Expo Real 2022 - Digital Edition
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es noch zu großen Diskussionen kommen.“<br />
Dass der Indexdeckel großflächig ausgerollt<br />
wird, daran glaubt Scheibenpflug nicht: „Das<br />
wir niemand machen. Da geben wir lieber dem<br />
Mieter einen Monat mehr mietfreie Zeit. Das<br />
erspart eine Unmenge an Diskussionen.“<br />
Party kurzfristig vorbei<br />
Für Stornig-Wisek ist die Party kurzfristig<br />
einmal vorbei. „Aber ich bin trotzdem optimistisch.<br />
Ich glaube, es wird ein bisschen länger<br />
dauern. Aber es wird sich wiederholen. Ich<br />
glaube an unsere Resilienz. Und wir werden<br />
jetzt ein bisschen durchtauchen müssen.“<br />
Wobei das Vertragswerk mit der Entwicklung<br />
nicht mithalten kann. Vcelouch: „Nach Ausbruch<br />
des Krieges in der Ukraine hatte ich<br />
mehrere Fälle im Werkvertragsbereich, bei<br />
denen auf einmal die Argumentation der Unerschwinglichkeit<br />
ins Treffen geführt wurde.<br />
Da gibt es eine uralte Rechtsprechung zur<br />
Unerschwinglichkeit, die dann hin und wieder<br />
aufgekocht wurde. Diese stammt aus<br />
den zwanziger Jahren. Und da hat lange Zeit<br />
niemand daran gedacht, dass man das wieder<br />
aus dem Hut ziehen könnte. Genau dasselbe<br />
mit der höheren Gewalt. Die Lieferketten, auch<br />
im Stahlbereich, sind zusammengebrochen.<br />
Plötzlich haben alle geschaut: ‚Habe ich eine<br />
Höhere-Gewalt-Klausel im Vertrag?‘<br />
„Das kann im Betriebskostenbereich ebenfalls<br />
ein Thema werden, je nachdem, wie sich die<br />
Energiepreise weiterentwickeln. Deutschland<br />
beginnt bereits mit Energiesparverordnungen<br />
oder -gesetzen. Sollte so etwas hier bei<br />
uns ebenfalls kommen, haben Mieter möglicherweise<br />
Gewährleistungsansprüche, wenn<br />
Büroräume nur noch 19 Grad warm sind. Wer<br />
welche Klausel in seinen Vertrag hineinreklamieren<br />
kann, hängt in erster Linie von der<br />
eigenen Marktmacht ab. So realistisch müsse<br />
man sein.<br />
„Ein Riesenthema ist aktuell“, so Bauer, „ob<br />
Indexierung mit Mietvertragsunterzeichnung<br />
oder mit Mietbeginn zu laufen beginne. Früher<br />
war das nicht so ein großes Thema, weil es da<br />
um die ein, zwei Prozent gegangen ist. Jetzt<br />
geht es um acht, neun Prozent. Jetzt ist das ein<br />
Riesenthema.“ Bauer steuert auch gleich aktuelle<br />
Zahlen bei: Ein paar öffentliche Mieter haben<br />
letztes Jahr Verträge mit Mietbeginn 2024,<br />
aber mit Beginn der Indexierung mit letztem<br />
Jahr abgeschlossen. Das bedeutet, dass sie jetzt<br />
bereits um zwei Euro pro Quadratmeter mehr<br />
zahlen müssen.<br />
Zunehmende Unterviermietung<br />
Ein weiteres Thema mit Brisanz ist die zunehmende<br />
Unterviermietung, so Bauer. „Das<br />
war jahrelang oder jahrzehntelang eigentlich<br />
gar kein Thema und ist jetzt ein Riesenthema<br />
geworden, weil Banken und IT-Unternehmen,<br />
Versicherungen wirklich großflächig redimensioniert<br />
haben. Da hat die Pandemie einen<br />
richtigen Turbo gezündet.<br />
Aktuell haben wir viele große Untermietflächen<br />
in der Vermarktung. Hier im Erste<br />
Campus aber auch am Austria Campus – oder<br />
bei der Allianz. Untermietverträge mit bis zu<br />
15 Jahren Laufzeit für wirklich langfristige<br />
und großflächig zusammenhängende Untermietflächen.<br />
Diese Flächen scheinen in keiner<br />
Statistik auf, da eine Untervermietung nicht als<br />
Anmietung zählt.“<br />
„Viele Unternehmen haben gar keine Untermietrechte,<br />
die über eine Konzernklausel<br />
hinausgehen“, ergänzt Stöckl. „Untervermietungen<br />
werden von den Eigentümern eben-<br />
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