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Expo Real 2022 - Digital Edition

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Eva Aschauer<br />

Eva Aschauer ist seit Mitte Juli Advisory Partnerin bei TPA und Leiterin des ESG-<br />

Teams. Davor war sie zehn Jahre Leiterin des großvolumigen österreichischen<br />

Immobilienfinanzierungsgeschäftes bei der Raiffeisen Bank International (RBI). Sie<br />

studierte internationale Betriebswirtschaft in Wien und Paris und startete ihre<br />

berufliche Karriere in London bei der Umdasch-Gruppe. Anschließend heuerte die<br />

gebürtige Oberösterreicherin in Wien bei der Immorent AG an, um in weiterer Folge<br />

zur Raiffeisen Zentralbank Österreich (RZB) beziehungsweise zur RBI zu wechseln.<br />

und Energieausweise stark im Fokus der<br />

Banken. Bei Finanzierungen für Unternehmen<br />

sind wiederum ESG-Ratings für Kredite<br />

relevant. Was das Thema EU-Taxonomie<br />

betrifft, kann eine Organisation, die Gebäudezertifikate<br />

vergibt, wie beispielsweise die<br />

ÖGNI, feststellen, ob eine Immobilie der<br />

Taxonomie entspricht oder nicht. Allgemein<br />

gesprochen hat der Gesetzgeber definiert,<br />

welche Branchen grundsätzlich von der<br />

EU-Taxonomie erfasst sind. Momentan sind<br />

das 13 an der Zahl, Tendenz weiter steigend.<br />

Als großer CO2-Emittent gehört die Immobilien-<br />

und Bauwirtschaft zu diesen Branchen.<br />

Die Finanzindustrie wurde bereits vor<br />

anderen Branchen verpflichtet. Insgesamt<br />

gilt die Taxonomie aktuell aber nur für große<br />

Unternehmen.<br />

Was konkret muss ein von der EU-Taxonomie<br />

erfasstes Unternehmen tun?<br />

Je nach Branche gelten für ein Unternehmen<br />

unterschiedliche KPI beziehungsweise<br />

Kenngrößen. Beispielsweise ist für Banken<br />

die sogenannte Green-Asset-Ratio ein<br />

zentrales KPI. Darunter versteht man den<br />

Prozentteil des Kreditportfolios, der nachhaltigen<br />

Kriterien entspricht. Und natürlich<br />

muss die konkrete Vorgabe erfüllt sein, um<br />

der Taxonomie zu entsprechen. Gleichzeitig<br />

heißt das aber auch, dass Unternehmen<br />

und Projekte, die Taxonomie-fit sind, einen<br />

besseren Zugang zu Finanzierungen haben.<br />

Mit 2023 kommt ja in Bezug auf Berichterstattung<br />

noch einiges auf die Immobilienund<br />

Baubranche zu?<br />

Genau. Derzeit sind nur Unternehmen, die<br />

am Kapitalmarkt unterwegs sind, zur nichtfinanziellen<br />

Berichterstattung verpflichtet.<br />

Gemäß der sogenannten CSRD(Corporate<br />

Sustainability Reporting Directive, Anm.)-<br />

Richtlinie müssen Unternehmen ab<br />

2024 einen Nachhaltigkeitsbericht (nach<br />

CSRD-Regeln) erstellen, die mindestens<br />

zwei der folgenden Kriterien erfüllen: Sie<br />

beschäftigen 250 oder mehr Mitarbeiter,<br />

erzielen mehr als 40 Millionen Euro Umsatz<br />

sowie weisen mehr als 20 Millionen Euro<br />

Bilanzsumme aus. Im Detail kennen wir<br />

die Richtlinie noch nicht, die finale Version<br />

wird im Herbst erwartet. Der Kreis der<br />

Betroffenen wird dann in den Folgejahren<br />

stufenweise ausgeweitet.<br />

Aber auch bei der EU-Taxonomie ist das<br />

letzte Wort noch nicht gesprochen…<br />

Von den sechs in der Taxonomie-Verordnung<br />

festgeschriebenen Zielen wurden erst<br />

zwei im Detail ausgearbeitet und kommen<br />

daher auch zur Anwendung, nämlich<br />

„Klimaschutz“ sowie „Anpassung an den<br />

Klimawandel“. Im nächsten Schritt folgen<br />

dann die vier anderen Umweltziele – konkret<br />

„Nachhaltige Nutzung und Schutz der<br />

Wasser- und Meeresressourcen“, „Übergang<br />

zu einer Kreislaufwirtschaft, Abfallvermeidung<br />

und Recycling“, „Vermeidung und<br />

Verminderung von Umweltverschmutzung“<br />

sowie „Schutz und Wiederherstellung der<br />

biologischen Vielfalt der Ökosysteme“.<br />

Was ist punkto EU-Taxonomie noch<br />

wichtig aufs Parkett zu bringen?<br />

Wenn wir über die Taxonomie sprechen,<br />

sollten wir uns auch über Begriffe wie<br />

„Taxonomie-fähig“ (eligible) und „Taxono-<br />

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