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Expo Real 2022 - Digital Edition

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Ist ein Bestandsportfolio angedacht?<br />

Jelitzka: Schon. Wir haben elf Häuser im<br />

Bestand.<br />

Was sind die Kriterien dafür, ein Hotel<br />

in den eigenen Bestand zu übernehmen –<br />

oder zu verkaufen?<br />

Jelitzka: Ob man verkauft oder nicht, ist<br />

auch immer eine Frage der Opportunität.<br />

Der Zeitpunkt des Verkaufs muss passen. Ich<br />

benötige schon wieder eine Idee, was ich mit<br />

dem Ergebnis mache. Natürlich ist auch die<br />

Rendite ausschlaggebend.<br />

Worin unterscheidet sich der Hotelmarkt<br />

vom Wohnungsmarkt?<br />

Jelitzka: Das Spannende ist, dass wir nicht<br />

allfälligen Mietzins-Deckelungen oder den<br />

politischen Wünschen ausgesetzt sind. Wir<br />

hängen nicht in der Endlosschleife allfälliger<br />

behördlicher Bewilligungen. Wir brauchen<br />

keinen städtebaulichen Vertrag und so weiter.<br />

Das Hotel steht schon.<br />

Was macht ein gutes Hotel aus?<br />

Jelitzka: Erstens die Lage, zweitens ein gutes<br />

Storytelling mit entsprechender DNA des Landes<br />

und drittens ein faires Pricing. Nun ist das<br />

ESG-Thema als viertes neu hinzu gekommen<br />

– im Sinne von Nachhaltigkeit in der Operation,<br />

beim Bau, hinsichtlich regionalem Essen und<br />

im Sinne des Sozialen, also wie mit Mitarbeitern<br />

umgegangen wird. Das wird ein Riesenthema.<br />

Ich glaube, dass deshalb die Zertifizierung von<br />

Hotels ein selbstredendes Thema ist.<br />

Zemina: Ein weiteres Kriterium<br />

ist die Saisonzeit.<br />

Jelitzka: Alle Projekte, die wir machen, haben<br />

mindestens zehn Monate Saison. Ein reines<br />

Saisonhotel, das nur sechs Monate im Jahr<br />

funktioniert, kann nicht wirtschaftlich betrieben<br />

werden. Egal, welche Destination.<br />

Zemina: Wir achten sehr darauf, dass die<br />

Betreiber die Saison mit ihrem Produkt auch<br />

verlängern können und unterstützen sie<br />

„Europa, regional eher klein,<br />

ist immer noch Tourismus-Hotspot<br />

Nummer eins und wird<br />

es auch bleiben.“<br />

dabei. Ich glaube, mit dieser persönlichen<br />

Komponente liegen wir gegenüber den großen<br />

Fonds im Vorteil.<br />

Wie ist das mit der Personalfrage? Fakt<br />

ist: in der Gastronomie-Hotellerie werden<br />

Leute gesucht wie noch nie.<br />

Jelitzka: Das ist der Grund, warum wir unsere<br />

Kollegen ordentlich bezahlen. Einfach aus<br />

Wertschätzung und weil für alle sichtbar sein<br />

muss, dass Arbeiten sich auszahlt.<br />

Der Tourismus kommt jetzt wieder in<br />

Fahrt. Die Menschen sind regelrecht ausgehungert<br />

und wollen wieder wegfahren.<br />

Jelitzka: Punkto Marktsituation ist vielleicht<br />

Folgendes zu sagen: Vor der Pandemie gab<br />

es auf der ganzen Welt pro Jahr ungefähr 1,4<br />

Milliarden Menschen, die ein Hotel angefahren<br />

sind. Mehr als die Hälfte davon ist alleine<br />

in Europa ein- und ausgegangen. Das heißt,<br />

Europa, regional eher klein, ist immer noch<br />

Tourismus-Hotspot Nummer eins und wird es<br />

auch bleiben. Und es scheint so, dass Urlaub<br />

machen mittlerweile ein Grundrecht ist. Ich<br />

glaube, gerade das Segment Lifestyle-Leisure,<br />

Daniel Jelitzka<br />

in dem wir unterwegs sind, wird immer seine<br />

Berechtigung haben.<br />

Welche Lehren hat man aus der Pandemie<br />

gezogen? Gibt es Verschiebungen im<br />

Risiko?<br />

Jelitzka: Ich glaube, dass die Pandemie<br />

für Hotels zwei wesentliche Erkenntnisse<br />

gebracht hat. Erstens, dass man in den<br />

Pacht- oder Managementverträgen in Zukunft<br />

Klauseln haben sollte, die höhere Gewalt, wie<br />

Pandemie, vorsehen. Eine weitere Erkenntnis<br />

war, dass es sich relativiert, ob der Investor<br />

einen vermeintlich sicheren Pacht- anstatt<br />

einen Management-Vertrag hat. Wenn man<br />

in Zukunft gute Brands bekommen will – die<br />

verfolgen alle momentan die Asset-Light-<br />

Strategie und wollen die Bilanzen nicht mit<br />

Rückstellungen für irgendwelche Pachten<br />

aufblasen – wird man zum Management-<br />

Vertrag greifen müssen. Das ist derzeit für den<br />

Verkauf der Immobilie sehr attraktiv.<br />

Ihr macht beides?<br />

Jelitzka: Wir machen ab jetzt beides. Das hat<br />

uns die Pandemie gelehrt.<br />

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