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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

Exkurs: „Hochwasserschäden“ gezielt belassen – strukturverbessernde<br />

Maßnahmen fast <strong>zum</strong> Nulltarif<br />

Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie<br />

Seite 119<br />

Niedrige <strong>und</strong> mittlere Abflüsse bewirken an Fließgewässern nur geringfügige Veränderungen der Gewässerstruktur.<br />

Bei sandgeprägten Gewässern können Teile der Gewässersohle mobil sein, im Ganzen betrachtet<br />

bleibt die Ufer- <strong>und</strong> Sohlstruktur aber stabil.<br />

Ganz anders verhalten sich Gewässer bei stark erhöhten Abflüssen. Hochwässer verursachen durch die verstärkte<br />

Gewässerdynamik bei Fließgewässern häufig umfangreiche morphologische Veränderungen am Gewässer<br />

<strong>und</strong> in der Aue. Der verstärkt einsetzende Sedimenttransport führt zu Umlagerungen in der Sohle <strong>und</strong><br />

lässt Bankstrukturen neu entstehen oder verlagert diese. Hinzu kommen bei unbefestigten oder überlasteten<br />

Ufersicherungen seitliche Verlagerungen des Gewässers durch Ufererosion oder die Bildung <strong>von</strong> Flutrinnen.<br />

Die Auswirkungen derartiger Abflussereignisse entsprechen im Ergebnis oft Maßnahmen, die gezielt <strong>und</strong><br />

unter erheblichem Aufwand für die Renaturierung <strong>von</strong> Bächen <strong>und</strong> Flüssen eingesetzt werden.<br />

Häufig setzt – gerade nach großen Hochwasserereignissen – ein flächenhafter Aktionismus ein, um alle Veränderungen,<br />

die durch den Hochwasserabfluss entstanden sind, wieder in den vorherigen Zustand zu versetzen.<br />

Dies ist in vielen Fällen wegen der vorhandenen Flächennutzungen <strong>und</strong> sonstigen Rahmenbedingungen<br />

nachvollziehbar. Dennoch sollte vor der Beseitigung <strong>von</strong> Hochwasserschäden direkt am Gewässer <strong>und</strong> in der<br />

Aue geprüft werden, ob die entstandenen Strukturen nicht erhalten bleiben können.<br />

Letztlich sind hierzu die folgenden Fragen zu klären:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Abb. 103: Bankstrukturen nach dem Absinken des<br />

Hochwasserspiegels (Foto: U. Koenzen)<br />

Abb. 104: Uferabbrüche nach mehreren Hochwas-<br />

serabflüssen (Foto: U. Koenzen)<br />

Wird die angrenzende Nutzung in einem Maße beeinträchtigt, das nicht tolerierbar ist?<br />

Kann die beeinträchtigte Fläche erworben oder anderweitig der Gewässerentwicklung zugeführt werden?<br />

Bestehen nicht tolerierbare hydraulische Veränderungen, die zu Beeinträchtigungen im Gewässerumfeld<br />

oder bei Unter- <strong>und</strong> Oberliegern führen können?<br />

Können Teile der entstandenen Strukturen – z. B. Ufer- <strong>und</strong> Querbänke – erhalten werden, während andere<br />

beseitigt werden müssen?<br />

Bei der Überprüfung empfiehlt sich eine abgestufte Vorgehensweise, die in einem ersten Schritt eine Bestandsaufnahme<br />

mit einer überschlägigen Bewertung unter Schadens- <strong>und</strong> Belassungsaspekten vornimmt.<br />

Ausnahmen stellen Sofortmaßnahmen <strong>zur</strong> Bauwerkssicherung u. Ä. dar. Erst in einem zweiten Schritt sollten<br />

dann Maßnahmenplanungen beginnen, die letztlich <strong>zur</strong> Maßnahmenumsetzung führen. Diese Vorgehensweise<br />

kann helfen, kosteneffizient <strong>und</strong> schonend hochwasserbedingte hydromorphologische Veränderungen<br />

<strong>zur</strong> Verbesserung der Habitatqualität zu nutzen.

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