Expo Real 2022 - Digital Edition
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<strong>Expo</strong> <strong>Real</strong> <strong>2022</strong><br />
Das vorläufige<br />
Ende der Party<br />
Gamechanger. Nach Jahren des Booms kommen spätestens mit den jüngsten<br />
Zinsanstiegen herausforderndere Zeiten auf die Immobilienbranche zu.<br />
Autor: Patrick Baldia<br />
E<br />
s kam, wie es kommen musste. Im<br />
Juli hat die EZB erstmals seit einem<br />
Jahrzehnt die Zinsen wieder erhöht<br />
– konkret um 50 Basispunkte. Bereits<br />
im September folgte der nächste Zinsschritt, im<br />
Übrigen der größte in der Geschichte der EZB:<br />
Der Leitzins wurde um 0,75 Prozentpunkte auf<br />
1,25 Prozent angehoben. Bereits im Vorfeld der<br />
ersten Zinserhöhung war die Stimmung am<br />
Immobilienmarkt getrübt, was von zurückgehenden<br />
Transaktionsvolumina unterstrichen<br />
wurde. Spätestens ab dem Juli machte sich dann<br />
eine Schockstarre unter Investoren breit. Weder<br />
Käufer noch Verkäufer scheinen sich bewegen<br />
zu wollen.<br />
„Verantwortungsvolle<br />
Investoren und<br />
Risikomanager mussten<br />
spätestens seit 2011<br />
mit einer Zinserhöhung<br />
rechnen.“<br />
Thomas Beyerle,<br />
Catella <strong>Real</strong> Estate<br />
Ist die Zinsanhebung überraschend gekommen?<br />
Oder zu hoch innerhalb von kurzer Zeit?<br />
Für Thomas Beyerle, Head of Group Research<br />
bei Catella <strong>Real</strong> Estate, war sie absehbar, erfolgte<br />
im Übrigen aber zu spät. „Verantwortungsvolle<br />
Investoren und Risikomanager<br />
mussten spätestens seit 2011 mit einer Zinserhöhung<br />
rechnen beziehungsweise sie in ihre<br />
Überlegungen miteinbeziehen“, stellt er klar.<br />
„Die, die jetzt jammern, haben ihren Job nicht<br />
gemacht.“ Aber klar ist, dass die Immobilienbranche<br />
damit insgesamt derzeit einiges zu<br />
verdauen hat. „Es ist die Summe an Verschärfungen,<br />
die uns so extrem zusetzt“, bringt<br />
es Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des<br />
deutschen Zentralen Immobilien Ausschusses<br />
(ZIA), auf den Punkt.<br />
Aber was steht hinter den Zinsschritten? Blicken<br />
wir kurz zurück: Auf den wirtschaftlichen<br />
Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie<br />
folgte eine Erholung, die stärker ausfiel als<br />
erwartet. Zur Erinnerung: 2021 belief sich das<br />
BIP-Wachstum auf 4,6 Prozent nach einem<br />
Minus von fast sieben Prozent im Jahr davor.<br />
Begleitet wurde die Erholung jedoch von pandemiebedingten<br />
Lieferschwierigkeiten und<br />
einem geringeren Arbeitskräfteangebot. Als<br />
dann, wie nach Rezessionen üblich, die Rohstoffpreise<br />
deutlich anzogen, schoss auch die<br />
108 ImmoFokus