürfnissen und Lebensnotwendigkeiten<br />

diktiert« 105 wird, ist der oder die, die nur ein Privatleben führt, »wesentlich<br />

menschlicher Dinge beraubt. Beraubt nämlich der Wirklichkeit, die durch das Gesehen-<br />

und Gehörtwerden entsteht, beraubt einer ›objektiven‹, d. h. gegenständlichen<br />

Beziehung zu anderen, die sich nur dort ergeben kann, wo Menschen durch<br />

Vermittlung einer gemeinsamen Dingwelt von anderen zugleich getrennt und mit<br />

ihnen verbunden sind […].« 106 Der Begriff <strong>des</strong> »Öffentlichen«, den Arendt dem<br />

»Privaten« entgegensetzt und an den die Tätigkeiten <strong>des</strong> Sprechens und Handelns<br />

gebunden sind, bezeichnet nach Arendt »die Welt selbst, insofern sie das uns Gemeinsame<br />

ist und als solches sich von dem unterscheidet, was uns privat zu eigen<br />

ist«. 107<br />

Arendt beklagt, nachdem sie ihre Definitionen <strong>des</strong> Öffentlichen und <strong>des</strong> Privaten<br />

eingeführt hat, einen Prozess, der ihrer Meinung nach unaufhörlich in der<br />

Neuzeit voranschreitet und in der Zeit der Moderne seinen Höhepunkt findet: Sie<br />

klagt über die Öffentlichmachung <strong>des</strong> Privaten. Indem nun alle Kategorien der<br />

Öffentlichkeit, wie z. B. öffentliches Ansehen, »privatisiert werden«, verfalle<br />

(metaphorisch gesprochen) der Wert, der diesen öffentlichen Werten ursprünglich<br />

zugekommen sei. Öffentliches Ansehen, das in der griechischen Polis ein Selbstzweck<br />

war und der Unsterblichkeit der menschlichen Gattung (also aller Menschen)<br />

diente, wird nun ein privates Gut, ja man kann sagen, es wird als privates<br />

Eigentum betrachtet, das mit einer geldlichen Vergütung auf der gleichen Stufe<br />

steht. Das Geld, also die finanzielle Vergütung der Arbeit, gehört für Arendt bloß<br />

zum Privaten, zu dem, was man einfach braucht und verbraucht, um als Individuum,<br />

als Familie oder als menschliche Gattung weiter existieren zu können. Es<br />

stellt darüber hinaus keinen Wert dar, außer diesem, dass es uns ermöglicht –<br />

nachdem wir gut versorgt sind –, in der Öffentlichkeit zu handeln.<br />

Das Handeln, das bei Arendt die ausgezeichnete Form <strong>des</strong> Tätigseins darstellt,<br />

spielt sich »ohne die Vermittlung von Materie, Material und Dingen direkt zwischen<br />

den Menschen ab« und ist der Tatsache geschuldet, dass es so viele verschiedene<br />

Perspektiven auf die Welt und in der Welt gibt, wie es handelnde Menschen<br />

in ihr gibt. Arendt zeichnet mit dem Handeln eine Form <strong>des</strong> Tätigseins aus,<br />

die nicht nach greifbaren und messbaren Produkten, nicht nach Leistung oder<br />

Meisterschaft bewertet werden kann, sondern danach, ob durch dieses Handeln<br />

Geschichten in die Welt gesetzt werden. <strong>Die</strong> Geschichten, »die sich ergeben,<br />

wenn bestimmte Ziele verfolgt werden, die [sich] erst einmal wie nebensächliche<br />

Nebenprodukte seines Tuns« 108 für den Handelnden darstellen, gestalten das Zwischen<br />

zwischen den Menschen und wirken damit in die Öffentlichkeit selbst hinein,<br />

in der sie stattfinden.<br />

105 Ebenda, S. 40.<br />

106 Ebenda, S. 73.<br />

107 Ebenda, S. 65.<br />

108 Ebenda, S. 226.<br />

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